Lieferengpässe sind Einzelfälle
Von: Jessica Wüthrich
Lieferengpässe bei Medikamenten sind selten, jedoch nicht neu. Trotz aller Bemühungen, diese zu verhindern, können aufgrund unterschiedlicher Ursachen immer wieder Engpässe in der Versorgungskette entstehen.
Lieferengpässe in der Versorgungskette von Arzneimittel sind Einzelfälle. Es liegt im Interesse aller am Medikamentenmarkt beteiligten Partnern, Engpässe wenn möglich zu minimieren und die Versorgung der Patienten sicherzustellen. Oftmals sind Lieferengpässe für Patienten zwar ärgerlich aber unproblematisch.
Wenn zum Beispiel eine gewisse Packungsgrösse fehlt, kann man diese durch eine andere Grösse ersetzen. Im Gegensatz dazu liegt ein Versorgungsengpass vor, wenn keine therapeutische Alternative verfügbar ist und ein systematischer Engpass der ganzen Produktepalette vorliegt.
Vielzahl von Ursachen verantwortlich
Die Pharmaunternehmen sind grundsätzlich bestrebt, die von ihnen hergestellten und vertriebenen Arzneimittel so lange im Angebot zu behalten, wie Bedarf danach besteht. Aus herstellungstechnischen (Probleme mit der Stabilität, Sterilität etc.) oder anderen Gründen kann es zu vorübergehenden Liefereinschränkungen kommen. Weitere Ursachen können die Einhaltung oder Erfüllung behördlicher Anforderungen, stark anwachsender Bedarf, die Volatilität des Marktes oder unvorhergesehene Ereignisse wie beispielsweise Epidemien sein.
Zudem führen ökonomische und geopolitische Faktoren zur Globalisierung von Herstellungs- und Vertriebssystemen und damit zur Konzentration der Produktion auf einen oder wenige Standorte. Dies führt zu einem Klumpenrisiko: Fällt ein Standort oder eine Maschine aus, ist die globale Versorgung gefährdet.
Patentabgelaufene Medikamente häufiger von Engpässen betroffen
95% der Engpässe betreffen patentabgelaufene Produkte. Besonders exponiert sind Wirkstoffe und Produkte, für die weltweit nur wenige Produktionsstätten verfügbar sind. Zudem sind ältere Wirkstoffe, deren Patente seit langer Zeit abgelaufen sind oder deren Zulassung mehr als zwanzig Jahre zurückliegt, häufiger betroffen. Das Gleiche gilt für Produkte, welche saisonalen Bedarfsschwankungen unterworfen sind (wie z.B. Impfstoffe) und Arzneimittel für seltene oder lebensbedrohliche Krankheiten ohne therapeutische Alternative.
Keine singulären Massnahmen gegen Versorgungsengpässe
Da den einzelnen Lieferengpässen jeweils unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen, gibt es auch keine simplen und generalisierten Lösungen. Mögliche Sofortmassnahmen beinhalten eine Kontingentierung in der Distribution und die Führung von Listen.
Wenn die Preise aufgrund von anderen Anbietern von patentabgelaufenen Wirkstoffen so tief sinken, dass es sich für Schweizer Firmen nicht mehr lohnt, diese Wirkstoffe zu produzieren, können die Firmen in Einzelfällen beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Antrag auf Preiserhöhung stellen. Dies jedoch nur dann, wenn sie glaubhaft begründen können, dass sich die Produktion dieses Wirkstoffs nicht mehr lohnt und dass gleichzeitig keine Behandlungsalternative vorhanden ist.
Meldeplattform des BWL
Die pharmazeutischen Firmen in der Schweiz reagieren auf allfällige Lieferschwierigkeiten mit klar definierten internen Prozessen und informieren Swissmedic und die betroffenen Fachkreise möglichst rasch auf geeignete, der Situation angepasste Weise.
Seit 2015 sind die Pharmafirmen verpflichtet, einen Lieferengpass zu melden, wenn dieser länger als zwei Wochen andauert. Federführend für die Meldestelle ist das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL). Droht tatsächlich ein Engpass, so zeigt das BWL Alternativen etwa in Form von Generika oder anderen Behandlungswegen auf. Die Pharmabranche trägt diese Meldeplattform des BWL mit.
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