Wirbelsturm um Roten Riesenstern entdeckt
Von: mm/f24.ch
AstronomInnen der Universität Wien haben gemeinsam mit einem internationalen ForscherInnenteam eine überraschende Beobachtung gemacht: Mit Hilfe von ALMA, dem weltweit leistungsfähigsten Radioteleskopsystem, entdeckten sie eine gigantische Gasspirale um den sterbenden Stern R Sculporis. Ein bislang unerkannter Begleitstern verwirbelt die vom Roten Riesen ausströmende Materie. Die Ergebnisse stellen die ForscherInnen in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachjournals "Nature" vor.
Franz Kerschbaum und Claudia Paladini vom Institut für Astrophysik untersuchen den Roten Riesen schon längere Zeit mit dem Weltraumteleskop Herschel und dem ESO Very Large Telescope. Sie haben so mit ihren Vorbeobachtungen zur aktuellen Studie beigetragen.
Nun haben sie gemeinsam mit KollegInnen von der Europäischen Südsternwarte ESO den sterbenden Stern mit dem neuen Radiointerferometer ALMA unter die Lupe genommen. Die Zusammenschaltung von ALMAs bis zu 66 Einzelantennen ermöglichte konkurrenzlose Schärfe und Empfindlichkeit und hat zu dieser überraschenden Entdeckung geführt.
Wurde bisher angenommen, dass der Riesenstern seine Materie gleichmässig in alle Richtungen abgibt, so zeigten die detaillierten Bilder von ALMA erstmals eine spiralförmige Anordnung der ausströmenden Materie. "Ähnlich dem Umrühren in einer Suppe führt ein vorher unerkannter Begleitstern zu dieser starken Verwirbelung", erklärt Kerschbaum.
Aus der Verteilung des nun beobachteten Kohlenmonoxidgases lässt sich erstmals die genaue Entwicklung des Massenverlustes des sterbenden Sterns über Jahrzehntausende hinweg rekonstruieren. "Diese Beobachtungen sind bedeutsam, da auch unsere Sonne dereinst – in etwa fünf Milliarden Jahren – in vergleichbare Entwicklungsphasen kommen wird", so der Astrophysiker.
Ausserdem wird das gesamte Universum in seiner Zusammensetzung massgeblich von Massenverlustprozessen vergleichbarer Sterne chemisch verändert. Kerschbaum: "So verdanken auch wir letztlich unsere eigene Existenz dem Sternentod und der damit einhergehenden Anreicherung der kosmischen Materie mit chemischen Elementen wie Kohlenstoff, Sauerstoff oder Stickstoff."
"Erst die Kombination der heute leistungsfähigsten Beobachtungseinrichtungen, dem europäischen Weltraumteleskop Herschel und dem neuen Radiointerferometer ALMA der ESO, hat es uns ermöglicht, die kritischen Massenverlustprozesse sonnenähnlicher Sterne im Detail zu studieren. Wir freuen uns, dass es beim erstmaligen Einsatz neuer Technologien gleich zu einer wissenschaftlichen Überraschung gekommen ist", so Claudia Paladini, Post-Doc am Institut für Astrophysik der Universität Wien.
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