Basel-Landschaft - Donnerstag, 3. Dezember 2009 01:41
Spitex-Fachtagung: Die Player müssen zusammenrücken
Von: Marc Schaffner (eingesandt)
Spitex und Heime blicken der Einführung der SwissDRG zuversichtlich entgegen – trotz vielen Unsicherheiten. Aber es braucht mehr Vernetzung mit den Spitälern, klare Regeln an den Schnittstellen und genug qualifiziertes Personal. Absehbar ist auch eine Strukturveränderung der Spitex von örtlichen zu regionalen Organisationen.
DRG steht für "Diagnosis Related Groups" oder Diagnosebezogene Fallkosten Pauschalen. Durch DRGs können Behandlungsfälle von Akutspitälern in eine beschränkte Anzahl klinisch definierter Gruppen mit möglichst ähnlichen Behandlungskosten eingeteilt werden.
Es bleiben noch gut zwei Jahre Zeit, bis an den Schweizer Spitälern das Fallkostenpauschalensystem SwissDRG eingeführt wird. Für die nachgelagerten Betriebe – Spitex und Alters- und Pflegeheime – hat SwissDRG gravierende Auswirkungen: Leistungen, die bisher klar dem Spitalbereich zugeordnet waren, werden auf den ambulanten Bereich verlagert.
Der grosse Andrang an der 6. Fachveranstaltung des Spitexverbandes Baselland (SVBL) und des Verbandes Baselbieter Alters-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen (BAP) im Martinshof Liestal zeigte, dass SwissDRG bei den Betroffenen zahlreiche Unsicherheiten auslöst. Lukas Bäumle, Geschäftsführer des Spitex-Verbands Baselland, wies darauf hin, dass die Verweildauer in den Spitälern sinken wird und dass Spitex und Heime immer ältere Patienten und komplexere Fälle aufnehmen müssen. Aufgrund des erhöhten Pflegebedarfs wird die Arbeit bei Spitex und Heimen attraktiver, aber auch anspruchsvoller. Ausserdem wird befürchtet, dass die Kosten für die öffentliche Hand steigen, weil mehr qualifiziertes Personal nötig ist.
Dennoch war an der Fachveranstaltung eine optimistische Stimmung spürbar. «SwissDRG beschleunigt Prozesse in der Spitex, die sowieso kommen. Jetzt ist der Druck da, die Sachen an die Hand zu nehmen», fasste SVBL-Präsident Willi Baumann zusammen.
Keine «Bloody Exits» An der Podiumsdiskussion konnten einige der Ängste wenn nicht beseitigt, so doch gemindert werden. «Bloody Exits» – Patienten, die aus Kostengründen viel zu früh aus dem Spital entlassen werden – werde es nicht geben, versicherte Heinz Schneider, Direktor des Kantonsspitals Liestal. Im Gegenteil, der Patient werde von SwissDRG profitieren, weil er noch mehr Qualität in der Behandlung erhalte.
Christopher Schmidt von der SwissDRG AG, der zuständigen Stelle für die Entwicklung des Fallkostensystems, betonte, dass Fehlanreize gezielt verhindert würden. So gebe es Abschläge beim Erlös, wenn die untere durchschnittliche Verweildauer im Spital unterschritten werde.
«Vieles hat nicht mit SwissDRG zu tun, sondern mit generellen Entwicklungen», meinte Thomas Rudin, Präsident Spitex Hinteres Frenkental und designierter Direktor Bethesda Spital Basel. Spitäler, Spitex und Heime müssten sich vernetzen und gemeinsame Schulungen durchführen, denn vor allem an der Schnittstelle – beim Übertritt der Patienten – gebe es viele Details zu regeln, vom einheitlichen Verbandmaterial bis zu Wochenenddiensten.
Werner Widmer, Direktor Stiftung Diakoniewerk Neumünster, meinte etwas provokativ, dass durch den Kostendruck von SwissDRG an den Spitälern Geldmittel frei würden, die für mehr Qualität eingesetzt werden könnten. Noch immer liege die Verweildauer im Spital zwei, drei Tage höher als im übrigen Westeuropa, es sei also finanzieller Spielraum vorhanden.
Positive Erfahrung mit DRG – Spitex wird aufgewertet Doris Ruckstuhl, Geschäftleiterin Spitex Zug, war die Einzige im Podium, die bereits Erfahrungen mit einem DRG-System mitbrachte. Als 2003 in Zug das kantonale System AP-DRG eingeführt worden sei, habe sie keinen grossen Unterschied gemerkt. Die neuen Aufgaben für die Spitex hätten sogar zu einer Aufwertung der Attraktivität, zu einem «job enrichment» geführt. Spitex-Mitarbeitende fühlten sich heute von den Spitälern eher als Partner akzeptiert, nicht nur als Auftragsempfänger.
Stephanie Mörikofer, Präsidentin Schweizerischer Spitexverband, unterstrich, dass genügend und vor allem genügend qualifizierte Pflegefachleute bereit stehen müssten. Auch die hausärztliche Grundversorgung müsse gewährleistet sein, sonst breche das ganze System zusammen. Urs Buess, Allgemeinarzt und Vertreter der Ärztegesellschaft Baselland, rechnet mit einem Patientenansturm und Mehrarbeit – dies bei bestehenden Problemen wie Nachfolgeregelung in den Praxen und Attraktivitätsverlust des Arztberufes.
Die Zeit drängt In der Publikumsdiskussion wurden vor allem Schnittstellenprobleme angesprochen. «Da haben wir Defizite – die Player müssen näher zusammenrücken», bestätigte Heinz Schneider vom Kantonsspital Liestal. Mehrere Votantinnen und Votanten tönten an, dass die örtlichen Spitexorganisationen wohl regionale Kooperationen gründen müssten. Vielfach wurde die Befürchtung geäussert, dass die Zeit bis 2012 knapp sei und die Vorbereitungen im Rückstand seien. Auf die Frage von Moderator Roger Ehret, wer denn nun den ersten Schritt machen müsse, wusste niemand so recht eine Antwort. Anwesende Spitex-Vertreter/innen signalisierten jedoch, dass sie froh seien, wenn sie die Initiative ergreifen und Vorschläge einbringen könnten. Heinz Schneider fügte hinzu, dass es für das Spital am einfachsten sei, wenn alles möglichst zentralisiert und normiert werde.
Stephanie Mörikofer äusserte mit Sorge, dass noch nicht alle Pauschalen mit der Santésuisse ausgehandelt seien. Was aber die neuen Herausforderungen in der Pflegearbeit betreffe, so sehe sie der Einfürung von SwissDRG positiv entgegen.
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