«Summer of 2011»
Von: Caba
Irgendwann - in jüngeren Jahren - hatte ich ununterbrochen den Song von Brian Adams: Summer of 69 gehört. Ach. Noch heute liebe ich diesen Song. Noch heute schwelge ich in Nostalgie, wenn ich ihn höre: Die besten Jahre meines Lebens, sang er und: nichts wird ewig dauern. Also bleibt nichts so wie es war?
Nichts?
Durch Lavendelsträucher hindurch, den warmen Wind in meinem Nacken fühlend denke ich, dass es Dinge gibt, die immer gleich bleiben. Zum Beispiel der Duft der wilden Wiesen, der süss-säuerliche Wohlgeruch von wilden Sträuchern und der herbe Duft der Waldkräuter. Oder die Asphaltstrasse, wie sie riecht, nach dem es geregnet hat. Ein Regenwurm, der mitten auf einem Kieselweg liegt (und den ich, wie damals, 1969, behutsam mit einem Blatt in das feuchte Gras verfrachte), den Schleim, den er hinterlässt. Auch das Blau des Himmels ist noch genau so blau wie damals, trotz der Ozonschicht, die Schäfchenwolken, die ein schönes Muster am Himmel zeichnen, die grossen Quellwolken, aus denen man phantastische Figuren kreieren kann.
Was ist anders als früher beim herrlichen Gefühl, barfuss auf dem Naturweg zu laufen, die Füsse im kühlen Nass eines Flusses zu baden? Gleich geblieben ist auch das Rauschen des Windes in den Ästen der belaubten Bäume oder sein Pfeiffen in den Ohren beim schnellen Laufen. Das Blut meiner kleinen Verletzung am Knöchel - es ist noch genau so rot wie immer - das Fernweh beim Nachschauen eines Flugzeuges, die Stimmung von Wehmut und vielleicht so etwas wie Heimatgefühle bei den Tönen eines Alphorns ... all das ist heute noch so wie es immer war.
Das Feuerwerk am Schweizerischen Nationalfeiertag allerdings habe ich anders in Erinnerung, damals – und dies ist gar noch nicht so lange her – wurden just im Moment der erstgezündeten Rakete die Lichter ausgelöscht, damit man uneingeschränkt die ganze Pracht von Licht und Schall am schwarzen Himmel bestaunen, das Knallen und Donnern im Bauch fühlen konnte - gab es noch keine Restaurationsstände, die heuer während des Feuerwerks laute Schlagermusik spielen und die Leute sich an den Stehbars - und anderswo - sinnlos vollsaufen bis zum ekelhaften Gekotze.
Zurück zum Sommer 2011 oder was davon noch übrig geblieben ist. Nostalgie, Kindheitserinnerungen und ein paar schöne Sommertage, nein, nicht die beste Zeit meines Lebens, denn jede Zeit beansprucht für sich, die Beste zu sein.
Vielleicht lächelt uns ja noch der Altweibersommer an? Das Lächeln täte gut, versöhnend und heilsam wirkend auf all das Andere, was unwiderruflich ist und nicht mehr kommen wird.
Der Duft des langsam verblühenden Lavendels und der warme Wind im Nacken mit demselben Gefühl, das ich schon vor einer Ewigkeit empfand, trösten mich.
Gewisse Dinge sind nie vorbei, sie dauern ewig, lieber Brian Adams.
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