Lust auf «Anarchie»
Von: Caba
Ist Ihnen auch schon mal passiert, dass Sie Lust hatten, unser Ordnungssystem ändern zu wollen? Haben Sie auch schon mal Ohnmacht gegenüber den Behörden verspürt? Sich über einen Beamten geärgert? Willkür erfahren? Amtsmissbrauch? Sich kontrolliert gefühlt? Bevormundet? Dann bin ich beruhigt.
Wie sagte einer mal: «(...eine Welt, in der keiner regieren soll über die Arbeit und Mühe eines anderen... das ist Anarchie. Eine Welt in der Freiheit jeden beglückt, den Schwachen und den Starken...)». Ich füge hinzu: «...in der keiner die Macht hat, über das Leben und das Wirken und über den Aufenthalt eines Menschen zu bestimmen.
Das massgebliche Wesensmerkmal der Anarchie unserer Zeit ist die Verneinung von Macht in der gesellschaftlichen Organisation und Ordnung. Anarchie ist eine politische Ideenlehre, welche die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von individueller und kollektiver Freiheit ablehnt. Ich habe nicht bloss Lust, solche Hierarchien und den damit verbundenen Kontrollmechanismen abzulehnen, den Rechtsstaat in der jetzigen Form überhaupt in Frage zu stellen und meinen Aktionismus mit leisem zivilen Ungehorsam einzuschränken, sondern zu handeln, das System zu sabotieren, ja, militant zu werden!
Wenn ich nochmals zwanzig wäre. Oder in den 68er leben würde. Eine Momentaufnahme.
Mit dem Prinzip, so wie ich mir Anarchismus vorstelle, (vielleicht eine Art Postanarchie; eine Form von selektiven Anarchismus), wären Behördenwillkür und Behördenschikanen, Rechtsverletzungen, allgegenwärtige Diskriminierungen durch den Staat, die Filz- und Vetternwirtschaft, die Gewalt-, Militär- und Finanzherrschaften nicht mehr existent. Die Gesellschaft wäre führungs,- und deshalb auch machtlos.
«Freiheit wird nicht zu einem Volk herabsteigen; ein Volk muss sich selbst zur Freiheit erheben», sagte Emma Goodmann, eine amerikanische Anarchistin und Friedensaktivistin. Freiheit entsteht aus dem Widerstand gegen Unterdrückung, und Unterdrückung ist die Hierarchie und das damit verbundene Machtgefälle. Hierarchie verhindert oder behindert die Selbstbestimmung und die freie Entfaltung des Individuums.
Lust auf «Anarchie?»
Vielleicht bin ich ja morgen, oder übermorgen, oder in sechs Monaten wieder froh, dass es eine staatliche Struktur gibt. Im Moment jedenfalls kämpfe ich imaginär und real dafür, dass die Macht nicht zur Ohnmacht, und die Machtlosigkeit nicht ins Verderben führen. Gegen Macht und Ohnmacht kann man kämpfen, gegen den Missbrauch der Macht muss man kämpfen. Ob nun aus anarchistischen, idealistischen, humanistischen, ethischen oder aus sozialen Gründen – ich kämpfe. Bis ich den Kampf gewonnen habe. Gewaltlos, aber gehaltvoll.
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