Pflümli nabelt sich ab
Von: Besenstiel
Alltagsgeschichten von Pflümli und Besenstiel
Pflümli:
Am vergangenen Wochenende war Besenstiel noch zu schwach, um mit mir etwas zu unternehmen. Daher ging ich mit einer Freundin in die Pfadi um zu Schnuppern, und es hat uns saugut gefallen. Danach ging ich zur Freundin nach Hause und weil Besenstiel noch etwas Ruhe vertragen konnte und ich Lust auf Spielen hatte, übernachtete ich auch gleich dort.
Die Mutter meiner Freundin wollte am Sonntag raus in die Natur, da Besenstiel noch nicht mochte, ging ich mit ihnen. Am Samstag hatte ich freiwillig die Einkäufe besorgt; es macht mir riesig Spass, alleine Einkaufen zu gehen. Auch am Mittwoch, als ich Klavierstunde hatte, ging ich wie selbstverständlich alleine hin und obwohl Besenstiel vorgestern arbeitete, ging ich auch alleine an die Geburtstagsparty einer Klassenkameradin.
Eine Freundin von mir darf nicht mal von der Schule alleine nach Hause, obschon diese nur gerade ein paar Minuten von ihrem Haus entfernt liegt. Ich bin reif genug, solche Unternehmungen alleine zu machen. In der Klasse kennen ich niemanden, der alleine den Wocheneinkauf besorgt, höchstens für sich Schleckzeug, Döner oder grusige Energiedrinks kauft.
Ich finde, ich habe Besenstiel bewiesen, dass ich Verantwortung übernehmen kann, warum muss jetzt noch so lange auf einen Hund warten?
Besenstiel:
Pflümli wird tatsächlich zu meiner Freude immer selbständiger. Dennoch überfallen mich manchmal widersprüchliche Gefühle. Einerseits bin ich froh und erleichtert, dass meine Kleine so selbständig ist, andererseits frage ich mich, ob es gut war, sie so früh darauf vorzubereiten. Schliesslich hat man nur eine Kindheit. Und diese geht so schnell vorbei!
Hätte ich ihr vielleicht doch mehr Zeit dazu geben müssen? Durch ihre gewonnene Autonomie kommt noch ein anderer Aspekt hinzu: Pflümli braucht mich immer weniger. Das tut ein wenig weh. Doch sollte ich nicht froh sein darüber, dass es sich so gut alleine zu helfen weiss? Das ewige Ringen einer Mutter, die sich hinterfragt.
Doch wenn ich ganz tief in mich hineinhorche, mich einzig auf mein Bauchgefühl verlasse, denke ich, dass ich es richtig gemacht habe. Schliesslich habe ich Pflümli nur auf den Weg der Selbständigkeit hingeführt, den Weg dazu hat sie von sich aus beschritten. Wäre sie innerlich noch nicht bereit gewesen, hätte sie sich wohl kaum darauf eingelassen.
Das Gefühl, dass einem das heranwachsende Kind immer weniger braucht ist zwar schmerzlich, doch irgendwie auch befreiend. Neue Freiräume entstehen, die lange verschlossen blieben. Mit dem Hund allerdings müssen wir noch ein wenig warten!
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