Wie viel Verlust durfte es 2011 sein?
Von: Maximilian Reimann
Mit einer defensiven Anlagestrategie, so schrieb ich vor 14 Tagen, hätte man in den letzten Jahren eine Depot-Performance von durchschnittlich 3 – 4 % und Jahr erzielen müssen. Viele Anleger wären froh, sie hätten so viel erreicht.
In der Tat habe ich zwischenzeitlich in Depot-Auszüge Einblick erhalten, die von roten Zahlen geprägt sind. Und dies nicht nur für das Jahr 2011, sondern auch für 2008 und 2009. Trotzdem meine ich, dass meine Analyse, und ebenso die Prognose für das Jahr 2012, realistisch sind. Mein Musterdepot, wie ich es letztmals beschrieben hatte, basiert schwergewichtig auf CHF-Werten, Obligationen mit Zinssätzen zwischen 2 und 4 %, sowie im Aktienbereich auf Blue Chips mit hoher Dividendenrendite und als Beimischung auf gut rentierenden Immobilienfonds. Damit sollte man, auch in einem schlechten Aktienjahr, im tiefen einstelligen Plus liegen.
Aarg. Pensionskasse: 4 % im Minus
Als Massstab für die Rendite eines auf Substanzerhalt bei angemessener Rendite ausgerichteten Portfolios darf zweifellos auf die Aargauische Pensionskasse (APK) verwiesen werden. Es ist dies die Pensionskasse von 27‘400 Angestellten von Kanton, Gemeinden sowie der Lehrerschaft, mit einem Anlagevermögen von 8,12 Milliarden Franken. Im Jahr 2010 erzielte die APK eine Performance von 2,8 % und lag damit nur minim unter der von mir skizzierten Bandbreite.
Im letzten Jahr kam es jedoch zu einem Verlust von rund 4 % und damit zu einem deutlichen Rückschlag, wie die APK schon kurz nach Neujahr in einer - informativ vorbildlichen - Medienmitteilung bekannt gab. Sie machte für die Negativperformance von 2011, die den Deckungsgrad der künftigen Renten auf 91 % absinken liess, das schwierige Marktumfeld verantwortlich.
Auch für 2012 rechnet die APK weiterhin mit einem schwierigen Marktumfeld. Das ist nicht Pessimismus, sondern absoluter Realismus. Solange die Euro-Krise sowie die hohe Verschuldung vieler EU-Länder nicht im Griff sind, kann es an den Finanzmärkten noch zu bösen Überraschungen kommen.
Weitere Verluste der APK würden allmählich aber ungemütlich für die 27‘400 Versicherten. Immerhin, im Vergleich zu der von einem Bestechungsskandal betroffenen Personalvorsorgekasse des Kantons Zürich, die noch über einen Deckungsgrad von 82 % verfügt, darf sich die APK durchaus sehen lassen.
Hat die Nationalbank soviel Macht?
In den letzten Tagen ist unsere Nationalbank und insbesondere deren Präsident Philipp Hildebrand nicht aus den Schlagzeilen gekommen. Zu einem guten Stück war er selber schuld daran und entsprechend hatte er sich auch Asche aufs Haupt geschüttet. Zum anderen steht nach wie vor die Frage im Raum: Kann die SNB den Wechselkurs derart stark beeinflussen, dass sich wieder eine Parität zum Euro von Fr. 1.30 oder gar 1.40 ergibt? Und kann sie das im Alleingang oder nur im Verbund mit anderen Zentralbanken?
Grundsätzlich kann sie es, aber die Zusatzfrage lautet umgehend, zu welchem Preis? Soll die SNB, quasi auf Teufel komm raus, die Geldmenge vermehren, um so alle spekulativen Angriffe auf den Franken in Keime zu ersticken? Sie kann es, aber sie würde gleichzeitig ein riesiges Inflationspotenzial schaffen, das unserer Volkswirtschaft noch sehr, sehr teuer zu stehen kommen könnte. Man denke an die Preise, die Löhne oder die angesparten Vermögen.
Währungspolitik mit dem Brecheisen ist eine gefährliche Sache, eine Gratwanderung sondergleichen. Deshalb glaube ich nicht, dass die SNB den Mindestkurs, wenn überhaupt, auf mehr als Fr. 1.25 anheben wird, allen Unkenrufen von links zum Trotz…
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