«Ramadan» auf andere Art
Von: Caba
Millionen von Muslimen auf der ganzen Erde fasten. Es ist Ramadan, wer weiss es noch nicht?
Ich faste auch. Unfreiwillig. Manchmal vergesse ich vor lauter Arbeit oder auch Musse, dass ich essen soll. Und esse nichts. Und trinke auch nichts. Und wundere mich dann, wenn ich gegen Ende Nachmittag stechende Kopfschmerzen bekomme und mir schwindlig wird.
Ich faste auch, weil mein Portemonnaie leer ist. Um zur Bank zu gehen, bin ich zu faul. Ausserdem bin ich mir nicht sicher, ob das noch was zu holen ist. Ich faste auch, weil mein Kühlschrank leer ist. Und ich faste, weil ich glaube, abnehmen zu müssen.
Mein Fasten hat nichts Göttliches an sich. Die Seele eines religiös Fastenden wird gereinigt und geläutert und seine Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen wird gefestigt. Religiöses Fasten schärft auch das Gewissen und vergrössert die Widerstandskraft. Fastende (Muslime) nehmen sich in der Zeit des Fastens neue, gute Vorsätze für die kommende Zeit und bitten Gott um Vergebung für die begangenen, schlechten Taten.
Der Ramadan und seine Fastenden lösen bei mir einige Reflektionen aus. Ist meine Beziehung zu Gott intakt? Könnte ich die Beziehungen zu meinen Mitmenschen nicht noch festigen? Würde ein solches Reinigungsritual mir nicht nur körperlich, sonder auch seelisch gut tun? Was hält mich davon ab, spirituell zu fasten? Kann ich als Christin nur während der Osterzeit fasten? Muslime sind zwar angehalten, während einer bestimmten Zeit zu fasten, darüber hinaus aber können sie jederzeit fasten, wenn sie mögen und es ihre Kraft zulässt. Das können wir auch.
Spirituelles Fasten hat etwas Schönes und Friedvolles an sich. Ich könnte mir doch vornehmen, eine Fastenzeit zu beginnen, indem ich ganz bewusst auf jegliche unnötige Kost verzichte und mich für eine bestimmte Zeit allein mit den Grundnahrungsmittel ernähre. Dies fördert nicht nur mein Durchhaltewillen, sondern auch die Solidarität mit den Menschen, die sich aus ihrer Lebenssituation heraus nur mit Grundnahrungsmittel begnügen müssen.
Warum nicht einmal das Brot selbst backen und dann bewusst verzehren? Warum in dieser Zeit nicht mal gleichgesinnte Freunde zu Brot und Oliven und einem Glas Wein einladen? Vielleicht auch mal das Wasser, das wir wie selbstverständlich aus unseren Hähnen fliessen lassen, in ganz langsamen Schlücken trinken und die Kostbarkeit dieses Elements in uns dankbar aufnehmen? Mal auf ein Vollbad oder eine Dusche verzichten? Und am Abend, statt mit einem Krimi ins Bett zu kriechen und nach Blut und Totschlag zu lüstern, ein Gebetbuch in die Hände zu nehmen oder zu Meditieren? Ganz bewusst eine Auszeit zu nehmen aus dem Alltag, ohne die Arbeit niederzulegen?
Wie herrlich, dass man zu erkennen fähig ist, dass Fasten schön und sinnlich sein kann und dass man jederzeit damit beginnen und wieder aufhören kann.
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