Mutterliebe geht durch das Handy
Von: Caba
Ist Ihnen schon aufgefallen, wieviele Mütter am Kinderwagen, oder das Kind an der Hand oder im Arm haltend, am Handy kleben? Lachend, schimpfend, gestikulierend durch das Kind hindurch sehen oder es gar nicht sehen, als wäre es gar nicht präsent?
Die Mütter reden und reden, aber nicht mit ihren eigenen Kindern, sondern mit ihrem Handy. Immer wieder treffe ich sie an, diese Mütter, die, statt sich mit ihrem Kind abzugeben, mit ihrem Handy beschäftigt sind. Das Kind bleibt von der «Kommunikationswelt» der Mutter weitgehend ausgeschlossen, während diese die Erlebniswelt des Kindes gar nicht wahrnimmt.
Richtig berührt hat mich kürzlich eine Szene beim Coiffeur. Da war eine Mutter mit einem etwa neunjährigen Mädchen, das sich die Haare schneiden liess und einem etwa zweijährigen Knaben, der im Wagen sass.
Die Mutter schwatzte mit dem Coiffeur und hin und wieder mit ihrer Tochter, den Kleinen im Wagen würdigte sie keines Blickes. Verständlich, dass dieser anfing sich bemerkbar zu machen. Er wimmerte und quengelte protestierend. Die Mutter schaute entnervt, vom Sitzen aus schob sie den Wagen vor und zurück, damit das Kind ruhig werde. Dies ging fast eine halbe Stunde so, das Protestieren wurde immer lauter und das Kind weinte unterdessen regelrecht. Die Mutter schob den Wagen noch immer vor und zurück. Ich konnte fast nicht zusehen. Warum nimmt diese den Kleinen nicht einfach aus dem Wagen? Wie wäre es mit Körperkontakt? Körperwärme? Oder das Kind teilhaben lassen am Geschehen, ihm zeigen, dass sie, die Mutter es wahrnimmt und es lieb hat?
Ähnliche Situationen habe ich öfters schon beobachtet, insbesondere in öffentlichen Verkehrsmitteln. Warum nehmen Mütter ihre weinenden Kinder nicht einfach aus ihren Wägen auf ihren Arm? Warum erkennen sie die Bedürfnisse ihrer Sprösslinge so wenig?
Sie merken nicht, dass das Kind schreit, weil es verdammt noch mal mit Recht die Aufmerksamkeit der Mutter, des Kindes wichtigster Bezugsperson will, doch diese klebt am Handy. Das Kind ist sich selbst überlassen. Es resigniert, verschliesst sich. Sieht man nicht öfters in manchen Kinderaugen diesen leeren Blick? Diese Mütter merken auch nicht, warum das Kind das angebotene Ersatzmittel, irgend eine Süssigkeit, von sich stösst oder lustlos daran lutscht. Sie tun es als kindliche Laune oder Trotz ab. Hauptsache, sie können weiterreden!
Aus Fachkreisen hörte man gar, dass es Mütter gibt, die sogar während der Entbindung noch am Handy hängen oder SMS verschicken. Diese Entwicklung ist tragisch, denn wie sollen sich diese kleinen Erdenwesen gesund entwickeln, wenn ihnen Zuwendung, Aufmerksamkeit und Körperkontakt entzogen wird?
Das nämlich brauchen Kinder, aber gewiss keine Handyfreaks!
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