Schlechte Laune oder der längste Satz einer Kolumne
Von: Caba
Kann man arbeiten, wenn man eine Blockade hat ? – Ja, man kann, aber wie?!
Der alte Mann, der seinen Hund an das Fahrrad meines Nachbarn «brünsle» lässt, mein akut-dramatisch-intensives-Schlafdefizit in Verbindung mit affektiven Störungen und Melancholie, ein hirnblöder Autofahrer, der mich auf dem Fahrrad fast umgerammt hätte, eine Menschengruppe, die aus zwei Cars mit ZH-Nummernschildern gestiegen sind und wie gackernde Hühner über die Strasse latschen - mitten in town – und mich zwingen, beide Bremsen meines Fahrrads zu drücken (ich kam den Berg hinunter mit Rückenwind!) und mich dazu bringen, die übelsten Zürich-rassistischen Schimpfwörter von mir zu geben,
die Zahlungen, die noch nicht gemacht sind, Briefe, die noch nicht geschrieben sind, mein längst fälliger Zahnarzttermin, den ich noch immer nicht vereinbart habe (trotz Zahnweh), ein von Zeitungen überlaufender Briefkasten, schmutzige Pfannen im Schüttstein, leere Klopapierrollen, Bonbonpapierchen auf dem Boden des Entrees, Vogelkacke auf den Heckscheiben meines Autos, eine Kreuzspinne, die sich meine Lavendelstöcke ausgesucht hat, um ihr Netz zu spannen, eine von Blättern der Wildreben übersäten Terrasse, die der Herbstwind gebracht hat - lässt mich jetzt seufz-stöhnend auf meinen Chefsessel meines Büros sinken,
obwohl ich viel lieber in einen Punching-Ball hineinboxen würde, um meinen Verdruss über dieses und jenes an ihm auszulassen, der Liebste, der wieder einmal zu spät angerufen hat und nicht das gesagt hat, was er hätte sagen sollen-müssen, die Ungewissheit, was tue ich nächsten Monat? Wo werde ich sein? - lässt mich nun die Augen schliessen und wünschen, mein Leben wäre nur ein Traum gewesen und würde beim Aufwachen eben erst beginnen. Am liebsten ab 30, mit der heutigen Reife und Einsicht, von Gelassenheit noch keine Spur.
Solche Empfindungen nennt man:
- Dienstagsblues
- Post-post-post-natale Psychose der eigenen Geburt
(immer, wenn sich der Geburi nähert) - Prä-winterliche-Winter-Depression
- Oder ganz einfach schlechte Laune!
Und aus diesem ist der längste Satz einer Kolumne überhaupt geworden!
Jetzt hau ich mich in die Pfanne (wenn ich wieder sanftmütig bin, werde ich sagen, jetzt begebe ich mich ins Körbchen) und morgen sieht (vielleicht) alles wieder ganz anders aus. Bonne nuit.
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