Schwarze Woche
Von: Besenstiel
Alltagsgeschichten von Pflümli und Besenstiel.
Pflümli:
Die vergangene Woche ist nicht so gut gelaufen. Am Montag und Dienstag liess Besenstiel mich zu Hause, da es mir nicht so gut ging. Ich fand das eigentlich ganz toll, mal so Hausherrin zu sein, aber irgendwie auch langweilig. So spielte ich eben. Ich spielte mit meinen Puppen, auch mit der Sascha, die ich von Besenstiel «leihweise« bekommen habe. In meinem Spiel ging die Mutter (ich) mit ihren Kindern (Puppen) zum Coiffeur. Die eine, Jeanette, musste die Haare schneiden lassen. Also schnitt ich. Ich dachte dann auch nicht daran, dass es Besenstiels Puppe, die Sascha war, so sehr war ich in meinem Spiel vertieft.
Später realisierte ich, was ich getan hatte. Als Besenstiel nach Hause kam, fragte ich sie, ob sie mich immer lieb habe, ganz gleich, was geschieht. Sie sagte ja. Da zeigte ich ihr die Puppe. Oh je. Ich glaube, ich habe ihr die Laune gründlich verdorben.
Auch am Freitag. Da beichtete ich ihr, dass ich im Rechentest in der Schule versagt habe und nur ein «teilweise erreicht» bekommen habe. Ich hasse mich selbst: Ich bin ein Dippi-Däppi, lass das Teufelchen oft zu Besuch kommen und mache immer Flüchtigkeitsfehler im Rechnen. Mir ist zum Weinen.
Besenstiel:
Es ist nicht ganz einfach, dies ohne Emotionen niederzuschreiben. Es packt mich schon wieder eine Wut. Nur weiss ich gar nicht so recht, auf wen oder was ich wütend sein soll.
Darf ich denn auf Pflümli wütend sein? Wenn ein Kind so im Spiel ist, vergisst es die Wirklichkeit um sich herum, es lebt in seiner eigenen Lebenswirklichkeit. Und darin existierte in just diesem Moment, als sie meiner geliebten Sascha mit den langen, braunen Haaren, zu der ich stets grosse Sorge getragen habe und die deshalb auch 40 Jahre alt geworden ist, die Haare geschnitten hatte, diese Puppe nicht. Sie schnipselte nicht etwa einfach etwas kürzer rundherum, nein, die vorderen schnitt sie zur Hälfte ab; meine Sascha sieht grässlich aus! Das hat mich wirklich traurig gemacht. Abgesehen davon, dass die Sascha Puppe heute einen grossen Wert besitzt.
Und dann kommt der zweite Schock! Ein Rechentest mit einem niederschmetternden Ergebnis: Ziel teilweise erreicht! Nur teilweise. Und wieder Schuld an allem sind ihre unnötigen Flüchtigkeitsfehler: Sie ist zuwenig konzentriert. Braucht zu lange, um die Aufgabenstellung zu verstehen und «jufelt» dann, um innerhalb der vorgegebenen Zeit fertig zu werden. Jetzt muss etwas geschehen; ich muss wohl mehr Zeit für sie aufbringen. Aber woher stehle ich mir die, wenn ich nicht mal Zeit für mich selbst habe? Nun weinen wir eben beide.
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