Eine neue Zeit ist angebrochen
Von: Besenstiel
Alltagsgeschichten von Pflümli und Besenstiel.
Pflümli:
Für mich ist eine neue Zeit gekommen. Nun habe ich eine Ahnung, was Mama immer notiert in ihrer Agenda und wieviel sie im Kopf haben muss. Seit ich die Orientierungsschule begonnen habe, muss ich Agenda führen. Das ist Pflicht. Ich habe nicht mehr nur zwei Klassenlehrerinnen, sondern sieben. Von fast allen bekomme ich Hausaufgaben. Die einen sind für dieses Datum, die anderen für ein anderes. Hier ein Ordner, dort ein Register, Turnschläppchen (nachher hiess es, Turnschuhe seien besser!), dann sämtliche Hefte und Bücher einbinden. Alles muss notiert werden.
Ich muss an so Vieles denken. Blätter zuhause abgeben, Unterschrift einfordern. Nicht zu sprechen von der Schule selbst: Ich verstehe nun, was Besenstiel gemeint hat als sie sagte, dass es ernst wird in der OS.
Im Rechnen war ich gleich mal überfordert, wir hatten doch noch gar keine schriftliche Division! Und so komische Ornamente musste man fortsetzen, was soll denn das? Ausserdem muss ich in meinem Etui eine Schere, eineb Prittstift und vieles andere haben – zum Glück hatten wir dies alles zu Hause – und für die Geographie muss das Einbandpapier grün sein, ganz schön anspruchsvoll diese Schule! Aber sonst: Ich freue mich auf die neue Zeit!
Besenstiel:
Ich auch. Oder zumindest teilweise. Seit Schulbeginn gab es jeden Tag viel zu erzählen; ich musste meine ganze Aufmerksamkeit dem Pflümli zur Verfügung stellen. Aber ich war ja selbst sehr neugierig und es machte mir Spass, mir diese Zeit zu nehmen und ihr zuzuhören. Nicht nur für Pflümli, auch für mich kommt eine neue Zeit. Das Schulprogramm ist straff; ich muss mir alle wichtigen Schulereignisse notieren; den ersten Elternabend, überlegen, will ich im Elternrat sein, was heisst das genau, wieviel Aufwand bedeutet dies für mich und wieviel zusätzliches Engagement. Zwischen wollen und können liegt ja ohnehin meine Schwierigkeit.
Ich bin froh, dass Pflümli die Schule so gut begonnen hat und trotz früherem Unterricht und weiterem Schulweg alles tip-top klappt. Eines hat sich nicht verändert, und das ist schön zu wissen: wenn Pflümli etwas Feines zum Znüni hat, ist ihr Tag sowieso schon erfolgreich, noch mehr, wenn darauf ein gutes Mittagessen folgt. Ich habe zu ihren Gunsten entschieden, dass sie fortan mehr zu Hause essen wird. Auch wenn dies weniger Zeit für mich oder für meine Arbeit bedeutet und mit einem Mehraufwand verbunden ist: wenn ich Pflümli damit glücklich machen kann, ist es mir das wert. Ist es nicht schön, dass mein Kind gerne nach Hause kommt?
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