Für die Generation Y ist sinnvolle Arbeit wichtiger als Geld
Von: Roland Teuscher
Beim 13. KMU-Anlass der Neuen Aargauer Bank (NAB) in Kooperation mit dem Aargauischen Gewerbeverband (AGV) stand das Thema «Die Mitarbeitenden von heute verstehen» im Zentrum. Der 23-jährige Entrepreneur und Digital Native Philipp Riederle zog das Publikum mit seinem Referat über die Generation Y (Jahrgang 1980 bis 1999) in den Bann. Tonio Zemp verblüffte mit seinen positiven Erfahrungen in einer Firma ohne Chef-etage und Management.
(v.l.) Roberto Belci, Leiter Private Banking-, Privat- und Firmenkunden NAB, Referent Philipp Riederle, Digital Native, Moderator Kurt Aeschbacher, Referent Tonio Zemp, Liip AG und AGV-Präsident Kurt Schmid
Wie ticken die Arbeitnehmer von heute? Wer sind sie, welche Werte prägen sie und was ist ihnen bei der Arbeit wichtig? Die Gastgeber Roberto Belci, Ressortleiter Private Banking-, Privat- und Firmenkunden, und Kurt Schmid, Präsident des Aargauischen Gewerbe-verbandes, boten den über 500 Aargauer Unternehmerinnen und Unternehmern am 13. KMU-Anlass mit vielen Impulsen einen echten Mehrwert zu einem Thema, das vielen unter den Nägeln brennt.
Generation Y hat nicht Karriere im Sinn
Der Fachkräftemangel beschäftigt alle Branchen. Umso wichtiger ist die Gewinnung der passenden Fachkräfte. Neu im Arbeitsmarkt ist die Generation Y, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurde. Wer wissen will, wie diese Leute ticken, fragt Philipp Riederle.
Der charmante 23-Jährige ist als Deutschlands jüngster Unternehmensberater einer der führenden digitalen Köpfe. Riederle weiss, was den «Digital Natives» wichtig ist, denn er ist einer von ihnen. Er schilderte das Lebensgefühl einer Generation, die gut ausgebildet, vernetzt und kreativ einen massiven Wandel der Gesellschaft und der Wirtschaft bewirken wird. «Im Gegensatz zu unseren Eltern streben wir nicht nach Geld und Status. Wir wollen nicht Karriere machen, damit wir mit dem Porsche in die Burnout-Klinik fahren können», so Riederle.
Leistungsbereit – aber nur, wenn der Job Spass macht
Den Vorwurf, dass seine Generation mit den digitalen Medien in eine virtuelle Welt eintauche und sich abkapsle konterte Riederle, indem er sich direkt ans Publikum richtete: «Sie sind die definitiv letzte analoge Generation. Aber wir Jungen kennen die Welt nicht anders als digital. Wir leben und kommunizieren immer in beiden Welten. So sind wir aufgewachsen.»
Die Digitalisierung stelle die Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Lebenswichtig sei dabei Effizienz, Innovation und die Anpassung an das enorme Tempo des Wandels. Wer seine Generation dabei an Bord holen wolle, müsse deren Bedürfnisse verstehen und ihnen Sicherheit bieten. Aber nicht in Form von Geld und Macht.
«Wir sind in hohem Masse leistungsbereit. Aber nur, wenn der Rahmen stimmt. Wir wollen im Job Sinn finden und stets Neues lernen – je flexibler dabei die Arbeitszeiten sind, desto besser.» Gleichzeitig gestand Riederle aber auch ein, dass seine Generation noch gar nicht wissen könne, was sie wolle, denn: «Wir haben immer eine riesige Auswahl – was uns auch ganz schön stresst.»
Eine erfolgreiche Firma ohne Geschäftsleitung
Mit Tonio Zemp stand ein Mann auf der Bühne, der seine Position selber abgeschafft hat. Das «ehemalige Mitglied der ehemaligen Geschäftsleitung» der Webagentur Liip weihte das Publikum in seine Erfahrungen und überraschenden Erkenntnisse ein, die er seit Einführung des Organisationsmodells «Holacracy» sammelt.
Die 150 Mitarbeitenden der Agentur kommen ohne Geschäftsleitung und Vorgesetzte aus. Zemp war ursprünglich für die strategische Weiterentwicklung der Firma zuständig. Heute organisieren die Mitarbeitenden ihre Arbeit und das Unternehmen selbst. Jeder kann die Organisation verändern oder unbegrenzt Betriebsmittel einsetzen, um die Fähigkeiten wirkungsvoller einzubringen. Entgegen häufiger Annahmen wird diese Freiheit nicht missbraucht, sondern mit grosser Verantwortung im Sinne des Unternehmens eingesetzt.
«Grundsätzlich ist unser Organisationsmodell in jeder Firma denkbar. Voraussetzung ist eigentlich fast nur der Wille der Vorgesetzten, ihre Machtposition auch tatsächlich aufzugeben. Das steigert die Motivation der Mitarbeitenden und ermöglicht die Partizipation», so Zemp in seinem Referat.
Unterhaltsamer Talk mit Kurt Aeschbacher
In der Talkrunde entlockte Moderator Kurt Aeschbacher Philipp Riederle und Tonio Zemp weitere spannende Aussagen. Zum Abschluss lud Gastgeber Robert Belci zum Networking-Apéro ein. Das gab dem Publikum die Möglichkeit, Beziehungen zu pflegen, neue Kontakte zu knüpfen und sich über die eigenen Erfahrungen auszutauschen.
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