Aussenhandel floriert - trotz Frankenkurs
Von: mm/f24.ch
Es ist ja schon ein Paradoxem sondergleichen, seit Monaten jammert die Exportindustrie über den hohen Frankenkurs, Finanzspezialisten erheben mahnend den Zeigefinger und fordern von der Nationalbank eine radikale Umstellung ihrer bisher bewährten Finanzpolitik währendem die Statiker gestern glaubhaft, da mit Fakten dokumentiert, nüchtern feststellten: Der schweizerische Aussenhandel hielt sich im Jahr 2010 angesichts der Frankenstärke gut. Nach dem hohen Minus im Vorjahr legten die Exporte um 7 % zu, während die Importe um 8 % wuchsen. Trotz dieses eindrücklichen Wachstums blieben die Ergebnisse export- und importseitig noch je 13 Mrd. Fr. unter ihrem Höchststand von 2008. Zudem mussten die Exporteure währungsbedingt Preisnachlässe zugestehen. Im 2010 kamen die bedeutendsten Nachfrageimpulse aus Asien. Die Handelsbilanz wies den zweithöchsten Überschuss in der Geschichte auf. Da stellt sich doch die Frage: Haben die Jammerer etwa einfach nur die falschen, nicht marktgerechten Produkte?
Die Exporte nahmen im Jahr 2010 nominal um 7,1 % (real: + 7,4 %) auf 193,3 Mrd. Fr. zu. Trotz des beachtlichen Anstiegs lagen die Ausfuhren damit immer noch deutlich unter dem Rekordniveau von 2008. Bezogen auf die vierteljährliche Entwicklung zeigte sich das 2. Quartal 2010 als das wachstumsstärkste; in den darauf folgenden Quartalen liess der Schwung etwas nach - auch saisonbereinigt (Vorquartalsvergleich). Dies rührte u.a. auch von der Frankenstärke her, die zudem den Exporteuren gewisse Preiszugeständnisse abverlangte. So bildeten sich die Exportgüterpreise leicht zurück. Besonders deutlich wird dies unter Ausschluss der Pharmasparte, erfuhren doch die Preise einen Abschlag von 3,7 % (real: + 11,2 %).
Die Importe wuchsen nominal um 8,4 % (real: + 8,4 %) auf 173,7 Mrd. Fr. Auch hier blieben die Ergebnisse deutlich hinter jenen des Jahres 2008 zurück. Während die Importe im Startquartal 2010 noch schwächelten, katapultierte das Plus im 2. Quartal auf kräftige 15 %. In den beiden folgenden Quartalen setzte eine leichte Wachstumsverlangsamung auf hohem Niveau ein. Sowohl mit wie auch ohne die Pharmasparte blieben die Preise der Importwaren gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.
Während in den vergangenen Jahren der Überschuss in der Handelsbilanz von Rekord zu Rekord eilte, wies dieser im 2010 erstmals seit 2005 wieder einen Rückgang (- 3,8 %; bzw. - 780 Mio. Fr.) auf. Mit 19,6 Mrd. Fr. stellt der Aktivsaldo dennoch historisch den zweithöchsten Überschuss dar. Die Verringerung des Überschusses rührte in erster Linie vom deutlich gestiegenen Defizit mit der EU (namentlich Deutschland und Irland) her.
Im Dezember stiegen die Exporte nominal um 6,9 % (real: + 10,9 %) auf 15,4 Mrd. Fr. und die Importe um 8,2 % (real: + 10,5 %) auf 14,2 Mrd. Fr. Allerdings zählte der Berichtsmonat einen Arbeitstag mehr als der Dezember 2009. Kalendertagbereinigt nahmen die Ausfuhren um 3,0 % (real: + 6,9 %) zu und die Einfuhren um 4,2 % (real: + 6,4 %). Bezogen auf den Vormonat (saisonbereinigt) zeigte sich in beiden Verkehrsrichtungen im zweiten Monat in Folge ein Minus. Die Preise der Exportgüter sanken um hohe 3,7 % und jene der Importgüter um 2,1 %. Ohne die Pharmasparte betrug der Preisabschlag bei den Ausfuhrgütern sogar 6,0 % (real: + 13,7 %). In der Handelsbilanz belief sich der Überschuss auf 1,3 Mrd. Fr. (- 5,8 %).
Exporte im Jahr 2010 nach Branchen und Ländern
Nach dem Schreckensjahr 2009 erzielten im Jahr 2010 wieder 8 der 10 bedeutenden Exportbranchen ein Umsatzplus. Die deutlichste Aufholjagd vollzogen dabei die Uhren- und die Metallindustrie, deren Auslieferungen gleich um je einen Fünftel stiegen. Bei den übrigen Industriezweigen bewegte sich die Zunahme zwischen 4 und 8 %.
Im Vorjahr noch von hohen Einbussen getroffen, erzielte die Uhren- und die Metallindustrie im 2010 ein imposantes Absatzplus. Bei Letzterer expandierten die Auslieferungen von Eisen und Stahl um die Hälfte und jene von Aluminium um einen Drittel. Ausserdem legten die Ausfuhren von Maschinenelementen um einen Fünftel zu. Eindrücklich war auch der Kurswechsel bei der Maschinen- und Elektronikindustrie, die ihre Auslandverkäufe innert Jahresfrist um insgesamt 8 % steigerte. Allerdings vermochten erst 7 von 12 Subgruppen am Aufschwung teilzuhaben. Während die Textil- (+ 50 %) und die Metallbearbeitungsmaschinen (+ 13 %) positiv hervorstachen, lagen u.a. die Exporte von Kraftmaschinen deutlich unter dem Vorjahresniveau. Um fast 6 % wuchsen die Ausfuhren der Chemischen Industrie und der Kunststoffindustrie. Bei Ersteren war der Anstieg breit abgestützt. Zwischen 11 und 20 % erhöhten sich u.a. die Lieferungen von Ätherischen Ölen, Riech- und Aromastoffen, Roh- und Grundstoffen sowie immunologischen Produkten. Die Textilindustrie, die Präzisionsinstrumente sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie wiesen ein Exportwachstum von 4 % auf. Bei Letztgenannter schoss der Absatz von Kaffee um einen Viertel in die Höhe. Derweil zeigte sich bei den Tabakfabrikaten und beim Käse ein Minus. Noch nicht aus ihrem letztjährigen Formtief heraus fand die Papier- und Grafische Industrie, zumal ihr Auslandumsatz leicht unter dem Niveau des Vorjahres lag. Bei der Bekleidungsindustrie, die bereits im Jahr 2009 gebeutelt wurde, weitete sich das Minus im 2010 sogar noch aus.
Die Schweiz konnte - abgesehen von Afrika (- 5,1 %) - im Jahr 2010 nach allen Kontinenten mehr Güter exportieren. Am dynamischsten wuchs die Nachfrage aus Asien (+ 14,8 %), aber auch jene aus Lateinamerika, Ozeanien und Nordamerika legte zwischen 11 und 14 % zu. Der Versand nach Europa wuchs um 4 % (EU: + 3,6 %).
Gleich um 40 % expandierten die Lieferungen nach Hongkong und Singapur. Ebenfalls kräftig wuchsen die Ausfuhren nach China und Taiwan, die um drei Zehntel stiegen. Die Exporte nach Russland nahmen um einen Viertel und jene nach Indien um 19 % zu. Der Versand nach Brasilien, Kanada, Österreich und in die USA erhöhte sich zwischen 10 und 16 %. Zu nennen sind ferner die grossen Volkswirtschaften wie die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Deutschland, wohin 6 bis 8 % mehr exportiert wurde.
Derweil waren die Auslieferungen nach Frankreich leicht rückläufig. Um 6 % verringerten sich die Exporte nach Japan, während jene nach Griechenland um 12 % zurückgingen.
Importe im Jahr 2010 nach Waren und Ländern
In sämtlichen Verwendungszweckgruppen wuchsen die Importe, allerdings sichtbar unterschiedlich. Am deutlichsten stiegen die Bezüge von Rohstoffen und Halbfabrikaten, gefolgt von den Energieträgern. Bei Letzteren war das Plus jedoch vor allem durch den starken Preisanstieg bedingt.
Bei den Rohstoffen und Halbfabrikaten erzielten gleich 3 bedeutende Subgruppen eine Zunahme um einen Viertel, so die Metalle (+ 1,9 Mrd. Fr.), die elektrischen und elektronischen Artikel sowie die Uhrenteile. Die Importe der umsatzstärksten Gruppe, der Chemikalien, erhöhten sich um einen Achtel bzw. um 1,1 Mrd. Fr.
Die Konsumgüter als grösste Hauptgruppe wies ein Plus von 7,9 % bzw. + 5,5 Mrd. Fr. auf. Wesentlich beigetragen haben die Bijouterie- und Juwelierwaren (+ 33,6 %; davon 2,6 Mrd. Fr. Goldornamente zum Einschmelzen aus Vietnam), die Personenautos (+ 19,7 %; Stück: + 20,7 %) und die Arzneiwaren (+ 7,2 %). Dagegen sanken die Einfuhren von Bekleidung und Schuhen sowie Nahrungs- und Genussmitteln.
Halb so hoch wie die Gesamteinfuhr wuchsen die Importe von Investitionsgütern (+ 4,3 %). Zwar wiesen fast alle wichtigen Subgruppen ein Plus auf, aber keine von ihnen vermochte wachstumsmässig herauszuragen. Am stärksten stiegen die Importe von Fabrikationsmaschinen (+ 10,0 %), gefolgt von den Arbeitsmaschinen und -geräten (+ 7,8 %). Eine gegenläufige Entwicklung in den Subgruppen liessen die Einfuhren von Maschinen- und Geräten des Dienstleistungsgewerbes, Nutzfahrzeugen und Baubedarfswaren nur um 2 bis 4 % steigen.
Mit Ausnahme Afrikas (- 4,5 %; Libyen) wiesen die Importe aus sämtlichen Kontinenten ein Plus auf. Gleich um einen Viertel stiegen die Einfuhren aus Lateinamerika und Asien. Aus Europa bzw. der EU wurden 7 % mehr Güter importiert.
Auf Stufe Land stachen Aserbaidschan und Kasachstan (beide Erdöl) mit einer Steigerung um vier bzw. drei Fünftel hervor. Um 38 % stiegen die Importe aus Irland (Chemikalien), während jene aus Vietnam (Goldornamente sowie Bijouterie und Juwelierwaren) um einen Drittel expandierten. Aus Tschechien, Indien und China wurde zwischen 18 und 24 % mehr Güter eingeführt. Ferner nahmen die Bezüge aus Japan, Spanien und dem Vereinigte Königreich um einen Achtel zu. Die Importe aus Österreich, den Niederlanden und Deutschland erhöhten sich um 6 bis 10 %, und aus Italien kamen 3 % mehr Güter. Dagegen stagnierten die Einfuhren aus Frankreich.
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