Die Weltkonjunktur erholt sich derzeit schneller als erwartet vom vorangegangenen starken Konjunktureinbruch. Auch in der Schweiz hat sich die Rezession im 2. Quartal verlangsamt, und für das zweite Halbjahr kündigt sich eine positive Wende an. Die Schweizer Konjunktur stabilisiert sich. Daher rechnet die Expertengruppe des Bundes für das laufende Jahr mit einem weniger starken Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) der Schweiz als noch im Juni (-1,7% anstatt -2,7%). Allerdings ist zu befürchten, dass die internationale Konjunktur nach der ersten kräftigen Aufholbewegung im Verlauf von 2010 wieder etwas an Schwung verlieren wird, was auch der weiteren Konjunkturerholung in der Schweiz Grenzen setzt. Für 2010 rechnet die Expertengruppe daher mit einem nur schwachen BIP-Wachstum (+0,4% anstatt -0,4%) und mit einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit.
Internationale Konjunktur Nach dem ausgeprägten Konjunktureinbruch von Ende 2008 und Anfang 2009 haben sich die weltwirtschaftlichen Konjunkturaussichten in den vergangenen Monaten erstmals wieder spürbar aufgehellt. Unterstützt durch die umfangreichen Hilfsmassnahmen für die Finanzinstitute hat sich die Krise an den Weltfinanzmärkten seit dem Frühjahr merklich entspannt, und viele Konjunkturindikatoren haben sich schneller als erwartet von ihren Tiefstständen erholt. Für das zweite Halbjahr 2009 zeichnet sich für die USA, Europa und Asien eine recht kräftige konjunkturelle Aufholbewegung von den vorangegangenen starken BIP-Rückgängen ab. Diese Erholung wird zum einen durch die staatlichen Konjunkturprogramme angetrieben. Zum andern dürfte sich in vielen Ländern positiv auswirken, dass der ausgeprägte Lagerabbau der Unternehmen wohl weitgehend beendet ist, so dass eine steigende Endnachfrage zunehmend rasch auf die Produktion durchschlagen sollte.
Allerdings bleibt nach wie vor fraglich, ob sich diese positive Konjunkturdynamik auch im kommenden Jahr fortsetzen kann, wenn die stimulierenden Impulse von der Finanzpolitik allmählich nachlassen werden. Einer durchgreifenden Belebung der privaten Konsum- und Investitionsnachfrage stehen gewichtige Belastungsfaktoren entgegen. So könnte insbesondere in den USA das Wachstum des privaten Konsums über Jahre hinaus unterdurchschnittlich bleiben, weil die privaten Haushalte ihre übermässige Verschuldung abbauen und somit ihre noch immer niedrige Sparquote weiter erhöhen dürften. Daneben steht der für einen Aufschwung typischen starken Belebung der weltweiten Unternehmensinvestitionen vorerst wohl die aussergewöhnlich tiefe Kapazitätsauslastung entgegen. Auch die Bankenprobleme (z.B. weitere erhebliche Kreditabschreibungen) können noch nicht als überwunden betrachtet werden und sich somit weiterhin als konjunktureller Bremsklotz erweisen. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass kräftige Erholungen, wie sie sonst oft nach schweren Rezessionen zu beobachten waren, im Nachgang von Banken- und Immobilienkrisen häufig ausblieben.
Insgesamt geht die Expertengruppe des Bundes deshalb davon aus, dass die Erholung der internationalen Konjunktur im Verlauf von 2010 nur schleppend vorankommen wird und entsprechend die BIP-Wachstumsraten in den USA (unter 2%) wie in Europa (knapp 1%) im historischen Vergleich bescheiden ausfallen werden.
Konjunkturprognose Schweiz Auch in der Schweiz hat sich der BIP-Rückgang im 2. Quartal 2009 verlangsamt, und die in den letzten Monaten deutlich verbesserten Unternehmensumfragen (z.B. KOF-Konjunkturbarometer sowie Einkaufsmanagerindex für die Industrie) deuten für das zweite Halbjahr auf eine positive Wende hin. Die Schweizer Wirtschaft dürfte den konjunkturellen Tiefpunkt somit etwas schneller überwinden und im Gesamtjahr 2009 mit -1,7% weniger stark schrumpfen als noch in der Juni-Prognose erwartet wurde (-2,7%). Dies entspräche trotz allem dem stärksten Jahresrückgang seit 1975.
Im internationalen Quervergleich nimmt sich die Rezession in der Schweiz allerdings noch relativ milde aus. Dies ist hauptsächlich der soliden Inlandnachfrage zu verdanken, namentlich dem privaten Konsum und den Bauinvestitionen, welche die Einbrüche der Exportindustrie und des Finanzsektors teilweise kompensieren konnte. Zudem ist die Industrie zwar erheblich von der Rezession betroffen, jedoch erreicht der Rückgang der Wertschöpfung bei weitem nicht das Ausmass wie in anderen Ländern (z.B. Deutschland und Japan). Die stärksten negativen Impulse auf die BIP-Entwicklung gingen auch diesmal, wie bereits im letzten Abschwung der Jahre 2001 bis 2003, von der deutlich gesunkenen Wertschöpfung im Finanzsektor aus.
Im kommenden Jahr wird die Schweizer Wirtschaft nach Meinung der Expertengruppe ein bescheidenes BIP-Wachstum von 0,4% erreichen (anstatt bisher -0,4%). Die Konjunkturerholung dürfte wegen des nur schwachen weltwirtschaftlichen Rückenwinds indes weitgehend schwunglos verlaufen. So ist für die Exporte von Waren und Dienstleistungen zwar von einer spürbaren Belebung auszugehen (+3,2%), ohne dass jedoch der markante Rückgang von 2009 (-9,5%) auch nur annähernd wettgemacht würde. Die Ausrüstungsinvestitionen werden angesichts der tiefen Kapazitätsauslastung vieler Firmen wohl noch weiter schwach bleiben. Die bislang bemerkenswert robuste, auch durch die Zuwanderung gestützte Konsumdynamik dürfte 2010 nachlassen, weil die verschlechterte Arbeitsmarktlage und absehbare geringere Reallohnzuwächse belastend wirken werden.
Infolge der 2010 nur langsam Tritt fassenden Konjunktur bleiben die Aussichten für den Arbeitsmarkt düster. Die Beschäftigung dürfte in den kommenden Quartalen weiter zurückgehen und erst im späteren Jahresverlauf 2010 wieder leicht zunehmen. Für die Arbeitslosenquote muss mit einem weiteren Anstieg von voraussichtlich 3,8% im Jahresdurchschnitt 2009 auf 5,2% im Jahresdurchschnitt 2010 gerechnet werden.
Die Phase negativer Konsumteuerung dürfte in den nächsten Monaten ausklingen. Massgebend hierfür ist, dass die teuerungsdämpfenden Effekte von den Erdölpreisen in den kommenden Monaten wegfallen werden. Daher ist für 2010 wieder mit einer positiven Teuerung von 0,9% zu rechnen (nach -0,4% 2009), wobei der Inflationsdruck angesichts der nur langsamen Wachstumserholung mit unterausgelasteten Kapazitäten und hoher Arbeitslosigkeit vorerst gering bleibt.
Konjunkturrisiken Wie stark sich die Konjunktur im kommenden Jahr erholen wird, ist nach wie vor sehr unsicher. Die Prognose der Expertengruppe basiert auf der Annahme, dass die momentan kräftige weltwirtschaftliche Aufwärtsdynamik im Verlauf von 2010 mit nachlassender Wirkung der Konjunkturprogramme zumindest zeitweilig wieder merklich an Schwung verliert. Demgegenüber könnte die Belebung länger anhalten, falls sich die positiven Tendenzen ebenso wie der vorherige Absturz wechselseitig verstärken (z.B. sich die Erwartungen bei Produzenten und Konsumenten nachhaltiger als angenommen verbessern) und so die längerfristig bremsenden Faktoren (u.a. Entschuldung und Konsumzurückhaltung in den USA, Konsolidierungsbedarf in der Finanzpolitik) überlagern würden. Eine durchgreifende internationale Konjunkturerholung (sogenanntes V-Szenario) würde auch für die Schweiz ein höheres BIP-Wachstum bedeuten. Allerdings wäre selbst in einem solch optimistischen Konjunkturszenario für 2010 noch kaum mit einer wesentlichen Entspannung am Arbeitsmarkt zu rechnen, weil dieser erst mit Verzögerung auf die Konjunktur reagiert.
Auf der andern Seite bestehen weiterhin weltwirtschaftliche Risiken nach unten, welche die Erholung sogar wieder vollends zum Erliegen bringen könnten. Hierzu zählt etwa die Unsicherheit über die noch bestehenden weltweiten Bankenprobleme, die sich im Fall neuerlicher Kreditverluste wieder akzentuieren und die Konjunktur belasten könnten. Daneben könnte die Rezession in verschiedenen Ländern (u.a. Deutschland) noch wesentlich stärker als bislang auf den Arbeitsmarkt durchschlagen und so den Konsum zusätzlich dämpfen.
Der Aufschwung beginnt im Kopf Mit der Prognose „Schweizer Konjunktur stabilisiert sich“ der Expertengruppe ist das Licht am Ende des Tunnels sichtbar und alleine dies kann sich stimulierend auf die Wirtschaft auswirken.
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