Schweizer Stellenwachstum über Vorkrisenniveau
Von: mm/f24.ch
Im Jahr 2021 schreiben Unternehmen in der Nordwestschweiz 25% mehr Stellen aus als im Vorjahr. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbessert sich für alle Berufsgruppen deutlich. Insbesondere die Fachkräfte von Dienstleistung und Verkauf erleben in der Nordwestschweiz ein kräftiges Stellenwachstum. Dies zeigt die wissenschaftlich fundierte Erhebung des Adecco Group Swiss Job Market Index des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich.
Knapp zwei Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown im März 2020 schliesst der Schweizer Stellenmarkt im 4. Quartal 2021 mit einem deutlichen Plus von 39% mehr Stellenausschreibungen im Vergleich zum 4. Quartal 2020 ab. Seit dem Frühling nimmt die Anzahl an Stellenausschreibungen stetig zu.
Ein solch rasanter und massiver Anstieg des Index wurde seit Messbeginn im Jahr 2003 noch nie beobachtet. Selbst im Vergleich mit dem Vorkrisenquartal (4. Quartal 2019) verzeichnet der Index einen eindeutigen und bemerkenswerten Zuwachs von 18% und erreicht damit ein neues Rekordhoch.
Dieser massive Zuwachs an Stelleninseraten widerspiegelt die deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in der Schweiz über die letzten Quartale und geht mit der positiven Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) einher. Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) führten Steigerungen im privaten Konsum und der Warenexporte dazu, dass das BIP bereits im Sommer 2021 das Vorkrisenniveau vom 4. Quartal 2019 überstieg.
Gegenwärtige Entwicklungen sprechen jedoch dafür, dass sich das wirtschaftliche Wachstum und somit auch die positive Entwicklung in der Zahl der Stellenausschreibungen im Jahr 2022 verlangsamen wird. Insbesondere die rasche Ausbreitung der neuen Virusvariante Omikron und die anhaltenden internationalen Lieferengpässe wirken bremsend auf das Wirtschaftswachstum.
«Sollte Omikron zur Wiedereinführung von härteren Massnahmen im In- und Ausland führen, wie etwa die Schliessung gewisser Dienstleistungsbranchen, oder sollten die Lieferengpässe gerade auch wegen der Verbreitung von Omikron im Ausland länger andauern, dann könnte sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder verschlechtern. Dies insbesondere im Handel und in Hotellerie und Gastronomie, wie auch in den verarbeitenden und exportorientierten Branchen. Allerdings könnten die durch Omikron verursachten krankheitsbedingten Personalengpässe auch einen Anstieg bei den Temporärstellen auslösen», sagt Marcel Keller, Country Manager Adecco Schweiz.
Das Wachstum des Stellenmarkts macht sich sowohl gesamtschweizerisch als auch in allen Grossregionen der Schweiz bemerkbar. Dies zeigt ein Vergleich der Stellenausschreibungen vom Jahr 2020 mit jenen vom Jahr 2021. Den mit Abstand grössten Zuwachs von 25% verzeichnet die Nordwestschweiz, gefolgt vom Espace Mittelland (+21%), der Zentralschweiz (+21%), der Ostschweiz (+13%), der Region Zürich (+12) und der Südwestschweiz (+8%).
Nachdem die Nordwestschweiz im letzten Jahr noch einen 11-prozentigen Rückgang des Stellenangebots verzeichnet hat, nimmt die Zahl der Jobinserate im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um bemerkenswerte 25% zu. Dieser Anstieg ist im Regionenvergleich der Grösste. Selbst im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019, ist die Zahl der Stelleninserate in der Region aktuell immer noch 12% höher.
Insgesamt können alle Berufsgruppen in der Nordwestschweiz vom Wachstum des Stellenangebots profitieren. Ein sattes Plus von 54% und somit den mit Abstand grössten Anstieg an Vakanzen verzeichnen die Fachkräfte von Dienstleistung und Verkauf.
Zu dieser Berufsgruppe gehören beispielsweise Verkaufskräfte, Betreuungsberufe und Assistenzberufe im Gesundheitswesen. Während die Fachkräfte von Dienstleistung und Verkauf im Krisenjahr 2020 noch einen Rückgang der Stellenangebote von 14% erlitten, schaffen sie es durch die starke Nachfragezunahme im Jahr 2021 nicht nur den letztjährigen Verlust wieder wettzumachen, sondern sogar das Vorkrisenniveau um ganze 33% zu übertreffen.
«Die Nordwestschweiz ist traditionellerweise als Wirtschaftsstandort für Chemie und Life Sciences bekannt. Diese haben sich in der Corona-Krise als eindeutige Gewinner positioniert und eine durchwegs starke Personalnachfrage beibehalten. Dementsprechend, fällt das diesjährige Stellenwachstum in Berufen, welche vorwiegend mit den Life Sciences assoziiert sind (bspw. Hochschulberufe von MINT und Gesundheit) auch geringer aus. Das Gegenteil ist in jenen Berufen zu beobachten, welche in Branchen angesiedelt sind, die durch die Corona-Massnahmen stark betroffen wurden, wie etwa Verkaufskräfte im Gastgewerbe und anderen Dienstleistungsbetriebe. Diese Fachkräfte sind seit den weitgehenden Lockerungen der Massnahmen im Sommer nun wieder verstärkt gesucht». - Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz.
Ebenfalls von einem überdurchschnittlichen Stellenwachstum profitieren in der Nordwestschweiz die Hochschulberufe von Wirtschaft und Sozialem (z.B. Sozialwissenschaftler/-innen, Berufe der Kultur, Spezialist/-innen der betrieblichen Verwaltung sowie Spezialist/-innen im Bereich Finanzen und Betriebswirt/-innen). Ganze 45% mehr Stellen schreiben hier die Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr aus. Dies nachdem die Hochschulberufe von Wirtschaft und Sozialem im Krisenjahr 2020 einen markanten Einbruch des Stellenangebots um 27% verzeichneten.
Auch bei den Fachkräften von Büro und Verwaltung (+22%) (bspw. Kaufmännische Fachkräfte und Verwaltungsfachkräfte), den Hochschulberufen von MINT und Gesundheit (+21%) (bspw. Entwickler/-innen und Analytiker/-innen von Software und Anwendungen oder Pflegefachkräfte), den Fachkräften von Handwerk und Hilfskräfte (+20%) (bspw. Bau- und Ausbaufachkräfte, Fahrzeugführer/-innen und Bediener/-innen mobiler Anlagen), den Fachkräften von Technik (+17%) (bspw. Bauführer/-innen, Poliere und Produktionsleiter/-innen), und den Führungskräften (+12%) kann im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr eine positive Entwicklung des Stellenangebots beobachtet werden.
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