Lohnrückgang bei Chefs von Grosskonzernen
Von: mm/f24.ch
Die gesamte Vergütung von Schweizer Geschäftsleitungsmitgliedern und Verwaltungsräten (Führungsorgane) in den grössten hundert kotierten Unternehmen betrug im Jahr 2017 insgesamt 1,6 Mrd. CHF. 1,36 Mrd. CHF gingen an Geschäftsleitungsmitglieder und 221 Mio. CHF an Verwaltungsräte.
Für jene etwa 75 Unternehmen mit ausreichenden Daten führte PwC eine vereinfachte Wertschöpfungsrechnung durch. Diese zeigt die Aufteilung von Gewinnen auf Anspruchsgruppen. In der Median-Firma gingen 1.3% des EBIPT an das Top Management, 63.9% an andere Mitarbeitende, 5.8% direkt an den Staat in Form von Gewinnsteuern und 29.0% an Fremdkapital- und Eigenkapitalgeber.
Remo Schmid, Partner People and Organisation Consulting bei PwC Schweiz: «Die Vergütung von Verwaltungsräten und Managern macht einen wesentlichen Anteil an den Unternehmensgewinnen aus. Es ist daher verständlich, dass Aktionäre und die Öffentlichkeit Interesse an guter Governance haben. Eine Darlegung und Begründung, wie der geschaffene Wert verteilt wird, ist wichtig, um das nachhaltige Engagement aller Anspruchsgruppen zu sichern.»
Gleich grosser Kuchen, aber Verschiebung der Aufteilung
Die Gesamtvergütung der Führungsorgane blieb relativ stabil über die Zeit, auch wenn sie in den Jahren 2014 bis 2016 etwas höher war. Bemerkenswert sind aber die Verschiebungen zwischen den Firmen. Im Jahr 2017 betrugt die Gesamtvergütung der Führungsorgane im SMI (den grössten 20 Unternehmen) 811 Mio. CHF, ein Minus von 15.4% seit 2009. Im SMIM (den nächsten 30 Unternehmen) und in Small-caps (den nächsten 50 Unternehmen) waren es 416 Mio. CHF bzw. 354 Mio. CHF, ein Plus von 16.7% bzw. 19.1% seit 2009.
Die Median-Vergütung von CEOs im SMI ist im Jahr 2017 auf das Niveau von 2009 gefallen. Sie betrug 5,5 Mio. CHF (-29.5% seit 2016). Zwar fiel auch im SMIM die CEO-Vergütung von 2016 auf 2017 (minus 7.6% auf 3,3 Mio. CHF). Sie ist aber noch immer 54.3% über dem Niveau von 2009. In Small-Caps stieg sie um 3.5% seit letztem Jahr und liegt mit 1,4 Mio. CHF nun 12.7% über 2009.
Die Median-Vergütung des Verwaltungsratspräsidenten (VRP) betrug im SMI im Jahr 2017 1,2 Mio. CHF (-9.8% seit 2009). In SMIM-Unternehmen hingegen stieg diese Vergütung von 554‘000 CHF im Jahr 2009 auf CHF 626‘000 im Jahr 2017 an (+13.0%). Eine grösserer Anstieg hatte in den Vorjahren stattgfeunden; im Jahr 2007 hatte die Median-Vergütung noch 403‘000 CHF betragen. In Small-Caps stieg die Median-Vergütung des VR-P seit letztem Jahr um 6% auf 330‘000 CHF (+40.4% seit 2009).
Neue Ideen für Vergütungssysteme und Offenlegung
Die PwC-Studie zeigt auch neue Wege für die Gestaltung von Vergütungssystemen auf. Viele Vergütungssysteme sind zu komplex und kaum sinnvoll in ein System der wertorientierten Führung eingebettet. Zwar sind manche der Systeme bei Proxy Advisors und manchen institutionellen Investoren beliebt.
Prof. Alexander Wagner vom Swiss Finance Institute (Universität Zürich) und Co-Autor der Studie: «Bei komplexen Systemen ist die subjektive Bewertung durch Manager oft niedrig, sodass die Vergütung für die gleiche Wirkung höher ausfallen muss. Ausserdem gehen solche Systeme oft mit starken, unerkannten Risikoanreizen einher. Besser ist ein einfaches System, in dem langfristig zu haltende Aktien als Belohnung für erreichte strategisch relevante Zielerreichung gewährt werden.»
Darüber hinaus ist die Berücksichtigung der Dynamik der Vermögensentwicklung des Managers wichtig. Schweizer CEOs halten steigende Beträge an Aktien des eigenen Unternehmens. Im Jahr 2009 hielt der Median-CEO in SMI und SMIM-Unternehmen etwa zwei Mal sein Basissalär als eigene Aktien. Im Jahr 2017 waren es fünf Mal.
Remo Schmid: «Über den Vermögenseffekt auf den eigenen (oder zukünftig zuzuteilenden) Aktien spürt das Management die Veränderungen des Geschäftsganges (gemessen am Aktienkurs) am im Unternehmen gebundenen Vermögen. Vermögensveränderungen des Managements durch die Aktienperformance während des Jahres sollten auch bei der Vergütungsdiskussion mit dargetellt werden.»
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»