Globale Konjunkturschwäche hemmt Schweizer Wirtschaft
Von: mm/f24.ch
Für das Jahr 2024 prognostiziert die KOF einen Anstieg des sportbereinigten Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1.2%. Vor allem die schwache Weltkonjunktur und rückläufige Investitionen bremsen das Wachstum der Schweizer Wirtschaft. Die Aussichten für das Jahr 2025 sind mit einer prognostizierten Wachstumsrate des sportbereinigten BIP von 1.8% positiver.
Die Schweizer Wirtschaft wächst im ersten Halbjahr 2024 nur verhalten. Die KOF erwartet eine konjunkturelle Belebung erst in der zweiten Jahreshälfte, wenn die internationale Nachfrage wieder anzieht. Trotz des schwachen BIP-Wachstums ist im Prognosezeitraum mit einem soliden Beschäftigungswachstum und einer weiterhin tiefen Arbeitslosenquote zu rechnen.
Zudem werden nach den Rückgängen der letzten Jahre wieder Reallohnzuwächse erwartet. Diese stärken die Kaufkraft und dürften zusammen mit dem Bevölkerungswachstum den privaten Konsum stützen.
Rückläufige Ausrüstungsinvestitionen sorgen für einen Konjunkturdämpfer
Neben der lahmenden Weltwirtschaft dämpfen auch die rückläufigen Ausrüstungsinvestitionen die Schweizer Konjunktur. Der Rückgang erstreckte sich auf fast alle Investitionsgüter. Am aktuellen Rand sind die Ausrüstungsinvestitionen wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgefallen.
Dies ist einerseits teilweise eine Normalisierung nach den überdurchschnittlichen Jahren nach der Pandemie, aber andererseits auch Ausdruck einer aktuellen Investitionsschwäche. Insbesondere in der Industrie hat sich das Investitionsklima deutlich abgekühlt. Aktuelle Umfragen zeigen aber eine allmähliche Aufhellung der Investitionserwartungen.
Bauinvestitionen weiterhin schwach – Erholung in Sicht
Die Bauinvestitionen in der Schweiz verharren in diesem Jahr auf tiefem Niveau. Gründe dafür sind der Rückgang der Wohnbauinvestitionen und die anhaltende Investitionsschwäche in den Bereichen Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen. Allerdings stützen grössere Projekte im Tiefbau und in der öffentlichen Infrastruktur den Sektor, was eine Erholung der Bauinvestitionen im nächsten Jahr wahrscheinlich macht.
Steigende Gesundheitskosten schwächen die Kaufkraft
Für den privaten Konsum prognostiziert die KOF für das Jahr 2024 einen schwachen Anstieg. Der Preisauftrieb, insbesondere in der ersten Jahreshälfte, und steigende Ausgaben für die obligatorische Krankenversicherung wirken sich negativ auf die Kaufkraft aus. Dennoch stützen die anhaltend gute Arbeitsmarktlage und das Bevölkerungswachstum den Konsum insgesamt, auch wenn der private Konsum und das verfügbare Einkommen pro Kopf leicht sinken.
Für das kommende Jahr wird eine Zunahme der Ausgaben der privaten Haushalte erwartet. Diese wird durch eine sich allmählich abflachende Teuerung und eine stärkere Zunahme des verfügbaren Einkommens unterstützt.
Dienstleistungssektor entwickelt sich besser als das Verarbeitende Gewerbe
Positive Impulse für die Schweizer Konjunkturentwicklung kommen von einigen Dienstleistungssektoren. Dazu gehören das Gastgewerbe, das Gesundheitswesen sowie die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Vor allem für die exportorientierten Industriefirmen bleibt die Lage angespannt. Hingegen verzeichnet die Pharmabranche eine verbesserte Geschäftslage.
SNB geht bei der Zinswende voraus
Vor dem Hintergrund rückläufiger Inflationsraten und der schwachen Wirtschaftsdynamik hat die Schweizerische Nationalbank in ihrer Märzsitzung eine Zinssenkung auf 1.5% beschlossen. Ihre Pendants in den USA, dem Euroraum und dem Vereinigten Königreich beobachten insbesondere die Entwicklung der Dienstleistungspreise mit Vorsicht und werden voraussichtlich um die Jahresmitte mit Leitzinssenkungen beginnen. Eine historische Entscheidung war die Zinserhöhung der Bank of Japan, die sich damit aus dem Negativzinsbereich verabschiedete.
Schweizer Arbeitsmarkt weiterhin in guter Verfassung
Im vierten Quartal 2023 verzeichnete der Stellenmarkt in der Schweiz ein solides Wachstum. Zu Beginn des Jahres 2024 zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin in guter Verfassung, und auch die Aussichten bleiben gemäss Vorlaufindikatoren positiv.
Trotz des moderaten BIP-Anstiegs prognostiziert die KOF ein anhaltend solides Beschäftigungswachstum, wenngleich die Arbeitslosigkeit leicht ansteigen dürfte. Dies ist teilweise auf moderate Beschäftigungsanstiege in Branchen mit traditionell höheren Arbeitslosenquoten zurückzuführen. Die Arbeitslosenquoten bleiben jedoch im gesamten Prognosezeitraum unter den historischen Mittelwerten.
Internationale Konjunktur: USA robust, Europa durchlebt Schwächephase
Die Weltwirtschaft entwickelte sich im vierten Quartal 2023 mit starken regionalen Unterschieden unterdurchschnittlich. Die USA zeigten sich dank anhaltend starker Konsumausgaben wirtschaftlich robust. Die europäischen Volkswirtschaften, insbesondere Deutschland, befinden sich in einer konjunkturellen Schwächephase.
Trotz kurzfristiger Herausforderungen durch eine hohe Inflation und schwierige Finanzierungsbedingungen wird in der zweiten Jahreshälfte 2024 eine wirtschaftliche Erholung erwartet. Die Schweizer Exporte und Importe dürften dann von der sich erholenden Weltkonjunktur und den anziehenden Ausrüstungsinvestitionen profitieren.
Inflation und geopolitische Konflikte stellen ein Prognoserisiko dar
Die Prognoserisiken sind vorwiegend negativ, geprägt von der Gefahr, dass durch unvorhergesehene Zweitrundeneffekte die Kerninflationsrate nicht weiter sinken könnte. In diesem Fall wären die Zentralbanken gezwungen, von Zinssenkungen abzusehen, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Dies könnte die erwartete Erholung der weltwirtschaftlichen Nachfrage gefährden.
Darüber hinaus drohen sich verschärfende geopolitische Konflikte, wie die anhaltenden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, die Energiepreise in die Höhe zu treiben und die Unsicherheit für den internationalen Handel zu erhöhen.
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