Hohe Unzufriedenheit beim Pflegepersonal
Von: mm/f24.ch
Eine Umfrage der Gewerkschaft Unia zeigt: Fast die Hälfte der Pflegenden will ihren Beruf aufgeben. Dies aufgrund unzureichender Arbeitsbedingungen und gesundheitlichen Problemen durch die Arbeit. Durch Personalmangel und Spardruck leide die Pflegequalität. Die Unia fordert deshalb eine faire Pflegefinanzierung und einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Arbeitgebern und den Pflegenden und ihren Gewerkschaften.
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
- 47 Prozent der Befragten geben an, voraussichtlich nicht bis zur Pensionierung in der Pflege zu arbeiten, 34 Prozent sind sich unsicher
- 86 Prozent fühlen sich regelmässig müde und ausgebrannt
- 72 Prozent haben als Folge der Arbeit körperliche Beschwerden
- 87 Prozent haben nicht genügen Zeit für die Bewohner/innen
- 92 Prozent sind der Meinung, dass die Pflegequalität durch Personalmangel und Spardruck leidet
Die Ergebnisse der Pflege-Umfrage der Unia zeigen: Für fast die Hälfte der rund 1‘200 Befragten der Langzeitpflege ist klar: Sie wollen oder können nicht bis zur Pensionierung in ihrem Beruf bleiben. Die Hauptgründe: zu hohe Belastung durch unzureichende Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Probleme durch den Pflegeberuf.
Dies ist umso alarmierender, da die Mehrheit der Befragten dreissig Jahre oder jünger sind und viele davon erst seit kurzem in der Pflege arbeiten. Die jüngere Generation sieht im Pflegeberuf offensichtlich keine Zukunftsperspektive. Das wird den Personalmangel in dieser Branche künftig noch anheizen.
Personalmangel schadet Körper und Psyche
Die Umfrage belegt: Die Angestellten leiden unter dem konstanten Spardruck und Personalmangel in ihrer Branche. Sie haben ständig Stress und 86 Prozent fühlen sich regelmässig müde und ausgebrannt. 72 Prozent haben als Folge ihrer Arbeit sogar körperliche Beschwerden.
Eine unfaire Dienstplanung führe dazu, dass über drei Viertel der Befragten oft Über- oder Minusstunden haben. Bei ungenügender Bettenauslastung sammeln die Pflegenden Minusstunden an um bei grossem Arbeitsanfall kurzfristig abgerufen zu werden. Durch die Jahresarbeitszeit wird den Pflegenden eine sehr hohe Flexibilität abverlangt. Neben der Arbeit bleibt ihnen nicht viel Zeit für Freizeit und Familie, dies bestätigen 67 Prozent.
Unbefriedigende Arbeit durch Spardruck
Viele Pflegende ergreifen ihren Beruf, weil sie für Menschen da sein wollen. Die Realität sieht laut der Umfrage jedoch anders aus. 87 Prozent können sich nicht ausreichend den Bewohner/innen widmen. Die Pflegenden seien sich einig: Personalmangel und Spardruck sind Gründe dafür, dass die Pflegequalität leidet. „Es ist so schade dass immer am falschen Ort gespart wird. Die Arbeit bringt unser Personal regelmässig ans Limit. Es ist höchste Zeit, dass sich etwas ändert und die Pflege wieder menschlicher wird!“, fordert eine Fachfrau Gesundheit (23) in der Umfrage.
Mehr Wertschätzung
Durch die schwierigen Arbeitsbedingungen sei es für viele Pflegende nicht möglich Vollzeit zu arbeiten. Ein Teilzeitlohn reiche aber bei tiefen Funktionsstufen kaum zum Leben. 82 Prozent der Befragten geben an, ihr Gehalt sei nicht angemessen.
Tiefe Löhne seien symptomatisch für einen Beruf, der seit jeher als „Frauenberuf“ wahrgenommen wird. Die Langzeitpflege mit fast neunzig Prozent Frauen ist im Kampf für die Gleichstellung besonders wichtig. Die Angestellten in der Pflege fordern am Frauen*streik und -aktionstag vom 14. Juni: Respekt – mehr Lohn – mehr Zeit!
Forderungen der Unia
Es sei tragisch, wenn Menschen, die aus Herzblut einen Beruf ergriffen hätten, diesen wegen schlechten Arbeitsbedingungen wieder aufgeben wollen. Der Handlungsbedarf in der Pflege sei gross. Die Betriebe müssen konkrete Verbesserungen umsetzen:
- Faire Dienstpläne und Schichtsysteme, Abschaffung der Jahresarbeitszeit
- Faire Löhne, die auch bei reduzierten Pensen zum Leben reichen
- Kurzfristige Planänderungen dürfen nicht gratis sein
- Mehr Personal durch höhere Stellenschlüssel und mehr Zeit für Bewohner/innen
Dazu brauche es aber die richtigen Rahmenbedingungen. Die Unia fordert deshalb dringend
- eine faire Pflegefinanzierung und
- dass die Arbeitgeber sich endlich dazu bereit erklären, mit den Pflegenden und ihren Gewerkschaften einen Dialog auf Augenhöhe einzugehen.
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