Konjunktur und Frankenstärke trüben Exportstimmung
Von: mm/f24.ch
Die sich abschwächende Auslandskonjunktur und die Frankenstärke sorgen für eine Abkühlung des Exportklimas unter den Schweizer KMU. Nachdem die Zeichen im bisherigen Jahresverlauf stets auf Exportwachstum standen, wird für das 4. Quartal 2011 eine spürbare Wachstumsverlangsamung respektive eine Stagnation gegenüber dem Vorquartal erwartet. Die grosse Mehrheit der KMU sieht sich zudem mit einem Margendruck konfrontiert. Das sind die wichtigsten Befunde des KMU-Exportindikators von Credit Suisse und der Osec.
Die Frankenstärke bereitet den Schweizer KMU weiterhin Sorgen: fast drei Viertel (73%) der im Rahmen der KMU-Exportperspektiven der Osec befragten Firmen erwarten, dass sich ihr Exportwachstum als Folge des starken Schweizer Frankens verlangsamen wird. In den Vorquartalen waren es noch weniger (Q3/2011: 67%; Q2/2011: 55%).
Insbesondere die Branchen Metallindustrie (86% erwarten einen negativen Einfluss), Präzisionsindustrie (81%) und Maschinenbau (82%) sind von der Wechselkursentwicklung stark betroffen. Verhältnismässig resistent ist der Dienstleistungssektor (56%).
Sogar 83% der befragten KMU geben an, dass die Frankenstärke negative Auswirkungen auf ihre Gewinnmargen hat. Auch dieser Wert hat sich gegenüber dem Vorquartal (78%) nochmals verschlechtert. Besonders ausgeprägt ist der Margendruck im Chemie-/Pharmasektor (92%), in der Elektrotechnik (89%) und in der Präzisionsindustrie (88%).
Die Befragung für das 4. Quartal 2011 fand kurz nach Bekanntgabe des Euro-Wechselkursziels von 1.20 Franken durch die Schweizerische Nationalbank statt. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Massnahme in den kommenden Quartalen auf die Stimmung der KMU auswirken wird.
Abkühlung der globalen Konjunktur schlägt auf die Exportstimmung durch
Das Exportbarometer der Credit Suisse, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, notiert aktuell auf einem Stand von -0.45. Unter dem Einfluss der globa-len Konjunktureintrübung sind die Exportaussichten nochmals schwächer geworden. Sie liegen jedoch noch immer klar über der Wachstumsschwelle von -1.
Auch die KMU-Export-perspektiven der Osec bilden eine Abkühlung der Exportstimmung ab: Gegenwärtig wird ein Wert von 49,7 Punkten erreicht, gegenüber 65,6 Punkten im Vorquartal. Auf der von 0 bis 100 reichenden Skala signalisieren Werte über 50 ein Exportwachstum. Nur noch 32% der befragten KMU erwarten für das kommende Quartal einen Exportzuwachs, derweil es zur Jahresmitte noch 45% gewesen sind.
Rückläufige Exporterwartungen auf breiter Front
Das Credit Suisse Exportbarometer zeigt für alle Branchen im 4. Quartal 2011 eine nochma-lige Verlangsamung der Exportentwicklung – bei insgesamt aber weiterhin positivem Wachs-tum. Relativ glimpflich dürfte der Rückgang für die Uhrenindustrie ausfallen, da sie weiterhin von einer weltweit starken Nachfrage profitieren kann. Am unsichersten sieht die künftige Entwicklung für den Maschinenbau aus, für den insbesondere der Konjunkturverlauf in Deutschland und China massgebend sein wird.
Erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren verzeichnen die KMU-Export-perspektiven der Osec: Während die Präzisionsindustrie, der Dienstleistungssektor und die Papierindustrie immer noch ein Exportwachstum erwarten, rechnen die übrigen Branchen mit rückläufigen Ausfuhren. Besonders pessimistisch ist der Elektrotechniksektor.
Die Unternehmen, die in den kommenden Monaten höhere Exporte erwarten, führen dies vor allem auf Produktinnovation (47% der Nennungen; Mehrfachnennungen möglich) und verstärktes Marketing (45%) zurück. Mit 28% wird die Veränderung der Preispolitik deutlich öfter ge-nannt als in den Vorquartalen.
Dieser Anstieg dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass das Euro-Kursziel der Schweizerischen Nationalbank berechenbare Grundlagen für die Preisfestsetzung schafft. Die KMU, welche von rückläufigen Ausfuhren ausgehen, geben neu den konjunkturellen Abschwung als wichtigste Ursache an. 53% nennen diesen Faktor, ge-genüber 24% im Vorquartal.
Kaum Verschiebungen bei Exportdestinationen
Unsicherheit in Bezug auf den Konjunkturverlauf prägt gemäss dem Credit Suisse Exportba-rometer das Bild in den wichtigsten Exportmärkten der Schweiz. Das Wirtschaftswachstum ist vielerorts zum Stillstand gekommen, so beispielsweise in der Eurozone. Leichte Wachs-tumsimpulse werden noch in den USA, Grossbritannien sowie in einigen Schwellenländern verzeichnet. Insgesamt ist jedoch von der Konjunkturfront zurzeit wenig Rückenwind für die Exporteure zu erwarten.
Ungeachtet von Frankenstärke und Eurokrise bleibt Europa die bei weitem bedeutendste Absatzregion für Schweizer Ausfuhren. 91% der durch die Osec befragten Schweizer KMU beabsichtigen, in den kommenden sechs Monaten nach Europa zu exportieren. In den vergangenen sechs Monaten waren es 88% (Mehrfachnennungen möglich). 49% der Schweizer KMU werden im nächsten Halbjahr in die Region Asien / Pazifik exportieren, 38% nach Nordamerika, 27% in die Region Naher Osten / Afrika und 25% nach Südamerika.
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