Neue Klimakarten für Aargauer Siedlungsentwicklung
Von: mm/f24.ch
Der Klimawandel stellt eine neue Herausforderung für die Siedlungsentwicklung dar. Wo befinden sich die Hitzehotspots im Siedlungsgebiet des Kantons? Welche Grün- und Freiräume sind wichtig für die Kaltluftproduktion? Wo verlaufen wichtige Kaltluftleitbahnen, die es bei der Siedlungsentwicklung freizuhalten gilt? Die Antworten liefern die neuen Klimaanalyse- und Planhinweiskarten des Kantons Aargau. Diese online abrufbaren Klimakarten sind die zentralen Planungsgrundlagen für eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung der Städte und Gemeinden.
Stadtbäume sorgen an heissen Sommertagen für schattige Aufenthaltsmöglichkeiten in den Grünräumen Aaraus (Foto: Aarau)
Bei der Siedlungsentwicklung sind Kantone, Städte und Gemeinden gefordert. Wie gelingt es, mehr Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu schaffen und gleichzeitig grüne Oasen in der Siedlung zu sichern, die für eine hohe Lebensqualität, die Natur und ein angenehmes Klima unabdingbar sind?
Mit der hochwertigen Siedlungsentwicklung nach innen lassen sich hier viele Synergien nutzen. Dies ist wichtig, denn die Herausforderungen werden sich mit dem Klimawandel noch verstärken. Hochrechnungen am Beispiel der Stadt Aarau zeigen: Die Anzahl Hitzetage mit über 30 Grad Celsius wird sich bis 2060 etwa verdreifachen.
Diese Zukunft will der Kanton Aargau antizipieren. Deshalb hat er den Entwicklungsschwerpunkt Klima geschaffen, um zusätzliche Massnahmen umzusetzen – einerseits im Bereich Klimaschutz (Reduktion von Treibhausgasen) und andererseits in der Klimaanpassung, wo es darum geht, sich an die Folgen des Klimawandels – wie beispielsweise Sommertrockenheit oder die zunehmende Hitzebelastung in Siedlungen – anzupassen.
Bei der Klimaanpassung ist der Aargau beispielsweise im Bundesprogramm "Anpassung an den Klimawandel" in der aktuellen Programmphase 2018–2022 in sieben Projekten federführend – unter anderem mit dem Projekt "Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung in Agglomerationsgemeinden", bei dem die Abteilungen Raumentwicklung sowie Landschaft und Gewässer des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) den Lead haben.
Dieses Projekt sucht am Beispiel der vier Aargauer Pilotgemeinden Aarau, Baden, Buchs und Windisch Antworten auf die oben beschriebenen Herausforderungen: Wie können sie mit einer klugen Planung den Siedlungsraum dichter bebauen und sich gleichzeitig auf höhere Temperaturen vorbereiten?
Klimakarten Aargau aus flächendeckender Analyse
Vor diesem Hintergrund hat das BVU bereits wichtige Grundlagenarbeit geleistet und die heutige klimatische Situation flächendeckend für den Kanton Aargau analysiert. Dabei sind Klimaanalyse- und Planhinweiskarten entstanden, die für jede Gemeinde im Kanton Aargau Aufschluss über verschiedene Fragen geben:
Wo befinden sich die Hitzehotspots im Siedlungsgebiet? Welche Grün- und Freiräume sind wichtig für die Kaltluftproduktion? Wo verlaufen wichtige Kaltluftleitbahnen, die es freizuhalten gilt?
Es handelt sich konkret um folgende drei Klimakarten, die bereits online auf dem kantonalen Geodatenportal AGIS aufgeschaltet sind:
- Klimaanalysekarte: Nächtliche Überwärmung im Siedlungsgebiet (Wärmeinseleffekt) und nächtliches Kaltluftprozessgeschehen; Identifizieren von Gebieten, in denen der Wärmeinseleffekt stark ausgeprägt ist; Erkennen von Grün- und Freiflächen, die besonders viel zur Kaltluftlieferung beitragen.
- Planhinweiskarte Nacht: Bewertung des nächtlichen Wärmeinseleffekts ("Bioklima"); bioklimatische Bedeutung der Grün-/Freiflächen; Kaltluftleitbahnen und nächtliches Kaltluftprozessgeschehen.
- Planhinweiskarte Tag: Bioklimatische Belastungssituation tagsüber und "klimatische" Aufenthaltsqualität in Grün- und Freiflächen.
Zusätzlich stehen in einer vierten Anwendung alle Modellierungsgrundlagen der Klimakarten als Einzelergebnisse zur Verfügung.
Planungsgrundlagen in Städten und Gemeinden nutzen
Die Klimakarten sind die zentralen Planungsgrundlagen, um die Hitze im Siedlungsgebiet mit gezielten Massnahmen zu reduzieren oder den Zufluss von kalter Luft durch neue Bauten nicht zu unterbinden. Aus ihnen lässt sich bei Planungen oder Projekten der konkrete Handlungsbedarf ableiten.
Mit praktisch jedem Planungs- und Bauprojekt in der Gemeinde kann ein Beitrag für ein angenehmes Klima im Siedlungsgebiet geleistet werden – vom Strassenprojekt, über Lage, Ausrichtung und Gestaltung einer Wohnüberbauung bis hin zur Grünflächenpflege.
Zu den wirkungsvollsten Massnahmen gehören; das Pflanzen von Bäumen, die im Sommer Schatten spenden, das Fördern von Brunnen und anderen Wasserelementen, die zum Abkühlen einladen, oder das Entsiegeln von Hartbelägen, damit das Wasser besser versickern kann.
Für die Arbeit mit den Klimakarten stehen online verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung: eine Lesehilfe mit einer Beschreibung der Karteninhalte und Hinweise für die Planung, der Schlussbericht Klimaanalyse mit einem detaillierten Methoden- und Vorgehensbeschrieb sowie ein Leitfaden, der aufzeigt, wie eine hitzeangepasste Siedlungsentwicklung in der Planung und bei Projekten umgesetzt werden kann.
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