Männerchor Wittnau - That’s Music
Von: Hans Berger
Vinyl-Langspielpatten schwebten von der Decke, Vinyl-Singles lagen auf den mit Tulpen geschmückten Tischen, an den Wänden hingen Notenblätter. Kurzum - lange, bevor vergangenen Freitag- und Samstagabend der Sängerbund Wittnau in der Mehrzweckhalle seinen Konzert- und Unterhaltungsabend mit dem Ragtime „The Entertainer“ schwungvoll eröffnete, lag die Musik bereits schon in der Luft.
Männerchor Wittnau - That’s Music
„Wie in den Lüften der Sturmwind saust, man weiss nicht, wo wannen er kommt und braust, wie der Quell aus verborgenen Tiefen, so des Sängers Lied aus dem Innern schallt und wecket der dunkeln Gefühle Gewalt, die im Herzen wunderbar schliefen.“
Frauenpowerduo
Wäre vergangenen Samstag Friedrich Schiller einer der vielen Gäste im ausverkauften Konzert vom Männerchor Wittnau gewesen, hätte er im Gebotenen bestimmt eine Bestätigung seines Zitats gesehen, es aber gleichzeitig mit dem Befund ergänzt, dass es für die Weckung der Männergefühle das Frauenpowerduo Monika Sturm-Schmid (Dirigentin) und Viktoria Roubtsova (Pianistin) bedurfte. Sicher hätte er es nicht unterlassen, zu erwähnen, dass auch der Schlagzeuger Jérôme Müller seinen Teil dazu beigetragen hatte.
Der Clou
Ja, es ist was dran an der Feststellung: „Singe wem Gesang gegeben, das ist Freude, das ist Leben, wenn´s von allen Zweigen schallt.“ Sie reicht jedoch nicht aus, um das innere Feuer auf die Konzertbesucher zu übertragen. Mit seinem abwechslungsreichen Programm-Konzept „von Schubert bis Mercury; von Strauss bis Gabalier“ traf indes der Männerchor Wittnau den Nagel auf den Kopf.
Der absolute Clou war nebst der gesanglichen Leistung, dass die sangesfreudigen Männer sich nicht hinter Notenblättern versteckten, sondern alle fünfzehn Lieder auswendig sangen und so mit ihrem Publikum stets im Augenkontakt standen.
Suggestionen
Der Abend senkte sich auf die Dächer von Wittnau, als der Männerchor in Schuberts „Abendfrieden“ einstimmte; vor dem geistigen Auge war zu sehen, wie im Schloss Schönbrunn Kaiserin Sissi zu Strauss‘ „Wiener Blut“ im ¾-Takt grosse Politik machte, auch war zu erahnen, dass die Männer Gabaliers „I sing a Liad für di“ alleinig ihrer Dirigentin widmeten. Deren engagiertem Dirigat zuzusehen, war im Übrigen ein weiteres Vergnügen.
Leichter gesagt..
So einfühlsam wie Cat Stevens sein „Morning Has Broken“ singt, sang der Sängerbund die deutsche Übersetzung „Singen ist Leben“ „Yam dava dam dam dava dava da“, lautete in etwa der einfache Text der mitreissenden, vom Chor mit Bodypercussion angereicherten „Indrada a cappella“. Zu betören vermochte Marcel Brogli mit seiner bis in die Kopfstimme reichende Tenorstimme und der Empfehlung „Zieh in die Welt, die Welt ist gross und wunderbar.“ Nach einem solchen Liedvortrag ist dann „Sing, sing nur, sing!“ leichter gesagt als getan. Danach konnte den vielen Bravorufen entnommen werden, dass auch das Publikum der Meinung war „Musik erfüllt die Welt“.
Klassiker
Um die Welt ging 1979 auch der Siegertitel vom 24. Eurovision Song Contest „Hallelujah“, dessen anspruchsvolle Melodie die Sänger bravourös meisterten. Wenn sie der Zugabeforderung nicht so schnell nachgegeben hätten, hätten die Mädels in der Merzweckhalle nach dem „Barbra Ann“ der fünf Wittnauer Beach Boys vermutlich genauso gekreischt wie jene 1966 bei den Konzerten der Originalband.
Einem echten Rockfan läuft es kalt den Rücken runter, wenn John Miles`Klassiker der Rockmusik „Music was my first love“ erklingt, gleiches vermochte auch der Männerchor zu bewirken. Mit „Bridge over Troubled Water“ vom US-amerikanischen Folk-Rock-Duo Simon & Garfunkel wagte sich der Chor äusserst erfolgreich an einen weiteren Klassiker der Rockmusik.
Champions
Wohl weil der Sängerbund am letztjährigen Gesangsfest in Frick nicht ganz seinen Vorstellungen entsprechend punktete, nahm er vermutlich Udo Jürgens` „Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient“ ins Programm auf und freute sich daher umso mehr, dass er an diesem Abend als unumstrittener Sieger hervorging. Was ihn nach „We will rock you“, „Crazy little thing called love“ wie seinerzeit den Leadsänger der Queens, Freddie Mercury - im Einklang mit dem begeisterten Publikum - zum Eigenranking „We Are the Champions“ bewog. Wie wahr: „Männerchor Wittnau - That’s Music“
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