MG Wegenstetten begeisterte am Open-Dor-Konzert
Von: Hans Berger
„Wenn die Musi spielt“ mangelt es in Wegenstetten selten an Publikum. So war auch das Jubiläums-Open Air vom vergangenen Dienstag, welches aufgrund der meteorologisch widrigen Umstände kurzerhand zum Open-Dor-Jubiläums-Konzert umfunktioniert wurde, ein voller Erfolg: zahlreiche Fans trotzten dem schlechten Wetter und feierten mit der Dorfmusik zum dritten und letzten Mal den 175. Geburtstag.
MG Wegenstetten am Open Dor Jubliäumskonzert
Ausserordentlich, beinah schon extravagant war der Spielort. Während die MG Wegenstetten zum ersten Mal am 24./25. Januar 2015 beim Jahreskonzert „Tier-isch guet“ in der Mehrzweckhalle und zum zweiten Mal am 17. Mai anlässlich vom Kirchenkonzert im Hause von St. Michael auf ihr Jubiläum aufmerksam machte, wurde vergangenen Dienstag im Feuerwehrmagazin auf den 175. Geburtstag angestossen.
Rockig, poppig
Soundmässig war das Lokal geradezu phänomenal und hundertprozentig auf das rockige, poppige Repertoire abgestimmt. Die Stücke klangen nicht nur gut, nein, sie „fegten“ und heizten dem Publikum ein. Ein weiterer Clou war auch, dass, wie Sascha Gut, Präsident der MG Wegenstetten bei seiner Begrüssung verriet, einige der nicht kleinlautesten Musikerinnen und Musiker zum moderieren „verdonnert“ wurden. Was diese wiederum dazu anspornte, ihre Sache besonders gut zu machen.
Auf Tonsuche?
Falls sich unter den Zuhörern kränkelnde Menschen befunden haben, kann davon ausgegangen werden, dass sie nach dem schmissigen, melodiösen, der Ärzteschaft gewidmeten Eröffnungsstück „Mars der Medici“, wenn nicht ganz geheilt, der Genesung doch einen gewaltigen Schritt näher waren.
Der weltberühmte „Gummimambo“ ist jenes Stück, wo selbst die musikalisten Zuhörer, wenn sie es zum ersten Mal hören, zur irrigen Auffassung gelangen können, dass der Solotrompeter beim Refrainanfang immer wieder nach dem richtigen Ton suchen muss. Falls es auch solche unter dem Wegenstetter Publikum gab, verbat‘s vermutlich deren Höflichkeit, sich zu den (nicht leicht zu spielenden) „schrägen“ Tönen zu äussern.
Swing, Schmälz, Rock
„Putin on the Ritz“, „Check to Check“, „Shaking the blues away“, „Steppin out with my Baby“ und „There’s no business like show-business“ sind Evergreens, mit denen der US-amerikanische Komponist Irving Berlin (1888-1989) einst genauso Furore machte wie am vergangenen Dienstag die MG Wegenstetten unter der hervorragenden, umsichtigen Leitung ihres Dirigenten Bence Toth.
Elvis Presley hatte gewiss Recht, dass Verliebten nicht zu helfen ist, wie er in seinem „Can‘t help falling in love“ mehrfach betont und wer das unter dem Wegenstetter Publikum vergessen hatte, erinnerte sich gewiss an den eigenen seelischen Zustand, als die Dorfmusik mit dem Titel die Butter schmelzen liess. Selbige gefror jedoch in Blitzesschnelle, als sich die Musikantinnen und Musikanten mit „See you later Alligator“ vom Krokodil verabschiedeten.
Wenn das Wörtchen….
Wäre Russlands Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin vor Ort gewesen, hätte er sich bei „Glasnost“ und dem darauf folgenden „Moskauer Nächte“ sicher jener Zeit entsinnt, als die Schweizer Regierung ihn noch hofierte, sich deren Mitglieder im Kremel bis zur Ukraine-Krise gegenseitig die Klinke in die Hand drückten und die guten, jahrhundertalten freundschaftlichen Beziehungen beschworen.
Und wäre Russlands Präsident eine Präsidentin, so hätte diese beim rockigen, spritzigen, feinfühligen Medley mit Hits von Robbie Williams bestimmt so weiche Knie bekommen wie seine riesengrosse, weibliche Fangemeinschaft, dies obwohl der „Frauenherzenbrecher“ selber gar nicht anwesend war, was von der Darbietung her eigentlich gar nicht auffiel.
Stockholm, Wien, Wegenstetten
„Mamma Mia“, „Dancing Queen“, „Fernando“ sind einige der Abba-Hits, mit denen das Orchester nochmals einen Zahn zulegte und damit auch die zusammen mit Agnetha Fältskog und Anni-Frid Synni Lyngstad in die Jahre gekommenen Männer mit ins Boot nehmen konnte, dessen Fahrt dann am 31. August 1848 in Wien endete, wo gerade Johann Strauss (Vater) seinen schmissigen, weltberühmten „Radetzky-Marsch“ uraufführte.
Womit sich das begeisterte Publikum in Wegenstetten aber nicht einfach so abspeisen liess und mit frenetischem Applaus erfolgreich eine Zugabe forderte. Der blumige Dank seitens der MG Wegenstetten hiess „Orchidea“, ein Marsch, mit dem die Dorfmusik am 6. Juni 2015 beim Parademusikwettbewerb vom Aargauischen Musiktag Lengnau 77 Punkte ergatterte und ihr den 12. Rang einbrachte.
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