An Basler Mumie unbekanntes Bakterium entdeckt
Von: mm/f24.ch
Die Forschergruppen um den Anthropologen Gerhard Hotz aus dem Naturhistorischen Museum Basel und Mohamed Sarhan vom Institute for Mummies Studies in Bozen konnten nach intensiven Forschungen nachweisen, dass Anna Catharina Bischoff (1719- 1787), die 1975 in der Basler Barfüsserkirche entdeckte Dame, sehr wahrscheinlich an einer seltenen und bisher unbekannten bakteriellen Infektion erkrankt war. Die Ergebnisse wurden nun in einer Studie in der wissenschaftlichen Publikation BMC Biology veröffentlicht. Die interdisziplinären Forschungen wurden am Naturhistorischen Museum Basel koordiniert.
Im Labor für antike DNA des Instituts für Mumienforschung wird unter strengsten Reinraumbedingungen gearbeitet, um eine Kontamination mit moderner DNA zu vermeiden. (Foto: © Ivo Corrà/Eurac Research)
Der ursprüngliche Verdacht, Anna Catharina Bischoff hätte Syphilis gehabt, hat sich nicht erhärtet. Charakteristische und pathologische Knochenveränderungen an ihrem Schädel weisen zwar darauf hin. Diese Annahme wurde zudem durch toxikologische Untersuchungen am Mumienkörper und an der Bekleidung untermauert. Dort wurden zahlreiche Spuren eines giftigen Quecksilbersalzes gefunden.
Die charakteristische Verteilung des Quecksilbersalzes im Körper der Mumie weist auf eine Inhalation der toxischen Quecksilberdämpfe hin. Diese Behandlungsweise wurde bis ins 19. Jahrhundert bei Syphilis angewandt. Meist starben die Patienten, die sich damit eine Heilung der Krankheit erhofften, an den Folgen einer Quecksilbervergiftung.
Keine Syphilis, dafür ein unbekanntes Bakterium
Das Institute for Mummies Studies in Bozen versuchte unter der Leitung von Mohamed Sarhan mittels molekulargenetischen Analysen, die DNA des bakteriellen Erregers der Syphilis nachzuweisen. Dieser Nachweis konnte nicht erbracht werden. Die Archäogenetiker aus Bozen stiessen jedoch in den Gewebeproben des Gehirns auf eine hohe Konzentration einer bislang unbekannten, nichttuberkulösen Mykobakterienart.
Dieses Bakterium gehört zu einer Gruppe, zu der auch die Erreger von Lepra und Tuberkulose gehören. Es gilt aber eher als Umweltbakterium, das in Wasserquellen und Böden vorkommt und nur in seltenen Fällen den Menschen infiziert.
Die Autoren vermuten, dass Anna Catherina Bischoff an dieser ungewöhnlichen bakteriellen Infektion erkrankt war. Die Krankheitssymptome wurden wahrscheinlich fälschlicherweise als Syphilis diagnostiziert. Entsprechend wurde der Frau eine Inhalationstherapie mit Quecksilberdämpfen empfohlen, eine Fehldiagnose mit fatalen Folgen. Wahrscheinlich wurde die Dame aus de rBarfüsserkirche durch die giftigen Dämpfe zusätzlich geschwächt und erlag an den Folgen der Infektionskrankheit in Kombination mit der gefährlichen Therapie.
Dank Methodenvielfalt zu neuen Erkenntnissen
Die interdisziplinären Analysen des mumifizierten Körpers von Anna Caterina Bischoff zeigen, wie wichtig es ist, verschiedene Methoden zur Analyse historischer Überreste und zur Erforschung ihrer Vergangenheit einzusetzen. Sie heben hervor, dass das nichttuberkulöse Mykobakterium immer noch eine wenig untersuchte Ursache von Krankheiten und Infektionen ist, die in modernen Studien übersehen werden können.
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