Aladin entführte ins Wunderland
Von: Hans Berger
Da soll doch noch einer sagen, Märchen seien grausam und belasten die Kinder in ihrer Entwicklung. Wer jedenfalls vergangenen Montag im Saalbau in Stein der Märchenaufführung vom „Märchentheater Fidibus“ beiwohnte, unterstützt die These wohl kaum, sondern geht wohl eher mit dem englischen Schriftsteller und Journalisten G. K. Chesterton (1874 bis 1936) einig, der feststellte: „Märchen sind mehr als nur wahr – nicht deshalb, weil sie uns sagen, dass es Drachen gibt, sondern weil sie uns sagen, dass man Drachen besiegen kann.“
Das Märchentheater Fidibus begeistert und entfesselt
Das Märchentheater Fidibus schreibt diesbezüglich dazu: „Wir sind überzeugt, dass Märchen, wenn sie auf liebevolle und professionelle Art auf der Bühne realisiert werden, das geeignete Mittel sind, um Kinder in ihrer angeborenen Fantasie zu unterstützen und zu fördern.“
Abweichung
Dass dem so ist, können die Besucher von „Aladin und die Wunderlampe“ bezeugen. So ist zwar auch in der Version des Märchentheaters der Zauberer (Mischa Löwenberg) ein Bösewicht, nur gibt er sich so belustigend tölpelhaft, dass selbst die Kleinsten ihn sofort durschauen und sich von ihm nicht bedroht fühlen.
Während im Original Aladdin halsstarrig, boshaft und ungehorsam - kurzum ein Tunichtgut ist, der seine arme Mutter (Rahel Roy / Giannina Masüger) für sich arbeiten lässt, steht Aladin (Claudia Sommerfeld) in der Theaterfassung seiner Mutter hilfreich zur Seite und ist lediglich ein etwas verspielter Junge.
C'est le ton…
Ein „echter“ Zauberer ist indes der im Original nicht existente „Fidibus“ (Stefania Maria Berset). Genauso wie ein richtiger Fidibus (ein harzreicher Holzspan oder ein gefalteter Papierstreifen), der als Hilfsmittel zum Anzünden des Feuers dient, steht auch der „Theater-Fidibus“ den Kindern zur Seite, damit sie sich in der Geschichte zurechtfinden.
Wohl manche der Eltern im Saal wären dankbar, wenn ihre Sprösslinge ihren Anweisungen so umgehend Folge leisten würden, wie sie es gegenüber Fidibus tun. Kaum stand er, respektive sie auf der Bühne, waren ihr die Kinder untertan. Aber wie heisst es doch so schön: „C'est le ton qui fait la musique“ (der Ton macht die Musik) und den scheint Fidibus offensichtlich gefunden zu haben. Aber klar, Eltern können ja auch nicht immer den Clown spielen, um ihren Willen bei den Kleinen durchsetzen zu können.
High Society
Obwohl Prinzessin Baladur (Nathalie J. Sameli) aus dem Reich von Tausendundeiner Nacht entstammt, finden sich nicht nur in den hiesigen Klatschspalten unzählige Nachahmerinnen, die meinen, ihre Schönheit genüge, um das Leben bestreiten zu können. Zugegeben, die Rechnung kann, wie bei der Prinzessin, auch mal aufgehen.
Ein wenig von oben herab gibt sich der Sultan (Roland Münzel Neuss) schon, trotzdem hat er, wohl aufgrund seiner Würde, im Saal viele Sympathisanten. Auch scheint ihm seltsamerweise jemand weder seine Sucht nach unermesslichem Reichtum, noch, dass er den künftigen Ehemann seiner Tochter bestimmt, wirklich krumm zu nehmen. Ganz anders hingegen ergeht es dem Grosswesir (nochmals Mischa Löwenberg), obwohl er kein Deut anders ist wie sein Chef. Märchen ist halt eben Märchen! … oder doch nicht?
Fazit
Nur wenige Menschen haben das Talent, Geschichten und Märchen so vorzutragen, dass sie für den Zuhörer spannend sind. Jene vom Märchentheater Fidibus gehören dazu. Sie vermögen das wohl schwierigste Publikum der Welt - die Kinder - zu begeistern und entfesseln.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»