Kinderuni Hochrhein weckt und stillt den Wissensdurst
Von: Hans Berger
Wenn die Studentinnen und Studenten der Professorin für Ethnologie, Dr. Bettina Beer an der Uni Luzern so quirlig wären wie jene der Kinderuni Hochrhein am vergangenen Mittwoch im Saalbau Stein AG hätte sie vermutlich ihren Job längst hingeschmissen. Einzig was sie gegebenenfalls davon abhalten könnte wäre vermutlich, wenn die Luzerner Studierenden genauso wissbegierig wären wie jene am Hochrhein, welche den Fragen nachgingen „Was ist schön? Und wer bestimmt das?“
Kinderuni Hochrhein weckt und stillt den Wissensdurst
Die Antworten liegen eigentlich auf der Hand: „Die Modemacher und allenfalls die Filmindustrie natürlich“, denken die Nichtwissenden. Doch wären die Fragen so einfach zu beantworten, würde sich wohl kaum eine Universität, auch keine Kinderuni, damit beschäftigen.
Sponsorensuche
Wie die vorangegangenen drei war auch die vierte und letzte Vorlesung des aktuellen Semesters mit schätzungsweise 250 Immatrikulierten wieder sehr gut besucht, was den Initiator und Gründungsrektor der Kinderuni Hochrhein, Prof. Helmar Burkhart besonders freute.
Er versprach dann seinen Studentinnen und Studenten auch, dass die Kinderuni Hochrhein im Oktober, respektive November dieses Jahres ihre Tore wieder öffnen würde, sofern Sponsoren gefunden werden, welche für das Budget von lediglich 5'500 Euro aufkommen.
Es ist zu hoffen, dass dies der Fall sein wird, ansonsten wäre es eine Blamage im höchsten Grade sowohl für die regionale Wirtschaft wie für die Politik, wenn sie nicht fähig wären, ein ausgewiesenes Erfolgsprojekt weiterzuführen, zumal bekanntlich das Wissen unser höchstes Gut ist und es junge Menschen gibt, die bereit sind, ihr Wissen in ihrer Freizeit freudvoll zu erweitern.
Wissensdurst
Doch um solche Banalitäten kümmerten sich die Kids im Saalbau nicht, ihr Wissensdurst war dafür viel zu gross und so spendeten sie ihrer Professorin Dr. Bettina Beer einen frenetischen Willkommensapplaus, nachdem der Rektor ihr das Wort übergeben hatte.
Die Referentin berichtete von ihrer Zeit in Papua-Neuguinea, wo sie lernen musste, ohne Spiegel zu leben, weil es dort keine gibt. Die Kinder erfuhren, dass die Papuas keinen Unterschied zwischen schön und gut machen, sondern für beides nur das Wort „schöngut“ kennen. Papuas finden zudem weisse Haut schrecklich, weil die Adern zu sehen sind. Keinen Gefallen finden sie auch an geraden Haaren und schlanken Menschen. Welchem Schönheitsideal die Papuas nacheifern, sahen die Kinder anhand von zwei Personen (siehe Fotos).
Schön ist…
Auf die Frage, was die Studentinnen und Studenten denn schön fänden, kamen, wie nicht anders zu erwarten war, die gängigen, von der Werbung suggerierten Antworten. So wunderte es dann auch das riesige Gelächter nicht, als die Professorin die Schönheitsideale anderer Völker vorstellte. Für bemalte Gesichter zeigte das Auditorium zwar noch Verständnis (siehe Fotos). Der Tumult nahm jedoch beim Moari mit dem tätowierten Gesicht seinen Anfang, steigerte sich sukzessive bei den drei nackten Japanern mit ihren farbigen Rücken, den Schmucknarben, den Tellerlippen bis hin zu den Halsspiralen.
Schönheit und Macht
Letzteres zeige überdeutlich, so die Professorin, dass mit dem Schönheitsideal auch Macht verbunden sei, da der Hals so geschwächt ist, dass er den Kopf ohne den „Schmuck“ nicht zu tragen vermag, was wiederum von den Männern schamlos ausgenutzt wird, indem sie ihren Frauen drohen, bei Ungehorsam den „Halsschmuck“ zu entfernen, was einen Genickbruch zur Folge hat.
Obwohl das letzte Bild von Michael Jackson eine ähnliche Verstümmelung des Menschen zeigt wie jenes der Frauen aus Burma, machte dies nur wenig Furore im Saal.
Erkenntnis
Schon während dem Vortrag brannten die Fragen bei den Studierenden unter den Nägeln, wie den vielen Handzeichen entnommen werden konnte. Als Bettina Beer dann die Fragerunde eröffnete, schnellten unzählige Hände in die Höhe.
Die zentralen Fragen aber: „Was ist schön? Und wer bestimmt das?“wurden letztlich nicht direkt beantwortet, da sie eben nicht zu beantworten sind, weil es bekanntlich viele „Geschmäcker“ und nicht nur eine Wahrheit gibt. Die vierte Vorlesung der Kinderuni Hochrhein hat den Kids jedoch die Möglichkeit geboten, irgendwann zu dieser, für ein friedvolles Zusammenleben elementaren Erkenntnis zu kommen.
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