Grösste Paralympics-Delegation seit 2008
Von: Sarah Ennemoser
27 Athletinnen und Athleten starten für die Schweiz an den Paralympics in Paris. In der französischen Hauptstadt strebt die Delegation von Swiss Paralympic wie bei der letzten Austragung 14 Medaillen an.
In 40 Tagen ist es so weit: Die Paralympics in Paris werden auf dem Place de la Concorde östlich der Champs-Élysées eröffnet. 549 Medaillensätze in 22 Sportarten werden in zwölf Tagen vergeben. Und auch die 27-köpfige Schweizer Delegation, die grösste seit 2008 (28), reist mit einigen Ambitionen auf Edelmetall an.
Zehn Leichtathlet*innen selektioniert
Allen voran natürlich in der Leichtathletik. In Tokio vor drei Jahren gewann Marcel Hug viermal Gold (800m, 1500m, 5000m und Marathon) und der 38-jährige Thurgauer wird bei seiner sechsten Teilnahme an Paralympics versuchen, diese Ausbeute zu wiederholen. Die Hauptprobe in Paris vor einem Jahr an der WM glückte Hug mit drei Goldmedaillen auf der Bahn jedenfalls vollauf.
Manuela Schär nahm vor drei Jahren gar fünf Medaillen aus Tokio nach Hause, dreimal Silber (1500m, 5000m und Marathon), zweimal Gold (400m und 800m). Für die 39-jährige Luzernerin, die an der WM unter anderem zweimal Gold holte (400m und 800m), werden ihre sechsten Paralympics zur Dernière auf der Bahn. Danach will sich Schär nur noch auf die Marathondistanz konzentrieren.
Die dritte grosse Medaillenhoffnung im zehnköpfigen Leichtathletik-Team ist Catherine Debrunner. In Tokio gewann die 29-jährige Thurgauerin einmal Gold (400m) und einmal Bronze (800m). An der WM vor einem Jahr war sie mit fünf Medaillen (viermal Gold, einmal Silber) die erfolgreichste Athletin überhaupt. Entsprechend wird Debrunner, wie Hug mehrfache Weltrekordhalterin, auch bei ihrer zweiten Teilnahme unter den paralympischen Agitos ihr grosses Potenzial abrufen wollen.
Elena Kratter war in Tokio überrascht, dass sie sich im Weitsprung die Bronzemedaille sichern konnte. Drei Jahre später tritt die 28-jährige Schwyzerin nun als Medaillenanwärterin an. An der WM flog Kratter zu Silber. Neben der Schwyzerin startet auch die Winterthurerin Abassia Rahmani im Sprint.
Erstmals an Paralympics starten in der Rollstuhlleichtathletik der Luzerner Fabian Blum und die Solothurnerin Licia Mussinelli. Der Luzerner Beat Bösch ist mit der 7. Paralympics-Teilnahme in Paris der erfahrenste Athlet im Team.
Viel Potenzial im Para-Cycling
Die Para-Cyclerinnen und Para-Cycler stellen die zweitgrösste Sportart in der Schweizer Delegation, und auch sie wollen sich Medaillen um den Hals hängen lassen. Flurina Rigling startet wie sieben andere des Paralympic Swiss Teams erstmals an Paralympics. Die 27-jährige Züricherin tut dies aber als vierfache Weltmeisterin, was sie sowohl auf der Bahn als auch auf der Strasse in den Kreis der Favoritinnen vordringen lässt.
Franziska Matile-Dörig reist derweil als Gesamtweltcupsiegerin an. Die 32-jährige Appenzellerin hat als dreifache Gewinnerin von WM-Medaillen bewiesen, dass sie mit den Besten mithalten kann. Ebenso wie Celine van Till. Die 33-jährige Genferin ist amtierende Weltmeisterin im Zeitfahren und mehrfache Gewinnerin des Gesamtweltcups auf dem Dreirad.
Auch die Handbiker*innen Fabian Recher, Benjamin Früh und Sandra Stöckli haben in dieser Saison im Weltcup mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht.
Zuversichtlicher Chef de Mission
Im Badminton haben sich Cynthia Mathez und Ilaria Renggli als eines der besten Doppel der Welt etabliert. Die 38-jährige Jurassierin und die 24-jährige Aargauerin bilden seit knapp drei Jahren ein Duo und haben sich als Zweite von sechs Teams einen Startplatz in Paris gesichert. Auch wenn die Konkurrenz aus Asien stark ist, rechnen sich die beiden durchaus Chancen aus. In Tokio hatte Mathez das Podest mit ihrer damaligen Partnerin Karin Suter-Erath als Vierte knapp verpasst.
«Unser Ziel ist, mindestens die Gesamtleistung von Tokio in Paris zu wiederholen. Die 14 Medaillen sind auch diesmal realistisch», sagt Peter Läuppi. Der Chef de Mission sieht neben der Leichtathletik, dem Para-Cycling und dem Rollstuhl-Badminton unter anderem auch im Schwimmen die Chance auf Edelmetall. Die 21-jährige Aargauerin Nora Meister gewann in Tokio Bronze über 400m Freistil, Leo McCrea, der 20-Jährige, der im englischen Poole lebt, holte im vergangenen Jahr WM-Silber. «Das Potenzial in der Schweizer Delegation ist gross», sagt Läuppi, den es zudem freut, dass die Schweiz in zwei Sportarten erstmals überhaupt bei Paralympics vertreten sein wird.
Zwei Premieren in Paris
Claire Ghiringhelli, die einzige Tessinerin im Team, hat sich im Einer für die Ruderwettkämpfe qualifiziert, die seit 2008 zum paralympischen Programm zählen. Die Judoka Carmen Brussig steht derweil vor ihren vierten Paralympics, aber den ersten für die Schweiz. Für Deutschland gewann die Judoka einen kompletten paralympischen Medaillensatz, unter anderem Gold in London 2012. Vor zwei Jahren folgte der Nationenwechsel, welcher nun zu dieser Premiere für Swiss Paralympic führt.
Für Rollstuhl-Tennisspielerin Nalani Buob, die Nummer 22 der Weltrangliste, stehen in Paris die zweiten Paralympics an. Sportschützin Nicole Häusler wurde zum dritten Mal selektioniert. Dressurreiterin Nicole Geiger, mit 61 Jahren die älteste Athletin der Delegation, ist ebenfalls zum dritten Mal dabei, erstmals mit ihrem Pferd Donar Weltino.
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