Schweizer Handballnati in der WM-Hauptrunde
Von: Matthias Schlageter
Die Schweizer die Schweizer Handball Nationalmannschaft am Samstag gegen Norwegen und gestern gegen Frankreich (siehe nachfolgenden Bericht) verlor hat sie an der WM in Ägypten durch Schützenhilfe des Vize-Weltmeisters Norwegen die Hauptrunde erreicht. Das Team von Trainer Michael Suter zieht gemeinsam mit Frankreich und Norwegen in die nächste Runde ein. Dort warten Portugal, Island und Algerien.
Schweizer Handballnati im Freudentaumel (Foto: IHF)
Die besten drei Teams jeder Vorrundengruppe erreichen an der WM in Ägypten die Hauptrunde. Das ist der Schweiz gelungen. Den Grundstein hierfür legte die Mannschaft um Goalie Nikola Portner bereits am letzten Donnerstag, als Österreich im Schlüsselspiel um den Einzug in die nächste Runde bezwungen werden konnte. Nach dem Sieg der Norweger am Montagabend gegen Österreich zieht die Schweiz damit gemeinsam mit Frankreich und Norwegen in die Hauptrunde ein.
Dort trifft die Schweizer Nationalmannschaft ab kommenden Mittwoch, 20. Januar, auf die besten drei Teams der Gruppe F. Dies sind Portugal, Island und Algerien. Zum Auftakt spielt die Schweiz gegen Island, danach wartet am Freitag, 22. Januar, Portugal, ehe am Sonntag, 24. Januar, das Duell mit Algerien auf dem Plan steht.
Aus den sechs Mannschaften qualifizieren sich in der Folge zwei Teams (Rang 1 und 2) für die Viertelfinals. Die Punkte und Tore gegen die Teams aus der eigenen Vorrundengruppe werden in die Hauptrunde mitgenommen. Für die Schweiz bedeutet das, dass das 25:31 gegen Norwegen sowie das 24:25 gegen Frankreich weiter gewertet bleiben.
Gut für die Schweizer ist allerdings, dass die Hauptrundengruppe in der gleichen Halle wie die drei Vorrundenspiele absolviert wird. Die Schweiz kann daher in ihrem Hotel bleiben und muss keinen Reisetag einlegen.
Die Schweiz verpasst gegen Frankreich hauchdünn eine Sensation
Die Schweizer Nationalmannschaft hat an der WM in Ägypten nur denkbar knapp eine Sensation verpasst. Im dritten und letzten Vorrundenspiel musste sich das Team um den zehnfachen Torschützen Andy Schmid nach einem phantastischen Kampf Rekordweltmeister Frankreich mit 24:25 (14:14) geschlagen geben. dass die Schweiz dennoch in die Hauptrunde ziehen kann, entschied sich wenige Stunden später beim Spiel Norwegen gegen Österreich, das die Norweger gewannen.
Die Schweiz war von Beginn an hellwach und zeigte in der Startviertelstunde Handball vom Feinsten. Angeführt von Andy Schmid spielte die Nati die favorisierten Franzosen an die Wand und führte verdient mit 8:5 nach 14 Minuten. Der französische Trainer sah sich genötigt, ein Timeout zu nehmen, das allerdings Wirkung zeigte.
Frankreich, gespickt mit zahlreichen Ausnahmehandballern, erhöhte in der Folge den Druck auf die Schweiz massiv und kehrte mit einem 6:1-Lauf das Ergebnis. Wie schon gegen Norwegen blieb das Team von Cheftrainer Michael Suter davon aber unbeeindruckt und bis zur Pause stellten die Schweizer wieder ein ausgeglichenes Resultat her.
Durchgang zwei wurde nicht minder spannend. Frankreich konnte zunächst zwar mehrfach mit bis zu zwei Toren vorlegen. Die Schweiz blieb aber hartnäckig in der Verfolgung und konnte dabei auf einen immer stärker werdenden Nikola Portner im Tor zählen. Der Torhüter in Diensten des französischen Erstligisten Chambéry entschärfte Würfe aus dem Rückraum ebenso wie Bälle im 1-gegen-1.
Mehrfach ergaben sich dem Schweizer Angriff so Möglichkeiten, um das Ergebnis zu ihren Gunsten zu wenden. Einziger Makel im Spiel der Eidgenossen an diesem Abend war, dass man vorne zu wenig aus den Chancen machte, die definitiv vorhanden waren. In der 53. Minute lagen die Schweizer nach dem Treffer von Nicolas Raemy aber erstmals in der zweiten Halbzeit dennoch wieder in Führung (23:22). In den finalen Minuten, die beidseits von grösser Anspannung geprägt war, wollte der Schweiz dann aber nur noch ein weiterer Treffer gelingen.
Am Ende verpasste die Schweiz eine Sensation gegen den Rekordweltmeister nur denkbar knapp. Unterm Strich siegte mit Frankreich an diesem Abend die Mannschaft, die einen einzigen Angriff mehr im Tor des Gegners unterbringen konnte. Es hätte am Montagabend ebenso andersherum sein können. Den Schweizern bleibt die Erkenntnis, dass die besten Nationen der Welt, mindestens an diesem Turnier, definitiv in Reichweite sind. Sollte der Einzug in die Hauptrunde gelingen, so dürfte dies allein schon Motivation genug sein.
Schlüsselspieler
Andy Schmid zauberte im ersten Abschnitt nach Belieben. Die 8:5-Führung entstand zum Grossteil durch seine fünf Treffer in der Startviertelstunde. War er nicht als Vollstrecker beteiligt, so servierte er seinen Nebenleuten passgenau die Bälle. Der Schweizer Spielmacher figurierte bei Spielende bei total zehn Treffern und erhielt bereits zum zweiten Mal im Turnier die Auszeichnung als „Player of the Match“. Dies wird ihm ein schwacher Trost sein, denn lieber hätte er mit seinem Team etwas Zählbares mitgenommen.
Im zweiten Abschnitt entwickelte sich zudem ein Duell zweier Ex-Teamkollegen. Nikola Portner und Vincent Gerard gewannen gemeinsam mit Montpellier 2018 die Champions League und duellierten sich in der zweiten Halbzeit auf Spitzenniveau. Den Schlusspunkt setzte dabei der Franzose, der den Wurf von Mehdi Ben Romdhane Sekunden vor dem Ende parierte.
Aufgefallen
Die Schweiz bestach gegen Frankreich durch eine disziplinierte Abwehrarbeit von der ersten bis zur letzten Minute. Mit Teamgeist, punktgenauer Organisation und grosser Einsatzbereitschaft verteidigte das Team von Trainer Michael Suter so leidenschaftlich, dass den individuellen Ausnahmekönnern auf Seiten der Franzosen von Minute zu Minute die Ideen schwanden.
In Kombination mit einem am Montagabend stark haltenden Nikola Portner blieb die Schweiz resultattechnisch dadurch bis in die Schlusssekunden mit dem grossen Favoriten auf Augenhöhe. Darauf lässt sich trotz der knappen und bitteren Niederlage aufbauen.
Personelles
Im Vergleich zum Norwegen-Spiel vom Samstagabend nahm Nationaltrainer Michael Suter eine Änderung im Kader vor. Für Goalie Leonard Grazioli rückte Maximilian Gerbl ins Team. Für die nächste Partie eröffnet sich den Schweizern dann eine weitere personelle Möglichkeit. Der nach Ägypten nachgereiste Jonas Schelker bekam nach mehreren negativen Corona-Tests unmittelbar vor dem Spiel Zutritt zur „Bubble“ und ist ab sofort spielberechtigt.
Reaktionen
Michael Suter (Nationaltrainer): "Ich habe gespürt, dass wir heute eine Siegchance hatten. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr hat die Mannschaft auch daran geglaubt. Wir haben versucht unser Spiel zu machen, was uns offensiv wie defensiv gut gelungen ist. Wer Handball kennt, der weiss, was die Mannschaft heute gegen die beste Nation der letzten 20 Jahre gezeigt hat. Das einzige, das gefehlt hat, war, dass wir uns den verdienten Lohn in Form von einem Sieg oder zumindest einem Punkt abgeholt haben. Wir machen über 60 Minuten fast alles richtig, auch in der Schlussphase, in der wir uns zwei erstklassige Chancen aus sechs Meter verschaffen, dann aber die falsche Entscheidung bei Wurf treffen. So knapp liegen Sieg und Niederlage im Sport manchmal beisammen."
Nikola Portner (Torhüter, Captain): "Für mich ist es eine grosse Enttäuschung. Frankreich war heute schlagbar. Ich bin der Meinung, dass wir den Sieg verdient gehabt hätten. Insgesamt war es eine unglaubliche Teamleistung. Die Atmosphäre und den Teamgeist von heute müssen wir mitnehmen, um jetzt im weiteren Verlauf des Turniers aber auch generell gegen absolute Top-Nationen immer wieder solche Siegchancen zu bekommen und diese dann auch zu nutzen.“
Telegramm
Frankreich - Schweiz 25:24 (14:14)
Madinat Sittah Uktubar. Keine Zuschauer. SR Lopez Grillo/Lenci (ARG).
- Torfolge: 0:1, 2:1, 2:3, 5:5, 5:8 (14.), 7:8, 7:9 (17.), 11:9 (20.), 14:12, 14:14; 15:15, 17:15, 17:17, 19:17, 21:19, 21:21, 22:21, 22:23 (53.), 25:23 (59.), 25:24.
- Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Frankreich, 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
- Frankreich: Pardin (2 Paraden)/Gérard (ab 21./10); Remili (1 Tor), Lagarde (1), Richardson (2), Mem (4), Mahé (7/2), Abalo (3), Guigou, Luka Karabatic (2), Fabregas (1), Descat (3), Dipanda, Porte (1), Acquevillo.
- Schweiz: Portner (12 Paraden)/Bringolf (für 1 Penalty); Schmid (10/1), Rubin, Tynowski (2), Svajlen, Lier (2), Sidorowicz (5), Raemy (1), Röthlisberger, Milosevic (4), Ben Romdhane.
- Bemerkungen: Schweiz ohne Meister (verletzt), Küttel (krank), Maros (positiv auf Corona getestet), Schelker, Grazioli (beide überzählig), Tominec, Zehnder, Gerbl und Novak (alle nicht eingesetzt).
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