Schweizer fürchten Überwachung durch Contact-Tracing-App
Von: mm/f24.ch
Vierzig Prozent der Schweizer Bevölkerung sehen das Risiko, dass eine Contact-Tracing-App zu einer stärkeren Überwachung führen könnte. Eine Mehrheit plant dennoch, die App zu nutzen. Das zeigt eine repräsentative Befragung der ZHAW.
Zwei von fünf Schweizerinnen und Schweizern haben Bedenken, dass die Behörden eine Contact-Tracing-App zur stärkeren Überwachung der Bevölkerung nutzen könnten. Zugleich beabsichtigen 68 Prozent, die App auf jeden Fall oder wahrscheinlich zu installieren.
Zu diesen Resultaten gelangt eine repräsentative, landesweite Befragung der ZHAW School of Management and Law, die im Zeitraum vom 17. bis 26. April 2020 stattfand.
Die Studie untersuchte die Einstellung gegenüber einer App zur freiwilligen, anonymen Kontaktnachverfolgung via Bluetooth, wie sie in der Schweiz zur Eindämmung von Coronainfektionen geplant ist.
Fehlalarme befürchtet
«Trotz der hohen grundsätzlichen Akzeptanz gibt es in der Bevölkerung offenbar einige Bedenken – selbst gegenüber einer Contact Tracing App, die keine Standort- und Bewegungsdaten erfasst», sagt Nico Ebert, Dozent am Institut für Wirtschaftsinformatik der ZHAW.
Neben der Überwachungsgefahr befürchten rund vierzig Prozent der befragten Personen, dass die App nicht richtig funktioniert und beispielsweise Fehlalarme auslösen könnte.
Etwa dreissig Prozent sorgen sich, dass ihr Smartphone leichter gehackt werden könnte. «Es ist deshalb wichtig, bei der Einführung einer Contact-Tracing-App auf diese Sorgen einzugehen. So braucht es etwa Transparenz über die genaue Funktionsweise der App und über Massnahmen zur Wahrung des Datenschutzes», erklärt Michael Widmer, Dozent am Zentrum für Sozialrecht der ZHAW.
Nutzung aus Verantwortungsbewusstsein
Wie die Studie weiter zeigt, beabsichtigen fast 9 von 10 Befragten, eine allfällige eigene SARS-CoV-2-Infektion auf jeden Fall oder wahrscheinlich in der App zu melden. Eine grosse Mehrheit würde auch der Aufforderung der App folgen, eigene Kontakte stärker zu reduzieren oder sich in häusliche Quarantäne zu begeben, wenn ein erhöhtes persönliches Infektionsrisiko vorliegt.
Die Resultate sind vergleichbar mit denen in anderen europäischen Ländern. «Zumindest in Bezug auf das beabsichtigte Nutzungsverhalten der Menschen wäre somit eine Voraussetzung gegeben, damit die App ihren Zweck erfüllen kann», sagt Ebert. «Allerdings lässt sich von den heutigen Absichten nicht zwingend auf die spätere tatsächliche Nutzung schliessen.»
Als Gründe für die Nutzung der App nannten die Befragten vor allem das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Allgemeinheit (73 Prozent) und den Schutz von Familie und Freunden (67 Prozent). Die Hälfte möchte ausserdem zur Reduktion von Todesfällen unter älteren Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen beitragen.
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