Klimawandel stellt SAC-Hütten vor grosse Herausforderungen
Von: mm/f24.ch
Der Schweizer Alpen-Club SAC analysiert mit dem Studienpaket «Hütten 2050» die Auswirkungen des Klimawandels auf die 152 SAC-Hütten und -Biwaks. Erste Resultate zeigen Handlungsbedarf: Tauender Permafrost, steigende Naturgefahren und veränderte Landschaftsbilder verlangen innovative Anpassungen im Hüttenbau.
Dossenhütte SAC (Foto: © SAC-CAS)
Mit dem Studienpaket «Hütten 2050» hat der SAC zwei Fachberichte in Auftrag gegeben, deren Analysegrundlagen bestehende, geografische Daten sind. Ergänzend wurde ein Masterstudiengang begleitet, um die klimabedingten Veränderungen für die 152 SAC-Hütten zu untersuchen.
Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild: Über ein Drittel der Hütten könnte in Zukunft durch tauenden Permafrost instabil werden. 42 Hütten sind zudem potenziell durch Felsstürze aus Permafrostgebieten bedroht. Die Wasserversorgung der Hütten wird ebenfalls anspruchsvoller.
«Rund 29 Hütten, die in ihrem Einzugsgebiet am Anfang dieses Jahrhunderts noch Gletscher aufwiesen, werden diese bis 2030 verlieren. Bis 2050 betrifft dies weitere 25 Hütten.», erklärt Ulrich Delang, Bereichsleiter Hütten beim SAC. Die Prognosen zeigen, dass Anpassungen notwendig sind, um die Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern.
Landschaftliche Veränderungen und neue Herausforderungen für den Bergsport
Markant sind auch die Zahlen und Erkenntnisse, wenn man auf die unmittelbare Umgebung der Hütten fokussiert. Können die Gäste heute bei knapp einem Drittel der SAC-Hütten noch einen Gletscher sehen, wird dies bis 2050 nur noch bei 10% der 152 Unterkünfte der Fall sein, bis Ende des Jahrhunderts bei keiner mehr.
Das geschmolzene Eis wird in den nächsten 25 Jahren bei 21 Hütten in einem Umkreis von zwei Kilometern grössere Seen entstehen lassen. Veränderungen wird es auch bei den Zustiegen geben: Aktuell führen diese im Sommer und Winter bei 22 Unterkünften über Gletscher, in einem Vierteljahrhundert wird dies nur noch bei 6 Hütten zutreffen.
Notwendige Massnahmen: Anpassen, versetzen oder sogar zurückbauen?
Um auf die klimabedingten Veränderungen reagieren zu können, hat der SAC die Unterstützung von Architekturstudierenden der Berner Fachhochschule BFH eingeholt. Die «Zukunftsbilder Alpen» zeigen Szenarien für die SAC-Hütten im Jahr 2050 auf. Die vorgeschlagenen Lösungen umfassen bauliche Anpassungen, Verlegungen und in einzelnen Fällen sogar den Rückbau von Hütten.
«Der Klimawandel zwingt uns, unsere Konzepte zu überdenken», so Ulrich Delang. «Unsere Hütten müssen so angepasst werden, dass sie auch in Zukunft sicher und attraktiv bleiben.» Dabei geht es nicht nur um die bauliche Sicherung, sondern auch darum, den Bergsport unter sich verändernden Bedingungen weiterhin zu ermöglichen. Dies erfordert innovative Ansätze und kreative Lösungen.
Dazu gehören Anpassungen wie zum Beispiel die Umnutzung von Alpinhütten zu Bergwanderhütten. «Wir möchten auch künftigen Generationen unvergessliche Erlebnisse in unseren Hütten ermöglichen», betont Ulrich Delang. In einem nächsten Schritt gehe es nun darum, die Ergebnisse mittels genauerer Untersuchungen zu validieren und die Erkenntnisse in Handlungsmassnahmen umzusetzen.
Investitionen in Millionenhöhe notwendig
Die notwendigen Anpassungen und baulichen Massnahmen werden in den kommenden Jahren hohe Investitionen erfordern. Die Gelder aus dem SAC-Hüttenfonds reichen nicht aus, um die Bauprojekte alleine zu stemmen und der SAC ist auf starke Partner und Spenden angewiesen.
Das sieht auch die Politik so: Der Nationalrat hat im Juni 2024 mit überwältigender Mehrheit ein Postulat des Walliser Nationalrats Benjamin Roduit (Die Mitte, VS) überwiesen. Dieses verlangt die Erarbeitung eines Katalogs mit Anreizen oder Finanzhilfen, die die Anpassung an den Klimawandel sicherstellen sollen.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»