Der gestern Mittwoch, 20. November, in Bangkok veröffentlichte Landminen-Monitor 2024 zeigt einen Anstieg der Minenopfer: 5‘757, davon 84 % Zivilist:innen. Das sind 22 % mehr als 2023. Handicap International, die zusammen mit anderen Organisationen für ihren Kampf gegen Minen den Friedensnobelpreis erhalten hat, ruft die Staaten dazu auf, ihren diplomatischen Einfluss geltend zu machen, damit der Einsatz von Landminen aufhört.
"Jahr für Jahr ist die Zahl der Minenopfer unverändert hoch: Die Konflikte nehmen zu und einige Armeen, wie die Russlands in der Ukraine oder jene Myanmars, setzen Minen in grossem Stil ein. Ganze Regionen werden noch jahrzehntelang kontaminiert bleiben und noch lange nach dem Ende der Feindseligkeiten Opfer fordern. Im Jemen zum Beispiel hat die Gewalt seit dem Waffenstillstand im Oktober 2021 erheblich abgenommen, aber die Bevölkerung leidet weiterhin unter den Überbleibseln der Kämpfe", erläutert Daniel Suda-Lang, Geschäftsleiter von Handicap International Schweiz. "Kambodscha zeigt, dass eine langfristige Minenräumung und eine Verringerung der Unfälle möglich sind. 2000 hatte das Land mehr als 800 Opfer zu beklagen. Aber 2023 waren es weniger als 30", fährt er fort.
Die Zahlen aus dem Landminen-Monitor 2024
2023 wurden mindestens 5757 Menschen durch Landminen oder explosive Rückstände von Kriegsmunition getötet oder verletzt. Das sind 22 % mehr im Vergleich zum Vorjahr mit 4709 Opfern.
84 % der 2023 registrierten Opfer waren Zivilist:innen.
Kinder (1498 Opfer) machten 37 % jener zivilen Opfer aus, von denen wir 2023 das Alter in Erfahrung bringen konnten.
Die Opfer waren in 55 Staaten verteilt.
Die zehn Länder mit den meisten Opfern 2023 sind Myanmar (1003), Syrien (933), Afghanistan (651), die Ukraine (580), Jemen (499), Nigeria (343), Burkina Faso (308), Mali (174), Äthiopien (106) und der Irak (102).
Von Mitte 2023 bis Oktober 2024 wurden vom Iran, von Myanmar, Nordkorea und Russland Antipersonenminen eingesetzt.
Russland setzt seit seiner Invasion der Ukraine im Februar 2022 Antipersonenminen in grossem Stil ein. Glaubwürdige Meldungen deuten darauf hin, dass die Ukraine - Vertragspartei des Ottawa-Minenabkommens - 2022 Antipersonenminen in der Stadt Isjum und Umgebung eingesetzt hat, als diese unter russischer Kontrolle lag.
Nichtstaatliche bewaffnete Gruppen in mindestens fünf Staaten - Indien, Myanmar, Kolumbien, Pakistan und Palästina (Gaza) - haben ebenfalls Antipersonenminen eingesetzt.
Insgesamt sind noch 58 Länder und andere Regionen durch Landminen verseucht.
Handicap International fordert die Staaten auf, sich entschieden gegen Antipersonenminen einzusetzen. Daniel Suda-Lang ist besorgt, "es ist beunruhigend, dass die Vertragsstaaten des Ottawa-Vertrags die jüngsten Einsätze nicht vehement verurteilen. Mit ihrer Zustimmung zum Minenverbot haben sie sich verpflichtet, den Einsatz von Antipersonenminen durch jeden Akteur unter allen Umständen aufs Schärfste zu verurteilen. Die Vertragsstaaten müssen die Bedeutung und die Wirksamkeit dieses Vertrags bekräftigen."
Fünfjähriger Aktionsplan gegen Antipersonenminen
Vom 25. bis 29. November treffen sich die Vertragsstaaten in Siem Reap, Kambodscha, zur Fünften Überprüfungskonferenz der Ottawa-Konvention. Ziel ist es unter anderem, die tatsächliche Umsetzung zu überprüfen - einschliesslich der Fortschritte bei der Beseitigung und Vernichtung von Antipersonenminen - und einen Aktionsplan für die nächsten fünf Jahre zu verabschieden.
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