Energieperspektiven 2050+
Von: mm/f24.ch
Die Hauptergebnisse der Energieperspektiven 2050+ liegen auf dem Tisch. Sie zeigen (zumindest auf dem Papier), dass die Schweiz ihre Energieversorgung bis 2050 klimaneutral umbauen und gleichzeitig die Energieversorgungssicherheit gewährleisten kann. Anhand von Szenarien beschreiben die Energieperspektiven 2050+ mögliche Technologie-Wege, die die Schweiz dabei gehen könnte. Allen Wegen gemeinsam ist, dass die inländische erneuerbare Energieproduktion bis 2050 stark ausgebaut wird. Die Energieeffizienz wird verbessert, während die fossilen Energien weitgehend verschwinden und durch Elektrizität sowie strombasierte Energieträger wie Wasserstoff ersetzt werden. Der ebenfalls gestern publizierte dritte Monitoringbericht des Bundesamts für Energie (BFE) zur im Jahr 2012 lancierten Energiestrategie 2050 zeigt indes, dass allein für deren Umsetzung der Schweiz noch ein steiniger Weg bevorsteht.
Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral sein. Konkretisiert wird dieser Plan mit der «Langfristigen Klimastrategie der Schweiz», die derzeit erarbeitet wird. Parallel dazu will die Schweiz die bestehende «Energiestrategie 2050» umsetzen. Sie führt in eine Zukunft ohne Kernenergie und fossile Energien. 2050 soll eine sichere, saubere, bezahlbare und weitgehend inländisch produzierte Energieversorgung gewährleistet sein. Die Ziele der Energie- und der Klimapolitik sind also eng verknüpft.
Die Energieperspektiven 2050+ liefern erstmals Szenarien, welche die Zielsetzungen der Energie- und der Klimapolitik gemeinsam abbilden. Sie zeigen mögliche technologische Pfade, mit denen beide Ziele bis 2050 erreicht werden können.
Szenarien zu Energieangebot und -nachfrage der Schweiz bis zum Jahr 2050
Die Energieperspektiven 2050+ arbeiten mit Szenarien, die mögliche zukünftige Realitäten abbilden. Im Zentrum steht das Szenario «ZERO Basis», mit dem bis 2050 das Netto-Null-Ziel und eine ausgeglichene Jahresbilanz bei der Stromversorgung (Stromverbrauch wird übers Jahr gesehen mit der inländischen Stromproduktion gedeckt) erreicht wird.
Drei weitere ZERO-Varianten bilden unterschiedliche technologische Pfade ab, wie etwa eine unterschiedliche Ausprägung der Elektrifizierung oder der biogenen und synthetischen Brenn- und Treibstoffe. Zudem werden in den Szenarien unterschiedliche Ausbaugeschwindigkeiten der erneuerbaren, inländischen Stromproduktion betrachtet.
Als Vergleich dient das Szenario «Weiter wie bisher» (WWB). WWB basiert auf den bis Ende 2018 in Kraft gesetzten Massnahmen und Instrumenten der Energie- und Klimapolitik und bildet den autonomen technischen Fortschritt ohne zusätzliche politische Massnahmen ab.
Klima- und Energieziele 2050 werden erreicht
Wichtigstes Ergebnis des Szenarios ZERO Basis ist, dass sowohl das Netto-Null-Klimaziel als auch die Ziele der Energiestrategie mit den heute verfügbaren oder in Entwicklung stehenden Technologien erreicht werden können. Allerdings müssen diese Technologien in der Schweiz rasch und in grossen Umfang zum Einsatz kommen. 2050 verbleiben Treibhausgas-Restemissionen von rund 12 Millionen Tonnen CO2-eq hauptsächlich in der Industrie, in der Abfallverwertung und in der Landwirtschaft. Diese werden mit CO2-Abscheidungs- und -Einlagerungstechnologien sowie mit Negativemissionstechnologien im In- und Ausland ausgeglichen.
Im Szenario WWB werden 2050 immer noch rund 32 Millionen Tonnen CO2-eq ausgestossen. Das sind nur rund 30% weniger als heute. Die Entwicklung in WWB verläuft also zu langsam, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen. Die Investitionen ins Energiesystem im Szenario WWB betragen bis 2050 rund 1'400 Milliarden Franken. Geld, das für die energetische Erneuerung, Modernisierung und den Ersatz bestehender Energieinfrastrukturen, bestehender Gebäude, Anlagen, Geräte oder Fahrzeuge anfällt.
Im Vergleich dazu verursacht das Szenario ZERO Basis moderate zusätzliche Kosten: Der Investitionsbedarf bis 2050 liegt um 109 Milliarden Franken oder 8% höher als im Szenario WWB. Gleichzeitig bringt es Einsparungen an Energiekosten von 50 Milliarden Franken.
Energieperspektiven
Nach der Erdölkrise von 1973 wurden die Grundlagen für eine nationale schweizerische Energiepolitik in der «Gesamtenergiekonzeption» erarbeitet. Dazu gehörten erstmals auch Energieperspektiven. Seither werden Energieperspektiven periodisch erstellt und aktualisiert.
Die letzte Version aus dem Jahr 2012 («Energieperspektiven 2050») war die Grundlage zur Überarbeitung der Schweizerischen Energiepolitik nach dem Reaktorunfall von Fukushima. Daraus entstand die «Energiestrategie 2050» und das am 1. Januar 2018 in Kraft gesetzte neue Energiegesetz. Für die Energieperspektiven 2050+ wurden aktuelle Rahmendaten und Technologieentwicklungen verwendet und das Netto-Null-Ziel bis 2050 vorgegeben.
Die Energieperspektiven 2050+ sagen nichts aus über die Wahrscheinlichkeit, ob ein Szenario genauso eintreffen wird oder ob ein Entwicklungspfad wahrscheinlicher ist als der andere. Es sind also auch andere technologische Entwicklungspfade denkbar.
Energiestrategie 2050: Kurzfristig auf Kurs – langfristige Herausforderungen
Die kurzfristigen Richtwerte bis 2020 zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Verbesserung der Energieeffizienz in der Schweiz sind in Griffweite oder bereits erreicht. Das zeigt der ebenfalls gestern publizierte dritte Monitoringbericht des Bundesamts für Energie (BFE). Langfristig bestehen jedoch weiterhin grosse Herausforderungen für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Energiestrategie 2050.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»