Schweizerischer Versicherungsverband plädiert für Erdbebenversicherung
Von: ots/f24.ch
Der Schweizerische Versicherungsverband SVV präsentiert an seiner Jahresmedienkonferenz ein solides Prämienvolumen für das Jahr 2024 und stellt anlässlich seines 125-Jahr-Jubiläums seine Prioritäten für die nächsten Jahre vor: Neben marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen steht dabei auch die bessere Absicherung von Grossrisiken wie Erdbeben im Zentrum. Eine neue Studie von Sotomo zeigt, dass das Erdbebenrisiko in der Schweiz stark unterschätzt wird. Der SVV betont die gute Versicherbarkeit von Erdbeben und spricht sich klar gegen eine Eventualverpflichtung aus.
Zum Auftakt ihres 125-Jahr Verbandsjubiläums blickten die Schweizer Privatversicherer an ihrer Jahresmedienkonferenz in Zürich erneut auf eine solide Entwicklung des Prämienvolumens im Jahr 2024 zurück. "Keine Überraschung, aber ein Zeichen für die Stabilität der Branche", wie SVV-Direktor Urs Arbter ausführt. Eine Stabilität, auf die die Branche stolz ist - und die auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben soll. Wie das gelingen kann, hat der SVV in seinen aktualisierten Prioritäten festgehalten, die SVV-Präsident Stefan Mäder in ihren Grundzügen vorstellte.
Erdbeben werden in der Schweiz unterschätzt
Eines dieser Grossrisiken, dem bisher zu wenig Beachtung geschenkt wurde, ist das Erdbebenrisiko, wie Clemens Markstein, CEO von Baloise Schweiz und Vorstandsmitglied des SVV, ausführt: "Über 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer unterschätzen das Risiko eines mittelstarken Erdbebens in der Schweiz."
Er bezieht sich dabei auf eine vom SVV in Auftrag gegebene Studie von Sotomo: Obwohl die Wahrscheinlichkeit eines solchen Erdbebens der Magnitude 5 bis 6 auf der Richterskala in der Schweiz in den nächsten 50 Jahren bei 80 Prozent liegt, lösen Erdbeben gemäss der Umfrage das geringste Bedrohungsgefühl bei der Schweizer Bevölkerung aus - deutlich hinter Erdrutschen und Hochwasser.
Das zeigt sich auch beim gewählten Versicherungsschutz. Denn obwohl gemäss Sotomo-Umfrage rund drei Viertel der Bevölkerung die finanzielle Absicherung von Wohngebäuden gegen Erdbebenschäden als eher oder sehr wichtig erachten, zeigt eine interne Erhebung des SVV, dass nur 23 Prozent der versicherbaren Gebäudewerte in der Schweiz tatsächlich gegen Erdbeben abgesichert sind.
Clemens Markstein zieht daher den Schluss, dass in der Schweiz noch zu wenig für die Sensibilisierung getan werde. Dabei wäre das Potenzial gross: "Der Wille, sich selbst, eigenverantwortlich gegen das Erdbebenrisiko abzusichern, ist vorhanden und sollte genutzt werden."
SVV lehnt Eventualverpflichtung als falschen Ansatz ab
In die falsche Richtung geht jedoch der aktuell viel diskutierte Ansatz der Eventualverpflichtung, zu der der Bundesrat an seiner Sitzung vom 13. Dezember 2024 die Botschaft ans Parlament überwiesen hat. Denn diese darf nicht als Vorsorge oder gar als Versicherung verstanden werden. "Es handelt sich vielmehr um eine Scheinlösung, deren Durchsetzbarkeit im Ereignisfall nicht gegeben ist", sagt Markstein.
Nicht nur, dass sie mit einem immensen administrativen Aufwand verbunden wäre - in einer derart angespannten Situation wäre wohl eine Zusatzabgabe nicht durchsetzbar. Zudem würde es die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage weiter verschärfen, wenn die Schweiz den Wiederaufbau aus eigenen Mitteln stemmen müsste, ohne auf die weltweiten Rückversicherungsmärkte zurückgreifen zu können.
Doch es gibt Alternativen, betont Markstein: "Das Erdbebenrisiko ist ein sehr gut versicherbares Risiko, das als Versicherungssparte weltweit etabliert ist." Ehe also eine Zusatzsteuer eingeführt und als Scheinlösung verankert werde, sollte zunächst in eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung investiert und gegebenenfalls eine obligatorische Koppelung von Erdbeben mit der Feuerversicherung geprüft werden. "Mit der weltweit anerkannten Elementarschadenversicherung verfügt die Schweizer Versicherungswirtschaft hier bereits über sehr gute Erfahrungswerte, die sie gerne zur Verfügung stellt", schliesst Markstein.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»