Feierlicher Festakt - 100 Jahre Waldstadt-Loge
Von: Hans Berger
Bis beinah auf den letzten Platz war vergangenen Sonntag der altehrwürdige Ratssaal im Rathaus Rheinfelden anlässlich der Feierlichkeit zum hundertjährigen Geburtstag der Waldstadt-Loge besetzt. Bestechend am Anlass war, dass bezüglich Inhalt und versprühender Atmosphäre weder die sechs Referenten, noch die Musikformation „Schellmery“ dem faszinierenden Saal nachstanden. Trotz riesigem Altersunterschied verbanden sich Räumlichkeit und Programm, verschmolzen ineinander.
Feierlicher Festakt im Rheinfelder Ratshaussaal- 100 Jahre Waldstadt-Loge
Der ad hoc bestimmte Tätschmeischter, ansonsten Schatzmeister (Kassier) der Waldstadt-Loge, Roland Weiss begrüsste die illustre Gästeschar mit viel Esprit und Charme.
Rückblende
Obermeister (Präsident) Amadé Franzen liess danach die hundertjährige Geschichte der Waldstadtloge Nr. 12 Revue passieren. Die erste Loge der Odd Fellows wurde in der Schweiz allerdings schon 1871 in Zürich gegründet und vier Jahre später bereits die Sechste in Basel, der auch Mitglieder aus dem Fricktal angehörten.
Diese wiederum bildeten anno 1892 in Rheinfelden ein sogenanntes Kränzchen, woraus schlussendlich dreissig Jahre später - nicht zur Freude der damals noch das Fricktal dominierenden katholischen Kirche - die Waldstadt-Loge, Mitglied des weltweiden Ordens der Odd Fellows - als zwölfte Schweizer Loge resultierte. Eine schwierige Zeit also, da damals die Logen zudem ein Werk des Teufels waren und alle Logen den Freimaurer zugeordnet wurden.
Ein Ansinnen, das bis 1981 anhielt, als in Italien die mysteriöse Geheimloge P2 aufflog und in der Folge durch die mediale Aufarbeitung des Skandals allmählich Licht ins Dunkel gebracht wurde.
Aber trotzdem scheinen die Logen für viele Menschen auch heute noch etwas suspekt zu sein – dies allerdings zu Unrecht, wie den offenen Referaten der Jubiläumsfeier entnommen werden konnte.
Renaissance
Noch komplizierter wie die Zeit anfangs des 20. Jahrhundert dürfte wohl jene im Mittelalter gewesen sein. Davon war allerdings der lüpfigen Musik des Trios „Schellmery“ nichts anzumerken. Im Gegenteil, angesichts der heutigen Probleme wünschten sich wohl einige unter der begeisterten, minutenlang applaudierenden Zuhörerschaft eine Renaissance jener Zeit. Vermutlich aber begnügten sie sich auch damit, dass zumindest die Schellmerys die Musik von damals aufleben lassen.
Der Weg ist das Ziel
Zu den Highlights der Jubiläumsfeier gehörte die Ansprache unter dem Titel «der Weg ist das Ziel» von alt Gross-Sire Jean Wenger. Er verstand es trefflich, die ehernen Grundsätze und Ziele der Odd Fellows prägnant zu formulieren. Vergass dabei aber nicht, darauf hinzuweisen, dass auch die Ordensbrüder nur Menschen sind und daher stetig an sich arbeiten müssen, um den Vorgaben einigermassen gerecht zu werden.
In zahlreichen Vergleichen zeigte Jean Wenger auch auf, dass es nebst den Odd Fellows auch andere Organisation mit ähnlichen Zielen gab, gibt. «Die Loge bietet dem Suchenden eine vielfältige Plattform, aber keine Anleitung und kein Mentoring. Die Loge fordert jeden Suchenden auf, seine Erkenntnisse stets zu überprüfen und zu hinterfragen», so der Referent. Wichtig Prinzipien und deren Auslegung sind:
► Der Pflicht der Arbeit an sich selbst liege der Gedanke zu Grunde, dass ein Jeder Odd Fellow, wie Dante Alighieri in der göttlichen Komödie, sein Leben als ein Werk betrachtet, das es zu gestalten gelte. Sein Weg wird das Ziel.
► Die Pflicht der Selbstverantwortung im Denken und im Handeln, im Sinne des Vermächtnisses der Aufklärung bleibe jedem völlig offen, wie er seinen Lebensentwurf gestalten möchte.
► Die Pflicht der Toleranz gegenüber den Mitmenschen und Achtung vor ihrer persönlichen Meinung, Respekt vor anderen Lebensweisen und anderen Glaubenslehren gelte absolut.
Gratulationen
Gross-Sire Urs Zeller, der ranghöchste «Odd Fellow» der Schweiz, überbrachte die besten Geburtstagswünsche der schweizerischen Ordensleitung. Auch der Rheinfelder Stadtammann Franco Mazzi war vor Ort und gratulierte namens des Stadtrates der Waldstadtloge zum 100. Geburtstag.
Wohltätigkeit
Wohltätig zu wirken ist eine weitere Verpflichtung eines Odd Fellows. So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Loge am Jubiläumstag von der spendablen Seite präsentierte und der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) einen Check im Wert von 10‘000 Franken überreichte.
Doch damit nicht genug, auch der Jugend- und Familienberatung Laufenburg (JFB) und der Fachstelle für persönliche Beratung des Gemeindeverbandes der Sozialbereiche im Bezirk Rheinfelden (GSBR) durfte Untermeister (Vizepräsident) Jörg Schneider, zugleich Präsident des Wohlfahrtsfonds der Waldstadt-Loge, je einen Check von 5‘000 Franken übergeben.
Ausklingen liess die Festgemeinde den Jubeltag bei eitlem Sonnenschein und einem gediegenen Apéro riche im Ratshaushof.
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