Rheinfelder Männerchor und Orchesterverein brillierten
Von: Hans Berger
Musikalische Meisterwerke auf den grossen Bühnen von Basel, Zürich oder gar Mailand erleben zu dürfen ist ein genauso grosses Geschenk wie auf der relativ kleinen Bühne vom Bahnhofsaal in Rheinfelden, wo vergangenen Sonntag der Männerchor Rheinfelden und der Orchesterverein beider Rheinfelden mit ihrem ersten gemeinsamen Konzert einen triumphalen Erfolg feiern durften.
Männerhor Rheinfelden, Orchesterverein Rheinfelden Unter der Leitung von Monika Sturm-Schmid
Natürlich gibt es qualitative Unterschiede zwischen den grossen und kleinen Bühnen, dies jedoch auch bezüglich der Ticketpreise. Fantastisch aber und mit keinem Preis abzugelten ist, wenn Laiensänger und Laienmusiker sich an Werke so grosser Meister wie Verdi, Orf, Offenbach, Lehar, Bernstein, Liszt, Nivolai, Mascagni oder Loewe nicht nur wagen, sondern damit auch noch zu brillieren verstehen. Klar, aus eigener Kraft ist das kaum möglich, dazu braucht es nebst einem hohen musikalischen Niveau das Einfühlvermögen, die Duldsamkeit solcher Leiter wie Monika Sturm-Schmid und Lukas Merkelbach.
Kurzum - all die Voraussetzungen waren gegeben, damit das Publikum im voll besetzten Bahnhofsaal ein stimmiges, wahrhaftiges Live-Konzert erleben durfte. Darum hätte vermutlich der Jodler und Komponist Adolf Stählin (1925-1999) den vergangenen Sonntag auch der Kategorie „en gschänkte Tag“ zugeordnet.
Männersache
Das Motto des Konzertes „Männersache“ stimmte allerdings nur sehr eingeschränkt. Zum einen wäre das Konzert wohl kaum so erfolgreich gewesen, wenn nicht Monika Sturm-Schmid die Leitung des Männerchors innegehabt hätte und zum andern, wenn nicht zahlreiche Musikerinnen die Musiker im Orchester unterstützt hätten.
Aber selbstverständlich wären „Die Lustigen Weiber von Windsor“, „Die lustige Witwe“ oder auch „My Fair Lady“ ohne Männeroptik nie so berühmt geworden. Weil diese drei Werke von Otto Nicolai (1810-1849), Franz Lehar (1870-1949) UND Frederick Loewe (1901-1988) Teil des Konzertes waren, trafen die Programmgestalter mit ihrem Motto „Männersache“ den Nagel auf den Kopf.
Zur Zementierung des Slogans eröffnete der Orchesterverein beider Rheinfelden unter der Leitung von Lukas Merkelbach den erfüllenden Abend dann auch mit der Ouvertüre zur Oper „Die Lustigen Weiber von Windsor“.
Apropos Weiber, der eloquent durchs Programm führende Moderator Robi Conrad sah sich genötigt, den Damen im Konzertsaal zu erklären, dass das Wort „Weiber“ ursprünglich nicht so negativ besetzt war, wie dies heute der Fall sei.
Nachhaltig
Eindrücklich, kraftvoll, fröhlich und wohl ganz im Sinne von Verdi feierte der Männerchor Rheinfelden unter der Leitung von Monika Sturm-Schmid sein abendliches Debut mit „Evviva Beviami“ und brillierte anschliessend mit dem rhythmisch wie melodiös anspruchsvollen „In Taberna“ aus der Kantate „Carmina Burana“ von Carl Orf.
Auch was in der Oper „Cavalleria Rusticana“ von Pietro Mascagni so alles abläuft ist keine reine Männersache, ansonsten wäre dessen „Intermezzo“, mit dem der Orchesterverein auftrumpfte, so zart und feinfühlig herausgekommen. Berühmt wurde die Melodie übrigens auch, weil sie die beiden Filmklassiger „Pate III“ und „Wie ein wilder Stier“ (Aufstieg und Niedergang des Boxers Jake LaMotta) nachhaltig untermalte.
Grosse Stimme
Grosserfolge feierte auch der in der Fricktaler Chorgemeinschaft bestens bekannte Dirigent und Tenor Ingo Anders. Ob im humorvollen „Lied von Kleinzack“ aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach, beim jazzig, swingenden „Gee, Officer Krupke“ aus dem Musical „West Side Story“ von Leonard Bernstein oder im packenden Schlusschor aus „Faust II“ von Franz Liszt - Ingo Anders legt damit ein grosses stimmliches Spektrum an den Tag, wie dies eben nur ein Proifsänger vermag, was er in Tat und Wahrheit auch ist.
Aber auch bei diesen drei Arien vermochten Chor und Orchester zu überzeugen, wie den jeweiligen starken, teilweise gar frenetischen Applausen entnommen werden konnte.
Gänsehaut
Wer unter den Konzertbesuchern bis anhin nie Gänsehaut hatte, bekam diese spätestens bei „Conquest of Paradise“, der Filmmusik zu „Die Eroberung des Paradieses“, mit der sich der Männerchor Rheinfelden und der Orchesterverein beider Rheinfelden aus dem von ihnen geschaffenen musikalischen Paradies verabschiedeten.
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