Sommerliche Abendmusiken im Zeichen des Friedens
Von: Jutta Wurm-Fischer *
Fünf Kurzkonzerte, dazwischen Zeit für Erfrischung und Gespräch und im Anschluss ein Apéro riche – das ist das Konzept der traditionsreichen Sommerlichen Abendmusiken in der reformierten Kirche Rheinfelden. In diesem Jahr standen sie unter dem Thema «Frieden».
Gospelchor Rheinfelden (Fotos: zVg)
Der Gospelchor Rheinfelden unter der Leitung des japanischen Countertenors und Chorleiters Akira Tachikawa eröffnete das kleine Festival mit Liedern, die die Sehnsucht nach Frieden zum Ausdruck bringen («Peace is flowing like a river / dt. Der Frieden fliesst wie ein Fluss») und singend für den Frieden beten («Give us Peace / dt. Gib uns Frieden»). Manchmal wurde das Publikum zum Mitsingen eingeladen, was nicht nur Freude machte, sondern auch die Idee dieser Konzertreihe zusammenfasste: Musik möge als Friedenskraft wirken und sich ausbreiten auf viele Menschen.
Das Programm der Sommerlichen Abendmusiken wird jeweils von der Musikkommission der reformierten Kirchgemeinde Region Rheinfelden unter der Leitung der Kirchenpflegerin und professionellen Geigerin Ursula Schnepp zusammengestellt. Drei Mitglieder des Kirchenmusikteams – Assel Abilseitova, Rani Orenstein und Lukas Sehr – haben in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis studiert und von daher viele Kontakte zu internationalen Musiker-Kolleg:innen, die sie für diese Konzertreihe hinzuziehen.
Ost trifft West, Nina Simone, Lviv Virtuosos
Das zweite Kurzkonzert spielte der junge israelische Pianist Daniel Borovitzky, ein Landsmann und Berufskollege von Rani Orenstein. Vom ersten Ton an erzeugte er eine grosse Präsenz im Kirchenraum, beeindruckte mit seinem virtuosen und differenzierten Spiel. In seinem Programm «Ost trifft West» verband er Werke von Arvo Pärt (* 1935) und Robert Schumann (1810-1856), Klangfeinheit und Klangfülle, die die Zuhörenden spürbar berührte und im Applaus hörbar begeisterte.
Bei den Sommerlichen Abendmusiken sollen verschiedene Stilrichtungen Platz haben. «Assel Abilseitova and Friends» entschieden sich daher, das dritte Kurzkonzert der US-amerikanischen Jazz- und Bluessängerin, Pianistin und Bürgerrechtsaktivistin Nina Simone (1933-2003) zu widmen.
Begleitet wurde die kasachische Pianistin Abilseitova von der französischen Sängerin Aude Freyburger, der Schweizer Saxophonistin Marina Iten und dem südafrikanischen Schlagzeuger Max Liebenberg.
Es war offensichtlich, dass dieser erst- und wohl einmalige gemeinsame Auftritt der internationalen Formation selber Freude machte. Besonders Aude Freyburger, eigentlich klassische Sopranistin, merkte man an, dass sie den Ausflug in ein anderes Genre, spielerisch und experimentierfreudig, genoss. «I got Life / dt. Ich habe Leben» war dann auch die logische Zugabe nach den stehenden Ovationen des Publikums.
Das vierte Konzert spielte das Streicherquartett «Lviv Virtuosos», bestehend aus vier Berufsmusikerinnen aus der Ukraine, die in die Schweiz geflüchtet waren. Und, ja, sie musizierten tatsächlich virtuos, dazu gefühlvoll, so dass auch die Zuhörenden von der Schönheit der Musik von hierzulande wenig bekannten ukrainischen Komponisten – Myroslaw Skoryk (1938-2020), Lev Mykolajovych Kolodub (1930-2019) – und der Sehnsucht nach der verlorenen Heimat ergriffen wurden.
Calme des Nuits, Homemade Food
Zuletzt präsentierte sich Lukas Sehr mit dem von ihm geleiteten A-capella-Quartett «chorus mysticus». «Welche Lieder wirken auf den Frieden im Herzen?» – von dieser Frage geleitet, hatten die vier jungen Musiker populäre (z.B. Anton Bruckners berühmtes «Locus Iste») und unbekannte Stücke ausgewählt, darunter eine Eigenkomposition von Lukas Sehr, ein «Ave Maria».
Lieder, die ihre ganze Schönheit und Energie dann entfalten, wenn sie mit der präzisen Intonation gesungen werden, wie es bei diesem Ensemble der Fall war. Ein reicher, sommerlicher Konzertabend führte mit «Calme des Nuits» von Camille Saint-Saens (1835-1921) in die Stille, in der die Berührung des Herzens durch die Schönheit der Kunst wahrgenommen werden konnte.
Der anschliessende Apéro wurde vom Verein Freiwilligenarbeit Asyl, Kaiseraugst ausgerichtet. «Homemade food / dt. Hausgemachtes Essen» aus Eritrea, Afghanistan, Somalia, Ukraine, Syrien und Wein aus Magden standen bereit. Die Kollekte ging an das Friedensprojekt «Neve Shalom-Wahat al Salam-Oase des Friedens» in Israel.
* Jutta Wurm-Fischer ist Mitglied der Musik- und Kulturkommission der reformierten Kirchgemeinde Region Rheinfelden, welche die Sommerlichen Abendmusiken organisiert.
Kirchgemeinde Region Rheinfelden
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