Verborgene Schönheiten im Rheinfelder Hotel Eden
Von: Roswitha Frey
Nahe herangehen sollten die Besucher in der neuen Ausstellung im Hotel Eden in Rheinfelden. Bis 30. September sind Fotografien von Roland Senger zu sehen, die einen besonderen Blick auf verborgene Schönheiten, Pflanzen und Stimmungen in der Natur zeigen. Durch ihre dezente Sepia-Tönung und die weichen Braunnuancen wirken die Aufnahmen zeitlos und nostalgisch und erinnern an historische Fotografien.
Roland Senger (Foto: zVg)
Seit drei Jahren fotografiert Roland Senger analog mit einer Mittelformatkamera und speziellen Objektiven, von denen eins aus dem Jahr 1936 stammt. Der Rheinfelder Landschaftsarchitekt, der von schon von Berufs wegen ein genaues Auge für die Formen der Natur hat, hat sich eine eigene Dunkelkammer eingerichtet, in der er die Negative selbst entwickelt. Das Fotografieren mit einem Film, auf dem nur zwölf Bilder sind, findet er weitaus entspannter und entschleunigter als die digitale Variante, die er zuvor sieben Jahre lang praktiziert hat.
In der analogen Fotokunst geht es ihm um die subtile Wahrnehmung. Manchmal nimmt er sich zwei Stunden Zeit, um zwei Fotos zu machen. Auch beim Entwicklungsprozess in der Dunkelkammer kann er Einfluss nehmen auf die Bilder, auf die Kontraste von Licht und Schatten. „Es ist immer spannend, was dabei herauskommt“, sagt Senger über diese Handabzüge auf Barytpapier in Lithprint-Technik, in der ein stark überbelichtetes Fotopapier bei Dunkelkammerbeleuchtung entwickelt wird.
Welche fein nuancierten, malerischen Effekte sich dabei herausholen lassen, ist in Sengers Naturaufnahmen zu sehen. Auffallend sind die durchgehend kleinen Formate, die den Betrachter dazu auffordern, sich die Details aus nächster Nähe anzuschauen.
Geheimnisvoll und poetisch in der Atmosphäre sehen die Bilder aus, die Senger in der Abendstimmung und Dämmerung im Wald macht. Das diffuse Zwielicht, die Lichtstrahlen, die durch Bäume und Zweige fallen, verleihen den Fotografien etwas Mystisches und Zauberisches. Dass vieles nicht so gestochen scharf ist, sondern der Hintergrund in weicher Unschärfe leicht verschwimmt, verstärkt noch das Mystische, Entrückte dieser Aufnahmen.
Senger richtet seine Aufmerksamkeit auf Pflanzen am Wegrand, im Dickicht, im Unterholz, auf das Unscheinbare, das sonst kaum beachtet wird. Zartes Gras, ein Farnwedel, eine wilde Möhre, Wiesenkerbel, Brennnesseln, die Blätter und filigranen Linien einer Buchenknospe, die noch winterlich geschlossen ist, aber schon auf den Frühling wartet:
Diese Pflanzenmotive setzt Senger in warmen, sanften Sepia-Tönen, malerischen Lichtimpressionen und kräftig herausgeholten Schatten um. Eine poetische Ausstrahlung hat die Makroaufnahme einer halb geöffneten Knospe oder das filigrane Strukturgeflecht von Zweigen, auf die mildes Licht fällt, während im Hintergrund diffus Bäume zu erkennen sind.
Oft sind es magische Momente, die Roland Senger einfängt: einen Ast im Unterholz, mit Grünfilter fotografiert, ein Zweig und Wolken, die sich im Teich spiegeln, das filigrane Geflecht von Baumkronen, die durch Doppelbelichtung besonders reizvoll aussehen, ein bemooster Stein in einem Bach, der sich im Wasser reflektiert. Solche Spiegelungen und Waldstimmungen erzeugen oft eine traumartige Atmosphäre. Man mag sich an den Zauberwald in Shakespeares Sommernachtstraum erinnert fühlen. So hat Senger ein Bild „Elfenwald“ genannt. Die Zweige, Pflanzen und Bäume treten darin schemenhaft aus Licht und Schatten hervor. Der Fotokünstler sensibilisiert die Wahrnehmung für die Kleinode in der Natur, auch für die stachelige Wilde Karde.
Nachdem er bereits an Gemeinschaftsausstellungen wie „Kunst Lokal“ im schweizerischen Rheinfelden teilgenommen hat, zeigt Roland Senger in dieser Einzelschau Arbeiten aus den letzten drei Jahren. Er hat sich bewusst auf das Sujet Natur konzentriert, auf eine etwas andere Sichtweise auf Natur, in leisen, dezenten Tönen, als ruhiger Gegenpol zur visuellen Überflutung und Schnelllebigkeit unserer Zeit.
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