Klavierjazz im Kulturkeller vom Rheinfelder Hotel Schützen
Von: Sarah Beringer
Die Kubaner gelten als ein temperamentvolles Volk. Dass dies nicht bloss ein Klischee ist, bewies der kubanische Pianist Ramón Valle im Kulturkeller des Hotels Schützen in Rheinfelden. Gemeinsam mit seinen beiden Mitmusikern Omar Rodriguez am Kontrabass und dem Drummer Liber Torriente spielte der Pianist seine Musik mit einer emotionalen Vitalität, die kaum zu überbieten war.
RAMÓN VALLE Trio (Foto: zVG Hotel Schützen)
Doch Vorsicht, mit dem stark im kubanischen Musikerbe verwurzelten Buena Vista Social Club hatte die Musik des Trios nicht viel zu tun. Zwar blitzten im Spiel des Pianisten gelegentlich kurze Salsa-Zitate auf, im Wesentlichen aber bewegten sich die drei Musiker in der Tradition des klassischen Jazzklaviertrios eines McCoy Tyner, Keith Jarrett oder Brad Mehldau. Mit einem zentralen Unterschied: Dank seiner grossen stilistischen Bandbreite vermochte das Ramón Valle Trio über das Schaffen seiner grossen Vorgänger hinauszugehen.
Verblüffend, wie es der Band gelang, klassische Jazzstandards wie Michel Legrands «What Are You Doing the Rest of Your Life», Jerome Kerns «All the Things You Are» oder Leonard Cohens «Hallelujah» durch ausgeklügelte Arrangements und gewitztem Spiel einen eigenwilligen Charakter zu verleihen. Dank cleverer melodischer Gestaltung und raffinierten rhythmischen Brechungen erhielten diese ehrwürdigen Themen einen erfrischend neuen Anstrich.
Noch mehr zu überzeugen vermochte das Ramón Valle Trios mit seinen eigenen Kompositionen, die auf ihrer letzten CD «Taken off» zu finden sind. Mal waren da wilde, leidenschaftlich aufgeladene Stücke mit rhythmisch komplex gestalteten Strukturen zu hören, dann wiederum gefühlvoll modellierte Balladen mit emotionalem Tiefgang.
Jeder der Musiker erwies sich als ein Meister seines Fachs. Virtuos liess Pianist Ramón Valle seine Finger über die Tasten seines Klaviers gleiten und würzte seine Solos mit immer neuen dynamischen Wendungen und elektrisierenden Intervallketten. Dabei schreckt der Musiker auch nicht vor gelegentlichen Ausflügen in herb klingende, dissonante Klangräume zurück.
Ebenbürtig der Bassist Omar Rodriguez, der sich nicht nur als hervorragender Begleiter seiner beiden Mitmusiker erwies. In seinen Solos brachte der Bassist mit plastischer Gestaltungskraft sein grosses, zu Unrecht schwerfällig erachtetes Instrument zum Singen.
Für die rhythmische Basis war Drummer Liber Torriente zuständig, der mit seinen wirbelnden Beats die Musik der kleinen Band dynamisch vorantrieb.Das Ramón Valle Trio bot an diesem Abend Jazz der Spitzenklasse, der Lust auf mehr macht.
Das Konzert wurde vom Jazzclub Q4 organisiert, der schon seit längerem Gastrecht im Schützen Kulturkeller mit seinem intimen Ambiente hat und regelmässig Auftritte hervorragender Jazzmusiker auf die Beine stellt. Ein wiederholter Blick in das reichhaltige Programmangebot des Kulturkellers mit altem und neuem Jazz lohnt sich allemal!
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