„Jakob Strasser“ - künstlerische Retrospektive des Rheinfelder Ehrenbürgers
Von: Hans Berger
Auf die Frage nach grossen Malern des 20. Jahrhunderts werden weltweit mehrheitlich Namen wie Pablo Picasso, Salvador Dalí, Marc Chagall, Alberto Giacometti, Paul Klee, Oskar Kokoschka oder Wassily Kandinsky genannt. Zumindest die „alteingesessenen Rheinfelder“ fügen dem bunten Künstler-Kaleidoskop indes gewiss auch noch den Namen Jakob Strasser (3.6.1896 bis 12.4.1978) an, der zeit seines Lebens im Zähringer Städtchen wirkte. So wundert es also nicht, dass vergangenen Freitag, anlässlich der feierlichen Vernissage zur Ausstellung „Erlebnisse in der Kunst“ mit Werken des Künstlers der Kurbrunnensaal bis auf den letzten Platz besetzt war.
Das Kuratorenteam (v.l.) Michelle Geser, Alessandra Widmer, Chris Leemann (Leiter des Teams), Noëmi Lehmann, Andrea Strasser Köhler (Tochter des Künstlers)
Musikalisch eingestimmt in die Jugendzeit von Jakob Strasser wurden die rund 250 Gäste mit Jazz und Swing vom Feinsten von der mit viel Applaus bedachten „Hausmusik“ des Hotel Schützen, dem „David Regan Orchestra“.
Eher aussergewöhnlich
Dass ein mehrheitlich ortsgebundener Künstler auch vierzig Jahre nach seinem Tod noch nicht vergessen wurde, ist nicht selbstverständlich. Zu begründen ist dies, weil Strasser während seines Schaffens beinah – vielleicht seinem Namen verpflichtend - täglich auf der Strasse anzutreffen war, seine Meinung in aller Deutlichkeit, offenbar selten huldvoll, kundtat und vor allem, weil der vor zehn Jahren gegründete Jakob-Strasser-Verein von Strassers angeblichen rund zehntausend Werken deren 5‘260 katalogisierte (1400 Ölbilder, 230 Auquarelle, 3‘500 Zeichnungen, 130 Holzschnitte), wie Vereinspräsident Albi Wuhrmann an der Vernissage berichtete.
Mehr wie „nur“ eine Ausstellung
Nebst der Werkdokumentation zeichnet sich der Verein auch für die Publikation einer Biographie und als Höhepunkt für die bis 14. Oktober jeweils Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr, Freitag von 14 bis 20 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnete Ausstellung im Rheinfelder Kurbrunnen verantwortlich.
Die von Chris Leemann, Michelle Geser, Noëmi Lehmann, Alessandra Widmer sowie der Tochter des Künstlers Andrea Strasser Köhler kuratierte Ausstellung zeigt nicht nur rund zweihundert Werke des Künstlers, sondern wird auch von einem informativen Programm begleitet.
Quäntchen Glück
Dass Jakob Strasser weltweit nicht im gleichen Atemzug wie seine eingangs erwähnten Zeitgenossen genannt wird, liegt weniger an seinen malerischen Fähigkeiten als vielmehr darin, dass er sich in seinem Wirken auf das Kopieren der künstlerischen Stilrichtungen seiner Kollegen beschränkt hat, selber aber allenfalls andeutungsweise eine eigene Ausdrucksart entwickelte. Kommt hinzu, dass beispielsweise Picasso 50‘000 Werke schuf, von denen zu seinen Lebzeiten ein Bruchteil Berühmtheit erlangte. Letztendlich mangelte es Strasser vielleicht aber vor allem nur an dem zu einer Karriere gehörenden Quäntchen Glück, um in den Künstler-Olymp aufgenommen zu werden.
Zeitzeuge
Egal - die Laudatoren der Vernissage, der freischaffende Kunsthistoriker Dr. Benno Schubiger und Rheinfeldes Stadtammann Franco Mazzi liessen keinen Zweifel daran, dass die Werke von Jakob Strasser der Nachwelt erhalten werden müssen. Das Thema Kunst und Kleinstadt sei in Strassers Werken zentral und sei daher Teil der Mentalitätsgeschichte von Rheinfelden, so der Leiter des Kuratoriums Chris Lehmann. Er wies auch darauf hin, dass einige Gemälde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Fazit
Jakob Strasser war vermutlich ein eigenwilliger Künstler, wie den nachstehenden Zitaten entnommen werden kann: „Ich schloss mich nie einer Gruppe an. Mein Inneres drängte mich in künstlerischen Dingen immer zu eigener Aussage!“ Ich habe einfach diese Farben gebraucht, um mich auszudrücken!“ Ich bin Expressionist, denn ich versuche meinen Gegenständen gegenüber wahr zu sein!“ Sie weisen aber auch darauf hin, dass Jakob Strasser mehr wie nur ein Lokalmatador ist und es sich auch für Kunstfreunde ausserhalb des Zirkels der „alteingesessenen Rheinfelder“ allemal lohnt, der Ausstellung „Erlebnisse in der Kunst“ ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Apropos schenken, dank der Freiwilligenarbeit des Vereinsvorstandes, des Kuratorium-Teams und zahlreichen spendablen Sponsoren ist der Eintritt frei.
Anmerkung: Die Fotos der Werle von Jakob Strasser verschaffen lediglich einen Eindruck der Ausstellung, ersetzt jedoch nicht deren Besuch, da sie weder die Intensität, noch die Farben und Perspektiven der Werke zu wiedergeben vermögen.
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