Balthasar Glättli - neuer Präsident der Grünen
Von: mm/f24.ch
Gestern wurde zum ersten Mal ein Schweizer Parteipräsidium an einer digitalen Delegiertenversammlung gewählt: Balthasar Glättli ist neuer Präsident der Grünen Schweiz.
Balthasar Glättli - neuer Präsident der Grünen (Screenshot YouTube, Grüne)
Der 48-jährige Zürcher Balthasar Glättli wurde 2011 in den Nationalrat gewählt und während den letzten sieben Jahren die Fraktion geführt. Als Co-Wahlkampfleiter für die eidgenössischen Wahlen 2019 zusammen mit Lisa Mazzone hat er ausserdem massgeblich dazu beigetragen, dass die Anzahl grüner Parlamentarier*innen letzten Herbst beinahe verdreifacht wurden.
Nun freut er sich auf die neue Herausforderung: «Für die Grünen steht weiterhin der Kampf für Klimagerechtigkeit und den Erhalt der Biodiversität im Zentrum. Die zweite zentrale Herausforderung ist die Digitalisierung. Die Politik muss die Digitalisierung so lenken, dass ihr Potential allen Menschen zugutekommt und die Risiken minimiert werden.»
In seiner Präsidialredehttps://gruene.ch/wp-content/uploads/2020/06/200620_praesidialrede_glaettli_d.pdf betonte der neu gewählte Präsident: «Unsere Erde ist endlich, und sie ist die einzige, die wir haben. Nur wenn wir aus dem Wachstumszwang ausbrechen, schaffen wir einen bleibenden Wohlstand, der nicht sein eigenes Fundament untergräbt. Das Motto dazu könnte heissen: Besser statt Mehr.»
Sechsköpfiges Vizepräsidium
Die Delegierten wählten auch ein neues Vizepräsidium. Dieses setzt sich neu aus Florence Brenzikofer (Nationalrätin BL), Luzian Franzini (Kantonsrat, ZG), Oleg Gafner (Junge Grüne, VD), Isabelle Pasquier-Eichenberger (Nationalrätin GE), Franziska Ryser (Nationalrätin SG) und Nicolas Walder (Nationalrat GE) zusammen. Das neue Präsidium der Grünen ist sowohl hinsichtlich der regionalen und sprachlichen Verteilung als auch im Hinblick auf die Vertretung der Geschlechter gut aufgestellt.
Verabschiedung von Regula Rytz
Nach acht Jahren an der Spitze der Partei wurde Regula Rytz gestern verabschiedet. Die Deligierten dankten Regula Rytz für ihren unermüdlichen Einsatz, der ermöglicht habe, dass die Partei zur viertstärksten politischen Kraft der Schweiz werden konnte.
Als Regula Rytz 2012 gemeinsam mit Adèle Thorens die Leitung der Partei übernahm, initiierten die beiden Co-Präsidentinnen eine Reihe von internen Reformen: Das Generalsekretariat wurde umstrukturiert, die Parteistrukturen professionalisiert und die kantonalen Sektionen gefördert und stärker an die nationale Partei angebunden.
Ab 2016 setzte Regula Rytz diese Aufbauarbeit als alleinige Präsidentin fort und konnte erste Früchte ernten. Sie lancierte eine Basisdebatte über die Grundwerte und langfristigen Ziele der Partei und stärkte die Zusammenarbeit mit den europäischen Grünen. Mit drei nationalen Volksinitiativen («Grüne Wirtschaft», Atomausstiegsinitiative, Fair-Food-Initiative) und dem Referendum gegen die Steuerreform STAF prägten die Grünen in den letzten vier Jahren die politische Agenda.
Alle Initiativprojekte lösten wichtige realpolitische Reformen aus. Sie führten aber auch zu einer starken Mobilisierung der grünen Bewegung. Neben den traditionellen Beziehungen zu den Umwelt-, Frauen- und Friedensorganisationen arbeiten die Grünen heute eng mit der Cleantech-Wirtschaft, den reformoffenen Agrarkreisen und der Klimastreikbewegung zusammen.
Ein grosses Anliegen war Rytz auch der Generationenwechsel in der nunmehr 37-jährigen Partei. Seit Jahren sind die Grünen mit der jüngsten und weiblichsten Fraktion in Bundesbern vertreten. Die Jungen Grünen sind die wählerstärkste Jungpartei.
«Sie hatte den Mut, trotz der schwierigen Jahre in den ersten Jahren ihrer Präsidentschaft eine langfristige Perspektive für die Grünen aufzuzeigen», sagt Adèle Thorens, Waadtländer Ständerätin und ehemalige Co-Präsidentin der Grünen und unterstrich, dass Regula Rytz niemals dem Populismus verfallen sei und ihrer Überzeugung einer konstruktiven, sachlichen Politik stets treu geblieben. Sie habe die Werte und Ideale der Partei mit Rückgrat vertreten, unabhängig vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Klima, welches gerade herrschte. Regula Rytz habe alles daran gesetzt, den Klimaschutz, die Achtung der Menschenrechte und die Gleichstellung voranzutreiben, auch als diese Themen noch nicht im Zentrum der öffentlichen Diskussionen standen. Es sei auch ihr Verdienst, dass Umweltfragen heute die nötige Aufmerksamkeit erhielten. Regula Rytz habe die Grünen zu ihren Kernthemen zurückgeführt, so Adèle Thorens.
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