Klimapolitik stösst auf Zustimmung – aber…
Von: mm/f24.ch
Wer die Klimaerwärmung als dringendes Problem wahrnimmt, befürwortet ehrgeizige Klimaziele stärker – nicht aber konkrete politische Massnahmen, die auf persönliche Verhaltensänderungen abzielen. Einschneidenden Massnahmen werden eher mitgetragen, wenn deren Bedeutung für den Klimaschutz verstanden wird. Dies zeigt eine neue Studie unter Leitung des Berner Politologen Lukas Fesenfeld.
An Wissen über Ursachen und Folgen des Klimawandels fehlt es nicht, doch mit dem Handeln tun sich Politik, Wirtschaft, aber auch die Bevölkerung schwer. Weshalb sich diese Kluft zwischen Wissen und Handeln nicht schliessen lässt, ist in den Sozialwissenschaften ein viel diskutiertes Thema. Genau wie die Frage, wie sich Bürgerinnen und Bürger für Klimaschutzmassnahmen gewinnen lassen.
Nun melden sich zwei Politologen mit neuen Erkenntnissen. In einer grossangelegten Befragung haben Lukas Fesenfeld von der Universität Bern und Adrian Rinscheid von der Universität St. Gallen ermittelt, dass Menschen, die den Klimawandel als dringendes Problem betrachten, ehrgeizige Klimaschutzmassnahmen stärker befürworten.
Die wahrgenommene Dringlichkeit des Klimawandels hat allerdings keinen Effekt auf die Zustimmung zu Massnahmen, die auf persönliche Verhaltensänderungen abzielen – zum Beispiel weniger Fleisch essen und Auto fahren.
Transparente Klimapolitik
Die in der Fachzeitschrift «One Earth» erschienene Studie liefert jedoch auch Erkenntnisse, die zuversichtlich stimmen. Lukas Fesenfeld, Politologe am Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern, sagt: «Wenn Regierungen eine offene und transparente Klimapolitik betreiben, sind die Menschen eher bereit, einschneidende Massnahmen mitzutragen. Auch die Verknüpfung abstrakter Informationen über die Dringlichkeit des Klimawandels mit persönlichen Erlebnissen von Extremwetterereignissen könnte die Zustimmung erhöhen.»
Grundsätzlich stünden Bürgerinnen und Bürger der Einführung effektiver Klimapolitik nicht im Weg, so der Ko-Autor der Studie.
Bedeutung von Massnahmen verstehen
Die Befragung zeigte, dass das Bewusstsein der Dringlichkeit mit einer grösseren Unterstützung allgemeiner Klimaziele einhergeht. Sind allerdings Veränderungen am persönlichen Lebensstil gefragt, sinkt der Effekt der wahrgenommenen Dringlichkeit auf die Zustimmung. Trotzdem, so der Schluss der beiden Politologen, gebe es für Politikerinnen und Politiker Handlungsspielraum und es liessen sich durchaus starke Massnahmen zum Schutz des Klimas vorantreiben.
Die Studie zeigt nämlich, dass bei den Befragten die Bereitschaft wächst, einschneidende Massnahmen mitzutragen, wenn sie deren Bedeutung verstehen. Wichtig sei dabei unter anderem, dass Politikerinnen und Politiker den Menschen konkret erklären, warum solche Massnahmen notwendig sind, um effektiv den Klimawandel zu stoppen.
«Werden die Zusammenhänge richtig dargestellt und begründet, zum Beispiel warum die Reduktion des Fleischkonsums ein sehr effektives Instrument ist, um besonders klimaschädliche Methanemissionen zu reduzieren, wächst die Zustimmung sogar für Massnahmen, die persönliche Verhaltensänderungen nötig machen oder für die Einzelnen mit Kosten verbunden sind», sagt Lukas Fesenfeld «Es geht also nicht nur darum, die zeitliche Dringlichkeit des Klimawandels hervorzuheben. Es muss auch betont werden, warum bestimmte zeitkritische Lösungen besonders effektiv sind, um der Klimakrise entgegenzuwirken.»
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