Aargauer Landwirte sorgen sich um Honig- und Wildbienen
Von: Cornelia Widmer
Honig- und Wildbienen sind als Bestäuber eine wichtige Ressource für die Landwirtschaft, indem sie Ertrag und Qualität der Ernteprodukte sichern. Landwirte, Imker und die Öffent-lichkeit sind bezüglich Rückgang der Bienen besorgt. Zum Anlass des zweiten Weltbie-nentags am 20. Mai 2019 erläutert der Aargauer Bienenzüchterverband und der Bauern-verband Aargau als Trägerschaft den Halbzeitstand des in der Schweiz einmaligen Pro-jekts: „Honig- und wildbienenfreundliche Landwirtschaft im Kanton Aargau“. Mit dem Projekt will die Trägerschaft das Verständnis zwischen ImkerInnen und Landwirten för-dern sowie den Lebensraum und die Lebensbedingungen für die Bienen verbessern.
Die Aargauer Landwirte setzen im Rahmen des Projekts verschiedene honig- und wildbienenfreundliche Massnahmen um. So wird beispielsweise kein Mähaufbereiter auf Ökoflächen eingesetzt, der Mähzeitpunkt auf den Bienenflug abgestimmt, vermehrt auf Pflanzenschutzmittel verzichtet, das Nahrungsangebot mit der Kleeblüte und mehrjährigen Blühflächen erhöht sowie Nistmöglichkeiten für Wildbienen mit Totholz, Kopfweiden, offenem Boden oder Sandhaufen geschaffen. Die Zusatzaufwände und allfällige Ertragsausfälle werden den Bauern teilweise vergütet.
Zur Projekthalbzeit im 2019 konnten sich die Landwirte zum letzten Mal anmelden. Es sind nun 337 Betriebe dabei, die bis 2022 die acht Grundmassnahmen umsetzen und jährlich aus einem Katalog von neun Einzelmassnahmen auswählen können. Die Beteiligung an den meisten Massnahmen ist höher als erwartet. So werden beispielsweise auf knapp 800 ha der blühende Klee im Sommer erst nach sechs Wochen wieder gemäht oder sorgen über 3‘600 Kleinstrukturen für Nistmöglichkeiten für die Wildbienen. Landwirte haben die Projektidee so positiv aufgenommen, dass sie teilweise freiwillig zusätzliche Massnahmen ergriffen haben.
Gegenseitiges Verständnis fördern
Die Imkerinnen und Imker profitieren von den Leistungen der Landwirtschaft. Sie setzen sich im Rahmen des Projekts ebenfalls für die Gesundheit der Honigbienen ein, indem sie die gute imkerliche Praxis umsetzen. Imkerinnen und Imker, die die Regeln der Siegelimkerei umsetzen, erhalten dafür ebenfalls einen Beitrag.
Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe, die selber Bienen halten, hat in den letzten Jahren stark abgenommen: Im Jahr 2005 hielten rund 270 landwirtschaftliche Betriebe rund 2700 Bienenvölker, im 2013 waren es noch 37 Landwirtschaftsbetriebe mit 525 Bienenvölker. Heute kommen die Bienenhalter aus sehr unterschiedlichen Berufsgruppen. Mit dieser Entwicklung hat das gegenseitige Verständnis abgenommen. Ein wichtiger Fokus des Projekts liegt deshalb auf dem gegenseitigen Austausch zwischen Imkerei und Landwirtschaft. 2018 nahmen an den regionalen Veranstaltungen zum Thema Pflanzenschutzmittel über 600 interessierte Personen teil.
Wirkung wird untersucht
Die Wirkung und Akzeptanz der Massnahmen werden vom FiBL und Agroscope wissenschaftlich untersucht und dienen dem BLW als Grundlage für mögliche agrarpolitische Instrumente.
Das Projekt ist 2017 gestartet und endet 2022. Der Bund unterstützt das Projekt im Rahmen des Ressourcenprogramms und der Kanton beteiligt sich mit einem Beitrag aus dem Swisslos Fonds. Landstatthalter Markus Dieth freut sich über die hohe Beteiligung und Akzeptanz des Projekts bei der Imkerei und der Landwirtschaft und betont die Wichtigkeit, die Bienen als zentraler Teil der Biodiversität und der landwirtschaftlichen Ressource zu schützen und zu fördern.
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