Zukünftiger Nationalpark im Locarnese?
Von: mm/f24.ch
Der eventuell neue Nationalpark im Locarnese (TI) befindet sich in einer wichtigen Phase: Die Stimmberechtigten der acht Gemeinden des Parks entscheiden am 10. Juni 2018 in einer Volksabstimmung, ob sie den Nationalpark Locarnese gründen wollen. Der Kanton Tessin und das BAFU unterstützen die Aufbauphase und die Gründung des Nationalparks finanziell und beratend.
Nationalpark im Locarnese (Foto: Renato Bagattini / Schweiz Tourismus)
Das Gebiet des Locarnese zeichnet sich durch eine ausgesprochene Vielfalt an Landschaften und Kulturräumen aus. Die Natur wird geprägt von den unterschiedlichsten Klimazonen, welche sich auf kurzer Distanz folgen.
Zwischen den Brissago-Inseln, dem tiefsten Punkt des geplanten Nationalparks auf 193 Metern ü.M. bis zum 2864 Meter ü.M. hohen Wandfluhhorn (Pizzo Biela) oberhalb Bosco Gurin liegen nur 35 Kilometer. Eine solch reichhaltige Landschaft und Natur, gepaart mit lebendiger und traditionsreicher Kultur, findet sich in der Schweiz nicht häufig, schon gar nicht auf vergleichsweise kleinem Raum. Deshalb hat das BAFU der Region schon 2011 das Potenzial zur Schaffung eines Nationalparks attestiert, nachdem es das Gesuch des Kantons Tessin um Finanzhilfe für den Nationalpark erhalten hatte.
Nachdem der Kanton und die acht Gemeinden vor kurzem die Charta (Managementplan für zehn Jahre und Parkvertrag zwischen den Gemeinden) des Parks, die Anpassung des Richtplans und den kantonalen Nutzungsplanentwurf für die Kernzone publiziert haben, sind nun alle Voraussetzungen geschaffen, damit die lokale Bevölkerung in Kenntnis aller Fakten über den Nationalpark abstimmen kann.
Grenzüberschreitend
In der Mitte des geplanten Nationalparks liegt das Onsernone-Tal. Das Tal und das italienische Valle dei Bagni sind seit jeher eng miteinander verbunden. Die einzige Erschliessungsstrasse dieses italienischen Talkessels führt über Schweizer Staatsgebiet durch das Onsernone-Tal.
Aus diesem natur- und kulturräumlichen Selbstverständnis heraus entstand bei den italienischen Gemeinden die Idee, auf ihrem Territorium mit der Riserva naturale dello Stato della Valle dei Bagni di Craveggia ebenfalls ein neues Schutzgebiet zu errichten und eine Zusammenarbeit mit dem neuen Nationalpark Locarnese einzugehen.
Das BAFU und das italienische Ministerium für Umwelt und Schutz der Landschaft und des Meeres haben eine Vereinbarung abgeschlossen über die Zusammenarbeit zwischen der Riserva naturale dello Stato und dem Nationalpark Locarnese. Diese Vereinbarung sieht keine zusätzlichen oder neuen Finanzmittel vor: Jeder Staat ist zuständig für die Finanzierung auf seinem eigenen Gebiet. Die Vereinbarung kommt nur zur Anwendung, wenn der Nationalpark Locarnese gegründet wird; also nur, wenn die Volksabstimmung positiv ausfällt und der Nationalpark später das Parklabel erhält.
17 Schweizer Pärke und zwei Parkprojekte
Neben dem 1914 mit einer eigenen Gesetzgebung gegründeten Schweizerischen Nationalpark fördert der Bund seit 2008 auf der Basis des Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG) drei Kategorien von Pärken: Nationalpärke, Naturerlebnispärke und Regionale Naturpärke. Jeder Park ist auf die natürlichen und kulturellen Werte der Region abgestimmt und auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und die Möglichkeiten einer nachhaltigen Nutzung ausgerichtet.
2018 sind 15 Regionale Naturpärke und 1 Naturerlebnispark vom Bund anerkannt. Dazu kommt der Schweizerische Nationalpark. Zwei Pärke sind in der Projektphase: Der Nationalpark Locarnese ist in der Errichtungsphase, ebenso der Naturerlebnispark Jorat (VD).
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