Klimawandel verändert den Schweizer Wald
Von: mm/f24.ch
Der Wald spürt die Veränderungen des Klimas bereits heute. Damit der Wald auch in Zukunft seine Funktionen erfüllen kann, können gezielte Massnahmen helfen, um dessen Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen zu unterstützen. An der Forstmesse in Luzern vom 15. bis 18. August 2019 präsentieren Bund und Kantone eine neue App für Forstfachleute und weitere am Wald Interessierte. Sie zeigt standortgerechte Baumarten auf, die anpassungsfähig sind und auch in einem veränderten Klima gedeihen.
Die Sommertrockenheit 2018 war die längste Periode ohne Niederschläge seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen 1864, verbunden mit sehr hohen Temperaturen, so dass die Waldböden stark austrockneten.
Im Kanton Luzern zeigen sich die Folgeschäden deutlich: In tieferen Lagen fielen 2018 zahlreiche geschwächte Fichten dem Borkenkäfer zum Opfer. Die Trockenheit begünstigt weiterhin die rasante Vermehrung der Borkenkäferpopulation. Selbst einzelne der tief wurzelnden Weisstannen sind abgestorben.
Auch in anderen Kantonen wurde der Wald stark betroffen. In den Kantonen Aargau, Jura, Schaffhausen, Zürich und in beiden Basel litten auch die Buchen unter Wassermangel. Damit der Wald auch in Zukunft seine Funktionen erfüllen kann, können gezielte Massnahmen helfen, dessen Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen zu unterstützen.
Eine neue App hilft, zukunftsfähige Baumarten zu fördern
Im Forschungsprogramm «Wald und Klimawandel» haben das Bundesamt für Umwelt BAFU und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Hinblick auf die Auswirkungen und das Ausmass des Klimawandels im Wald Grundlagen für die Waldbewirtschaftung erarbeitet. Im Programm, das von 2009 bis 2018 dauerte, wurden Strategien, wie mit den Veränderungen umgegangen werden kann, sowie praxistaugliche Instrumente für die Waldfachleute in den Kantonen entwickelt.
Heute keimende Bäume dürften bereits im mittleren Alter in einem stark veränderten Klima wachsen. Darum ist es für Forstfachleute und Waldeigentümer wesentlich, zukunftsfähige Baumarten zu kennen. Unterstützt werden sie dabei von einer App. Die Daten dieser App stützen sich auf die im Forschungsprogramm entwickelten standortkundlichen Grundlagen für die Waldbewirtschaftung im Klimawandel. Mit der Baumarten-App kann man sich an jedem Ort im Schweizer Wald ein Bild machen, welche Baumarten bei der Pflege junger Wälder schon heute gefördert werden sollten. Die Forstleute erhalten Tipps, welche Baumarten in den Jungwäldern begünstigt oder neu gepflanzt werden sollten.
Funktionen und Leistungen des Waldes auch in Zukunft erhalten
Das Klima verändert sich mit einer so grossen Geschwindigkeit, dass mittel- bis langfristig wichtige Waldleistungen gefährdet sind. Waldbauliche Massnahmen, welche die Anpassung des Waldes an wärmere Temperaturen unterstützen, können helfen die Leistungen des Waldes langfristig zu erhalten. So sollen die Wälder weiterhin vor Naturgefahren schützen, Holz für Bau und Wärme liefern, Erholungsraum bieten und wichtiger Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tieren sein.
Eine weitere Erkenntnis aus dem Forschungsprogramm ist, dass sich die Vegetationshöhenstufen gegen Ende des 21. Jahrhunderts, je nach Klimaentwicklung, um 500 – 700 Höhenmeter gegen oben verschieben werden. Praktisch bedeutet dies, dass sich grosse Flächen von heute natürlichen Nadel- oder Mischwäldern zu reinen Laubwäldern entwickeln werden.
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal
zur Festigung und Bereicherung des Wissens»