Zweitwärmster August seit Messbeginn
Von: mm/f24.ch
Die Schweiz erlebte den zweitwärmsten August seit Messbeginn 1864. Im Süden und in den Bergen wurden die Augustrekorde von 2003 vereinzelt wieder erreicht oder überschritten. Heftige Gewitterregen verursachten örtlich grosse Schäden. Der Sommer war landesweit einer der zehn wärmsten, in den Bergen lokal der drittwärmste seit Messbeginn. Der Sommer brachte mehrere massive Schadensunwetter.
Das landesweite Mittel der Augusttemperatur beträgt aktuell 17,0°C (Stand 29.08.2024). Damit liegt der diesjährige August aktuell 2,7°C über der Norm 1991–2020. Er belegt Rang 2 in der Liste der landesweit wärmsten Augustmonate seit Messbeginn 1864. Der Rekord-August aus dem legendären Hitzesommer 2003 brachte im landesweiten Mittel den deutlich höheren Wert von 17,9°C.
In Samedan im Oberengadin sind 14,5°C zu erwarten, ein neuer Augustrekord seit Messbeginn 1864. Im bisherigen Rekord-August 2003 gab es hier 14,2°C. Auch auf dem Jungfraujoch zeichnet sich mit einem Monatsmittel von 3,3°C ein neuer Augustrekord ab. Der bisherige Rekord-August 2003 brachte hier 3,0°C. In Lugano auf der Alpensüdseite ist mit 24,8°C der gleich hohe Wert wie im Rekord-August 2003 zu erwarten.
Der August ist heute in der Schweiz 3,2°C wärmer als während der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900
Sonnige und heisse Perioden
Nach zwei gewitterhaften und schwülheissen Tagen zum Monatsbeginn mit lokal über 30°C in der West- und Nordwestschweiz, brachte die Periode vom 3. bis am 6. August landesweit meist sonnige Verhältnisse. Am 6. stiegen die Tageshöchstwerte im Norden vielerorts über 30°C. Auf der Alpensüdseite lagen die Tageshöchstwerte vom 1. bis am 6. August über 30°C.
Landesweit sonnig und sehr heiss wurde es anschliessend vom 9. bis am 13. August. Die Höchstwerte erreichten in dieser Periode auf der Alpennordseite 33 bis knapp 35°C, auf der Alpensüdseite 34 bis über 36°C. Biasca registrierte am 11. August 36,4°C und damit das höchste Tagesmaximum in der Schweiz im laufenden Jahr.
In der ganzen Schweiz meist sonnig zeigte sich auch die Periode vom 22. bis am 24. August. Am 24. gab es im Norden verbreitet Tageshöchstwerte über 30°C. Basel meldete mit 35,4°C den höchsten Wert im laufenden Jahr auf der Alpennordseite. Auf der Alpensüdseite und im Wallis setzten die sonnigen Verhältnisse bereits am 20. August ein. Die Tageshöchstwerte stiegen im Süden meist, im Wallis ab dem 23. über 30°C.
Sonnig und heiss war es schliesslich landesweit ab dem 28. August bis zum Monatsende. Beidseits der Alpen stiegen die Tageshöchstwerte über 30°C. Im Wallis und auf der Alpensüdseite gab es lokal bereits am 27. August Höchstwerte von 30°C oder leicht darüber.
Viele Hitzetage im Süden
Auf der Alpensüdseite brachte der August lokal ungewöhnlich viele Hitzetage (Tage mit einem Maximum von 30°C oder mehr). In Locarno Monti werden es zwischen 21 und 23 Hitzetage sein. Damit könnte der August-Rekord von 23 Hitzetagen aus dem legendären Hitzesommer 2003 wieder erreicht werden. Auffallend ist an diesem Messstandort, dass die Zahl der August-Hitzetage aktuell und im Jahr 2003 deutlich über den Werten aller anderen Jahre der Messreihe lag.
Abkühlung im Wochentakt
In der zweiten Monatshälfte gab es auf der Alpennordseite innert Wochenfrist zwei markante Abkühlungen. Eine Kaltfront brachte am 18. August auf der Alpennordseite Tageshöchstwerte von 19 bis 21°C. Zwei Tage zuvor erreichten die Höchstwerte im Norden verbreitet bei 29 bis 30°C.
Genau eine Woche später, am 25. August, lagen die Tageshöchstwerte auf der Alpennordseite nach dem Durchzug einer Kaltfront bei 20 bis 22°C. Am Vortag gab es im Norden verbreitet Höchstwerte von 30 bis 33°C und lokal auch mehr.
Unwetter im Berner Oberland
Am 12. August lag über der Schweiz schwülheisse, ausgesprochen instabil geschichtete Gewitterluft. Erste Gewitter gab es am frühen Nachmittag über dem Jura und Schwarzwald, Mitte Nachmittag dann über den westlichen Alpen. Durch die fast in allen Höhenlagen eher geringen Windgeschwindigkeiten verlagerten sich die kurzlebigen Gewitterzellen kaum. Die langsam ziehenden Gewitterzellen produzierten lokal hohe Niederschlagsmengen mit grossem Unwetterpotential.
Hart getroffen wurde die Region Brienz. In der Gebirgsflanke oberhalb von Brienz dürften gemäss den von Radardaten abgeleiteten Niederschlagskarten stellenweise gegen 100 mm Regen gefallen sein, der grosse Teil davon innerhalb rund einer Stunde. In der Folge trat der Milibach über die Ufer. Die enormen Wasser- und Geschiebemassen verursachten in Brienz grosse Schäden an Häusern, Strassen und an Bahnanlagen. 70 Personen mussten evakuiert werden.
Heftige Gewitterregen haben auch in der Region Grindelwald gewütet. Ein Murgang hat am Abend die Strasse und die Bahnlinie nach Grindelwald verschüttet und das Dorf vorübergehend von der Aussenwelt abgeschnitten. Mehr als 200 Personen konnten Grindelwald nicht verlassen und mussten für die Nacht in Notunterkünften untergebracht werden.
Regional sehr wenig Niederschlag
Der August brachte verbreitet unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen. In grösseren Teilen des Tessins und Graubündens blieben die Monatssummen unter 50 % der Norm 1991−2020. Lokal erreichten die Werte auch nur 20 bis 30 % der Norm.
Sonniger August
Mehrere sonnige Perioden brachten im August reichlich Sonnenschein. Vielerorts bewegte sich deshalb die monatliche Summe der Sonnenscheindauer zwischen 120 und 130 % der Norm 1991−2020. In der Westschweiz könnte es lokal einer der zehn sonnigsten Augustmonate seit Messbeginn werden.
Frühe Fruchtreife der Sträucher und Bäume
Die Früchte reiften in diesem Sommer früher als im Mittel der 30-jährigen Vergleichsperiode 1991−2020. Ab Mitte Juni konnte man in den tieferen Höhenlagen reife Beeren des Roten Holunders beobachten. Im August waren sie vor allem in den Alpen zu finden.
Über den ganzen Sommer betrachtet, hatte die Fruchtreife des Roten Holunders einen Vorsprung von rund zwei Wochen auf das Mittel. Die Beeren des Schwarzen Holunders reiften ab Anfang August, bis zum aktuellen Zeitpunkt hauptsächlich in Höhenlagen bis 700 m. Die Beobachtungen liegen im Durchschnitt 18 Tage vor dem langjährigen Mittel.
Ab Anfang Juli konnten die orangen, reifen Vogelbeeren beobachtet werden. Im August reiften sie vom Flachland bis in die Berge, zum Beispiel auch schon im Engadin. Der Vorsprung der aktuell vorliegenden Beobachtungen auf das mittlere Datum der Periode 1991−2020 beträgt 9 Tage. Eine definitive Beurteilung der Fruchtreife des Schwarzen Holunders und der Vogelbeeren kann aber erst im September gemacht werden, da noch Meldungen von mehreren Stationen ausstehen.
Das Wald-Weidenröschen blühte ab der letzten Junidekade im Flachland und stand im Juli und August in den Bergen in Blüte, an der Mehrzahl der Stationen zu einem normalen Zeitpunkt. Die ersten blühenden Herbstzeitlosen wurden ab Mitte August beobachtet. Ab Ende August werden sie häufiger zu beobachten sein.
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