In der Diskussion über Klimaschutz-Investitionen geht es viel um Technik. Etwa Windparks und Solarkraftwerke, riesige CO₂-Staubsauger oder ein Pipeline-Netz, das mit Grünstrom produzierten Wasserstoff als Energieträger der Zukunft verfügbar macht. Doch so wichtig innovative Technologien sind – der bedeutsamste Schauplatz beim Kampf gegen die Erderhitzung ist der Tropische Regenwald. Das zeigt eine in der Fachzeitschrift Global Sustainability veröffentlicht Studie unter Leitung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) in Zusammenarbeit mit der US-Forschungseinrichtung Environmental Defense Fund.
Um zu beziffern, wie relevant der Regenwald relativ zu anderen Klimaschutz-Aspekten ist, verwendet das Autorenteam das von dem US-Nobelpreisträger William Nordhaus entwickelte und weithin genutzte Klima-Ökonomie-Modell DICE: Es zeigt, zu welchen Kosten Klimaziele beim Einsatz des jeweils günstigsten Massnahmen-Mix erreicht werden können, bildete aber bislang das Klimaschutzpotenzial des Tropenwald-Schutzes nicht explizit mit ab.
In die Betrachtung mit ein fliessen nun neuere Daten zur CO₂-Bilanz der Regenwälder sowie Abschätzungen, was entsprechende Programme unmittelbar kosten – also wie teuer das Anpflanzen ist oder auch der Verzicht auf ökonomische Vorteile durch Rodung. Am Ende geht es dann um die Frage: Wie viel billiger wird es durch diese Modell-Erweiterung, den globalen Temperaturanstieg wenigstens auf zwei Grad relativ zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen?
„Auf einem Zwei-Grad-Pfad weist das Modell dann für den Zeitraum 2030 bis 2070 einen Aufwand von insgesamt 2,7 Billionen Dollar für Anti-Abholzungsmassnahmen und von weiteren 3,5 Billionen Dollar für Renaturierung aus“, bilanziert Sabine Fuss, die Leitautorin der Studie und Leiterin der MCC-Arbeitsgruppe Nachhaltiges Ressourcenmanagement und globaler Wandel. „Im Gegenzug spart die Menschheit aber, im Vergleich zur Modellvariante ohne Regenwald, Klimaschutz-Aufwendungen von 33,5 Billionen Dollar ein.“ Das heisst, jeder in den Regenwald investierte Dollar spart 5,40 Dollar für sonstigen Klimaschutz.
Dabei werden weitere Vorteile, wie der Erhalt der Artenvielfalt, der Schutzraum für indigene Völker und die lokale Umweltqualität, in der Studie ausdrücklich ausgeblendet, sie fokussiert ja auf Klimaschutz-Kosten.
Zur Einordnung erklärt MCC-Forscherin Fuss: „Dass der Schutz des Regenwaldes ganz oben auf die Agenda gehört, bedeutet nicht, dass man sich damit freikaufen kann – wir müssen parallel dazu in allen Sektoren raus aus der Nutzung fossiler Energieträger.“ Das grosse, bislang kaum genutzte Klimaschutz-Potenzial des Regenwaldes kann dabei eine gewisse Flexibilität schaffen. Es kann helfen, ein allzu schnelles Aufbrauchen des verbleibenden CO₂-Budgets und damit das Ansteigen von CO₂-Preisen abzumildern – oder eben auch ehrgeizigere Klimaziele in Reichweite zu halten. „Wenn wir Abholzung verhindern und Renaturierung fördern, erleichtert das also insgesamt die politische Machbarkeit von ambitioniertem Klimaschutz.“
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal zur Festigung und Bereicherung des Wissens»
Der Treibhausgas-Ausstoss in der Schweiz belief sich 2023 auf 40,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, rund 1 Million Tonnen weniger als 2022. Insgesamt lagen die Emissionen 26 Prozent tiefer als im Jahr 1990. Dies geht aus dem...
Nanoplastik, also Plastikteilchen mit einer Grösse von weniger als 1 Mikrometer, ist aufgrund seines geringen Gewichts weltweit verteilt. Ein vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniertes Forschungsteam hat nun im...
Um die Ausbreitung der invasiven Quaggamuschel in Schweizer Seen einzudämmen, empfehlen Forschende der Eawag rasch zu handeln und dabei auf flächendeckende Prävention, Früherkennung, und Eindämmung zu setzen. Sie regen zudem an,...
Für die Vorhersage von toxischen Algenblüten empfehlen Forschende der Eawag eine Kombination von Artbestimmung und chemischen Messungen. Eine neue Studie untermauert nun, dass es dafür kein Patentrezept gibt, sonders dass für...
Am 2. Februar 2025 lag die Temperatur am Nordpol mitten im arktischen Winter über dem Gefrierpunkt. Bereits heute verändert die Erderwärmung die Arktis dramatisch. Bis zum Jahr 2100 werden die Temperaturen weltweit im Schnitt um...