Heisser und extrem sonniger Juli
Von: mm/f24.ch
Nach dem zweitwärmsten Mai und Juni erlebte die Schweiz den viertwärmsten Juli seit Beginn der Messungen im Jahr 1864, mit 2,4 °C über der Norm 1991-2020. Für die Alpensüdseite war es sogar der zweitwärmste Juli, nach dem Juli 2015. Die Niederschläge waren im Allgemeinen defizitär, manchmal auch ausgeprägt. Die Sonneneinstrahlung war in der gesamten Schweiz überdurchschnittlich. An einigen Orten war es der sonnigste Juli seit Beginn der Messungen.
Julitemperatur
Im Landesdurchschnitt lag die Julitemperatur um 2,4 °C über der Norm 1991-2020. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1864 waren nur der Juli 2015, 2006 und 1983 wärmer, mit einer Überschreitung der Norm um etwa 3 °C.
Mehrere Messstandorte in den Alpen und auf der Alpensüdseite verzeichneten den zweitwärmsten Juli nach dem Juli 2015. Dies war der Fall am Grossen-St-Bernard-Pass, auf dem Jungfraujoch, in Sils-Maria, in Lugano und in Locarno / Monti. Der Walliser Standort Grächen erlebte sogar den wärmsten Juli seit Messbeginn 1864 mit einer Überschreitung der Norm 1991-2020 von 3,1 °C.
Kräftige Gewitter
Der Juli 2022 startete gewitterhaft. Am 1. Juli entluden sich vor allem in den östlichen Alpen und auf der Alpensüdseite kräftige Gewitter. Das obere Vorderrheintal erhielt innert Tagesfrist rund 50 mm Niederschlag. In der oberen Leventina fielen 40 bis 60 mm.
Nach zwei sonnigen Tagen mit hochsommerlichen Tageshöchstwerten von 29 bis 32 °C im Norden und 30 bis 34 °C im Wallis und auf der Alpensüdseite, entstanden in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli erneut kräftige Gewitter. Sie setzten sich am 4. Juli auch tagsüber fort. Betroffen waren vor allem der Alpennordhang und das Wallis. Auch die Genfer Region zwischen Meinier und Jussy war von den Unwettern betroffen. Viel Regen in kurzer Zeit verursachte am Abend des 4. Juli am Oberlauf der Emme Überflutungsschäden.
Während der Gewitter fiel am 1. Juli im mittleren Tessin Hagel. Am 3. und 4. Juli waren mehrere Gebiete der Schweiz beidseits der Alpen von Hagel betroffen.
Anhaltendes Hochdruckwetter
Ab dem 5. Juli stellte sich eine langdauernde Periode mit meist sonnigem Hochdruckwetter ein. Bis zum 12. Juli wehte auf der Alpennordseite die Bise, was die Temperatur etwas dämpfte. Die Tageshöchstwerte stiegen nördlich der Alpen verbreitet auf 27 bis 29 °C. Im Wallis und auf der Alpensüdseite lagen die Höchstwerte zwischen 31 und 33 °C.
Grosse Hitze
Am 13. Juli erreichten die Tageshöchstwerte nördlich der Alpen vielerorts 30 bis 32 °C. In Genf, in Beznau und Leibstadt stiegen sie über 33 °C, ebenso im Wallis in Sion und in Visp. Auf der Alpensüdseite blieben die Tageshöchstwerte am 13. Juli meist unter 30 °C. Einzig Stabio und Biasca registrierten knapp 31 °C.
Heisse Luft aus Südwesten trieb am 14. Juli die Tageshöchstwerte nördlich der Alpen und im Wallis verbreitet auf 32 bis 34 °C. Lokal gab es auch 35 bis über 36 °C. Die höchsten Werte registrierten Genf mit 36,4 °C und Sion mit 36,3 °C. Auf der Alpensüdseite bewegten sich die Tageshöchstwerte meist zwischen 30 und 32 °C. Stabio meldete knapp 33 °C.
Am 15. und 16. Juli gab es nördlich der Alpen eine leichte Entspannung. Mit kühlerer Luft aus Nordwesten blieben die Höchstwerte in der Nordwestschweiz sowie im zentralen und östlichen Mittelland vielerorts unter 30 °C. Vom Neuenburgersee bis zum Genfersee erreichten die Höchstwerte 30 bis 33 °C, im zentralen Wallis 32 bis 34 °C und auf der Alpensüdseite 34 bis 36 °C.
Das Hitzemaximum
Ab dem 17. Juli stiegen die Tageshöchstwerte wieder verbreitet auf 30 °C und mehr. Am 18. Juli gab es am Genfersee und im Wallis Höchstwerte über 35 °C und im Südtessin knapp 34 °C.
Der 19. Juli war für weite Teile der Alpennordseite der heisseste Tag in diesem Juli. Die Tageshöchstwerte stiegen nördlich der Alpen und im Wallis vielerorts auf 33 bis 35 °C. Lokal gab es auch 36 °C und mehr. Auf der Alpensüdseite lagen die höchsten Werte zwischen 33 und 34,5 °C. Die höchste Temperatur in der Schweiz registrierte Genève-Cointrin mit 38,1 °C. Auf der Alpensüdseite meldete Stabio mit 34,5 °C den höchsten Wert. Am 19. Juli blieben die Tageshöchstwerte auf der Alpensüdseite unter jenen vom 15. Juli.
Am zentralen und östlichen Alpennordhang und im Flachland der Nordostschweiz wurden die Maxima am 25.7 erreicht.
Lokal hohe Tagesmaxima
Am 19. Juli 2022 wurden in der westlichen Landeshälfte lokal sehr hohe Tagesmaximum-Temperaturen verzeichnet. Genève-Cointrin registrierte mit 38,1 °C den dritthöchsten Wert seit Messbeginn 1864. Rang 2 belegt der 28. Juli 1921 mit 38,9 °C. Der Rekord von 39,7 °C stammt vom 7. Juli 2015. Payerne meldete mit 36,2 °C den vierthöchsten Wert in der seit 1964 verfügbaren Messreihe. Der Rekord von 37,9 °C stammt ebenfalls vom 7. Juli 2015.
Hoch lag die Tagesmaximum-Temperatur auch in Basel mit 36,5 °C und in Sion mit 36,8 °C. Der Wert von Basel fällt nicht unter die höchsten an diesem Messstandort. In Sion war es das achthöchste Tagesmaximum in der seit 1958 verfügbaren Messreihe. Mehrere weitere Messstandorte registrierten ebenfalls einen der zehn höchsten Werte seit Messbeginn.
Auch in der Höhe sehr heiss
Vom 20. bis 25. Juli blieben die Bedingungen insgesamt unter Hochdruckeinfluss mit hohen Temperaturen. Die Hitzewelle setzte sich über dem Genferseebecken, dem Wallis und der Alpensüdseite fort. Trotzdem kam es am 20. Juli auf der Alpennordseite und im Wallis sowie in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli in fast der ganzen Schweiz zu teils heftigen Gewittern mit Hagel und starken Windböen (99 km/h in Basel / Binningen am 20. Juli).
Am 21. Juli wurde auf dem 3294 m hohen Piz Corvatsch (GR) mit 14 °C die höchste Temperatur seit Beginn der Messungen im Jahr 1979 gemessen. Der bisherige Rekord datiert vom 26. Juni 2019 mit 13,3 °C. Am 22. Juli war es die Station Stabio (TI), die mit einer Temperatur von 36,5 °C einen neuen Hitzerekord seit Messbeginn 1981 verzeichnete. Der bisherige Rekord datiert vom 29. Juli 1983 mit 36,3 °C.
Am 25. Juli um 2.00 Uhr wurde mittels Wetterballon von Payerne die Nullgradgrenze auf einer Höhe von 5184 Metern bestimmt. Dies war die höchste Höhe seit Beginn der Messungen mit Wetterballons im Jahr 1954. Der bisherige Rekord datiert vom 20. Juli 1995, als die Nullgradgrenze auf 5117 m gemessen wurde.
Etwas weniger warm am Ende des Monats
Nach dem Durchzug einer Kaltfront in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli mit Gewittern, vor allem entlang der Alpennordhänge und in Graubünden, sanken die Temperaturen auf der Alpennordseite und im Wallis. Nach 16 Hitzetagen (Höchsttemperatur von 30 °C oder mehr) in Folge in Sitten und 14 in Genf fielen die Temperaturen am 26. Juli unter diese Schwelle.
Auf der Alpensüdseite war der 26. Juli mit Werten von bis zu 36 °C in Biasca erneut ein sehr heisser Tag. Im Mittel- und Südtessin entluden sich am Abend Gewitter.
Am 27. und 28. Juli war das Wetter meist sonnig mit mäßiger Hitze. Am 27. Juli stiegen die Temperaturen auf der Alpennordseite und im Wallis auf 25 bis fast 30 °C an. Im Süden wurde die 30 °C-Marke mit bis zu 32,8 °C in Stabio nochmals überschritten. Am 28. Juli wurde die 30 °C-Marke erneut lokal überschritten, ebenfalls auf der Alpennordseite und im Wallis. Am Ende des Tages entluden sich nochmals Gewitter, vor allem in den Alpen und im Süden.
Eine für ihre Dauer aussergewöhnliche Hitzewelle
Die Hitzewelle, die vor allem die Südhälfte der Schweiz betraf, war für die Höchsttemperaturen nicht besonders aussagekräftig, da nur sehr wenige neue Hitzerekorde gemessen wurden. Was die Hitzewelle aussergewöhnlich machte, war ihre Dauer und Intensität, gemessen an der durchschnittlichen Tagestemperatur. Mit ihrer Dauer vom 14. bis zum 26. Juli gehörte sie zu den längsten und intensivsten, die je auf der Alpensüdseite gemessen wurden, und ist nur mit denen vom Juli 2015 und August 2003 vergleichbar.
Für die Messstation in Lugano war es mit einer Dauer von 14 Tagen sogar die längste jemals gemessene Hitzewelle. Ein ausführlicher Blog-Artikel dazu wurde von MeteoSchweiz am 27/28. Juli 2022 veröffentlicht.
Wenig Regen
Als Folge der anhaltenden Hochdruckverhältnisse fehlte der Regen. Die Monatssummen blieben in der ganzen Schweiz deutlich unter der Norm 1991–2020. In einigen Gebieten fiel weniger als ein Drittel der Norm. Regional herrschte eine ausgeprägte Wasserknappheit, zum Beispiel im Südtessin, in Teilen der Westschweiz und im Kanton Schaffhausen.
Lokal rekordverdächtig viel Sonnenschein
Dieser Juli war ein extrem sonniger Monat. Einige Stationen in den Flachlandregionen der Alpennordseite und des Wallis haben mehr als 300 Sonnenstunden gemessen. An einigen Orten war es der sonnigste Juli seit Beginn der homogenisierten Sonnenscheinmessungen im Jahr 1959, so in La Chaux-de-Fonds, Neuchâtel, Sion, Montana, Luzern und Lugano. Es war auch der sonnigste Juli seit Beginn der Messungen im Jahr 1886 in Basel und 1897 in Genf.
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