"Manege frei" im Oberstufenzentrum Fischingertal
Von: Hans Berger
„Zirkusluft, ein bisschen Zirkusluft, ein Hauch Manegenduft, hält uns ein Leben lang in seinem Bann, Zirkusluft - wer die geatmet hat, der weiss genau, dass er sie nie entbehren kann.“ So umschrieb vor über fünfzig Jahren der imaginäre deutsche Seemann und Schlagersänger Freddy Quinn seine Begeisterung für den Zirkus. Wohl wissend, dass auch die Musik dieselbe Faszination in sich birgt, betitelte vergangenen Samstag die Musikschule Region Stein den Instrumententag im Oberstufenzentrum Fischingertal in Mumpf mit „Hereinspaziert – Manege frei“
Zirkusluft riecht allerdings nicht immer nur nach Sägespänen und Schweiss, um sie einatmen zu können braucht es auch nicht zwingend Seiltänzerinnen, Artisten, Clowns und Tiger; unerlässlich aber, so zumindest am vergangenen Samstag am Instrumententag im Oberstufenzentrum Fischingertal, sind die Dompteure, welche auch mit MusiklehrerIn bezeichnet werden können.
Bis die Zirkusluft allerdings mit selbiger Spannung und neugieriger Erwartung wie in Mumpf geladen ist, bedarf es harter Arbeit und viel Erfahrung. Dass die Musikschule Region Stein beide Vorbedingungen erfüllt, bewiesen deren „Dompteusen“ und „Dompteure“ bereits im Februar anlässlich des Jahreskonzertes „Eine musikalische Schlittenfahrt“
Luftsprünge
Das Herz der vielen erwachsenen Besucherinnen und Besucher jedenfalls muss vergangenen Samstagmorgen Luftsprünge gemacht haben, als sie das Oberstufenzentrum Fischingertal betraten und wahrnehmen konnten, wieviel Engagement die Lehrkräfte der Musikschule Region Stein aufbringen, damit auch weiterhin Musik von Hand gemacht werden kann.
Dies ganz im Sinne des deutschen Liedermachers Reinhard Mey: „Da lob` ich mir ein Stück Musik von Hand gemacht, noch von einem richt'gen Menschen mit dem Kopf erdacht. 'ne Gitarre, die noch wie eine Gitarre klingt und 'ne Stimme, die sich anhört, als ob da einer singt. Halt ein Stück Musik aus Fleisch und Blut, meinetwegen auch mal mit 'nem kleinen Fehler, das tut gut.“
Ohren zu und durch
Am Letzteren mangelte es bei der Instrumentalvorstellung nicht, wenn die Kids zum ersten Mal ein Instrument zupften, bliesen, druckten. Die Lehrerschaft ignorierte jedoch die jedes Musikerohr schmerzenden Misstöne und motivierte ihre potentielle „Kundschaft“, weiter zu machen.
Es war eine Leichtigkeit zu erahnen, wieviel Geduld die Lehrkräfte aufwenden müssen, bis ihre SchülerInnen einem Instrument angenehm klingende Töne und erst recht Harmonien entlocken können und zudem auch noch mit dem vorgegebenen Rhythmus in Einklang zu bringen vermögen.
Qual der Wahl
Die richtige Instrumentenwahl ist für die Kinder indes genauso schwierig wie in wenigen Jahren die Berufswahl. Sie ist entscheidend für die Freude am musizieren. Wer kein musikalisches Vorbild hat, ist bei dem reichhaltigen Angebot überfordert. War die Wahl falsch, sind dann Bemerkungen wie: „Aller Anfang ist schwer“, oder „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ weder besonders tröstlich, noch antörnend.
Ratgeber
Das Wissen darum, dass nur Motivation und nicht Zwang ihre Sprösslinge zum musikalischen Erfolg führt, macht es aber auch den Eltern nicht einfach, ihrem Kind beratend zur Seite zu stehen. Zumal der Entscheid dann auch noch mit Kosten verbunden ist.
Bezüglich des richtigen Einstiegsalters meinte ein Lehrer: Das ideale Alter sei dann, wenn das Kind wisse, was es wolle. Das könne sowohl mit sieben Jahren wie auch erst mit neun Jahren sein. Es sei jedoch sehr gefährlich, wenn Eltern wollen, dass ihr Kind Klavier spiele, weil sie es selbst nicht spielen konnten oder durften. Wichtig für die Instrumentenwahl sei auch der derzeitige musikalische Geschmack der Suchenden. Wenn zum Beispiel jemand gerne Hardrock höre, sei es unsinnig, dem Kind eine Violine schmackhaft machen zu wollen.
Musik ist…
Dem Zitat des französische Schriftstellers Victor Hugo (1802-1885) „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist,“ ist abschliessend genau so wenig zuzufügen wie jenem von Ludwig van Beethoven /1770-1827): „Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie“.
Ja, und wenn in ferner Zukunft die JungmusikerInnen eines Tages erkennen, wie recht doch der grosse Violinist Isaac Stern (1920-2001) hatte, als er provokativ feststellte: „Das grösste Verbrechen eines Musikers ist es, Noten zu spielen, statt Musik zu machen“, dann sind sie reif für den grossen Auftritt in der „Musik-Manege“.
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