Strasse oder Schiene? - Eine «entgleisende» Entwicklung
Von: Stefan Meierhans, Audrey Regli
Wir alle haben uns sicherlich schon einmal gefragt, mit welchem Verkehrsmittel wir am besten in die Stadt, zum Sport oder zur Arbeit gelangen. Die jeweilige Antwort darauf hängt natürlich von mehreren Faktoren ab, etwa vom Umweltbewusstsein, der Fahrzeit oder dem persönlichen Komfort. Doch wie in vielen anderen Bereichen auch, scheint jedoch vor allem ein Faktor entscheidend zu sein - der Preis.
Eine Reise durch das vergangene Jahrzehnt
Seit über zehn Jahren beobachtet der Preisüberwacher Stefan Meierhans nun schon sehr genau, wie sich die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr entwickelt.
Schon im Jahr 2013 zeigte das Ergebnis seiner Untersuchung eine beunruhigende Tendenz für den Zeitraum 1990–2013: Der motorisierte Individualverkehr wurde aufgrund sinkender Treibstoffpreise und niedrigerer Anschaffungskosten immer günstiger.
Im Gegensatz dazu entwickelten sich die Preise für den öffentlichen Verkehr umgekehrt – und besonders ärgerlich – sie stiegen stärker als die allgemeine Teuerung. Leider hat sich diese Situation im Laufe der Zeit nicht verbessert. Im Gegenteil: 2016 stellte der Preisüberwacher fest, dass sie sich weiter zugespitzt hatte, dass wirtschaftliche Faktoren wie die negative Teuerung oder der starke Franken keinerlei Auswirkungen auf die Kosten der Billett-Preise hatten.
Auch die Entwicklung von 1990−2020 war nicht wirklich erfreulicher. In seinem Blog forderte der Preisüberwacher 2020 eine Reduktion der öV-Tarife, weil die Trassenpreise gesenkt worden waren aber diese Reduktionen nicht an die Reisenden weitergegeben wurden.
Wie sieht es heute aus?
Es sieht nicht gut aus: Das Verhältnis der Preis-/Kostenentwicklung zwischen Schiene und Strasse verschlechterte sich in den letzten 10 Jahren immer weiter. Auf einigen Streckenabschnitten haben sich die Preise des öffentlichen Verkehrs seit 1990 verdoppelt, während die Kosten für ein Auto nur um den Faktor 1.24 gestiegen sind.
2013 gab es eine Differenz, doch diese entwickelte sich bis 2024 zu einer grossen Kluft. Gerade im öV- Bereich ist diese Entwicklung eine «Entgleisung» sondergleichen, da sie den Mobilitätszielen des Bundes eindeutig zuwiderläuft; diese streben einen höheren Anteil des öffentlichen Verkehrs an (Modal Split). Die Preise im Regionalverkehr haben heute ein Niveau erreicht, das die von der Bundesverfassung vorgeschriebene Angemessenheit der Preise in Frage stellt.
Nach der Entgleisung zurück in die Spur
Es ist entscheidend, diese Entwicklung nicht als unabänderlich hinzunehmen, sondern sie zu stoppen. Wie eingangs erwähnt, ist der Preis ein wesentliches Kriterium bei der Wahl des Verkehrsmittels. Will man den Modal Split erhöhen, muss man das beachten und die politische Weichenstellung danach ausrichten. Eine frühzeitige Abstimmung zwischen legitimen Bedürfnissen und deren Finanzierung ist dafür notwendig.
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