Ankommen statt unterwegs sein
Von: Annika Essmann
Eine veränderte Mobilitätskultur, und damit Veränderungen im individuellen Verhalten, ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Mobilität. Denn technologische Innovationen wie Elektrifizierung und Digitalisierung allein sind nicht ausreichend, um die ambitionierten politischen Ziele – wie beispielsweise Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 – zu erreichen. Die neue Publikation des Projekts „Integrierte Stadtentwicklung und Mobilitätsplanung“ der Akademie der Technikwissenschaften (acatech) verortet individuelles Verhalten im Kontext von Raum und Mobilität und zeigt Gestaltungspotenzial für Veränderungen auf.
Mobilitätsverhalten ist mehr als die Frage, ob jemand mit dem Rad oder dem Auto unterwegs ist. „Tatsächlich sind auch weitere Entscheidungen eng mit der Regional- und Stadtgestaltung sowie dem Verkehrssystem verbunden: wo wir wohnen, wo wir arbeiten, welchen Aktivitäten wir nachgehen und wie wir zu diesen Orten gelangen“, sagt Klaus J. Beckmann, Projektleiter und acatech Mitglied.
Die Entscheidung für einen bestimmten Arbeitgeber beispielsweise kann das individuelle Mobilitätsverhalten sehr langfristig prägen. Dabei entstehen Routinen, die nur sehr schwer zu durchbrechen sind. Neben Raum- und Verkehrsstrukturen sind es nämlich auch individuelle Faktoren wie Normen, Werte und Einstellungen oder soziodemografische Faktoren, die unser Verhalten bestimmen.
Interventionen können das Verhalten positiv verändern
Für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Mobilität ist es erforderlich, Routinen zu durchbrechen und ein Verhalten zu fördern, das auf kurzen Wegen und aktiver Mobilität basiert. Interventionen können helfen, Veränderungen anzustossen. Die Wirksamkeit von Interventionen wird erhöht, wenn diese sich an den unterschiedlichen Verhaltensweisen und Einflussfaktoren orientieren.
Das bedeutet, dass nicht nur Raum- und Verkehrsstrukturen angepasst werden, sondern auch Informationsangebote sowie Anpassungen der rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen erforderlich sind. Das eröffnet auch neue individuelle Möglichkeiten, mehr Wahlfreiheit und gesellschaftliche Teilhabe.
Unsere Verhaltensweisen sind stark geprägt vom gesellschaftlichen und strukturellen Kontext. Verhaltensänderungen sind daher mehr als eine individuelle Aufgabe: „Für die Mobilitätswende ist ein Kulturwandel erforderlich. Dafür müssen wir über unser Verhalten, unsere Siedlungen und unser Alltagsleben neu diskutieren. Wir müssen anders denken und anders handeln, wenn es um das Thema Mobilität geht.
Kurz gesagt: wir brauchen eine neue Mobilitätskultur!“ sagt Helmut Holzapfel, Projektleiter und acatech Mitglied. Nur so könne ein Wandel in Richtung einer gesamtgesellschaftlich nachhaltigen Mobilität gelingen.
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